Vertrieb

Commerzbank baut digitale Beratungszentren auf

Die Corona-Pandemie hat sich für wenig frequentierte Bankfilialen als Sargnagel erwiesen. Um den Kontakt zum Kunden zu halten, plant die Commerzbank den Aufbau von digitalen Beratungszentren.

Commerzbank baut digitale Beratungszentren auf

Von Anna Sleegers, Frankfurt

Um den mit den geplanten Filialschließungen einhergehenden Verlust von Vertriebskraft abzufedern, plant die Commerzbank den Aufbau von gut einem Dutzend digitalen Beratungszentren in ganz Deutschland. Wie in Konzernkreisen zu erfahren ist, sollen dort jeweils 50 bis 100 Beschäftigte Kunden aus ganz Deutschland telefonisch und über digitale Kanäle betreuen. Ein Sprecher der Bank bestätigte die Pläne im Grundsatz, wollte aber auf Details mit Blick auf die noch laufenden Verhandlungen im Rahmen des Teil­interessenausgleichs für die geplanten Filialschließungen nicht eingehen. Bereits geeinigt habe man sich jedoch darauf, dass im Oktober an den Pilotstandorten Quickborn, Düsseldorf und Berlin drei „temporäre Remotecenter“ in Betrieb genommen werden.

Erfahrene Berater gesucht

Wie viele Beschäftigte an den Pilotstandorten arbeiten sollen, sagte der Sprecher nicht, da der Bewerbungsprozess noch laufe. Da die neuen Beratungszentren das gesamte Dienstleistungsangebot der Bank einschließlich Wertpapierberatung und Baufinanzierungen bieten sollen, würden für die Stellen ausgebildete Bankkaufleute mit Erfahrung in der Kundenberatung gesucht. „Es wird sich um attraktive Arbeitsplätze handeln“, ergänzte er. Schließlich reagiere die Commerzbank mit dem neuen Beratungskonzept auf das infolge der Digitalisierung dauerhaft veränderte Verhalten ihrer Kunden.

Offensichtlich spekuliert die Commerzbank darauf, die Beschäftigten der Filialen zum Wechsel in die digitalen Beratungszentren zu bewegen. Im Zuge des Konzernumbaus, mit dem der seit Jahresbeginn amtierende Vorstandschef Manfred Knof die Commerzbank profitabler machen will, sollen 340 von rund 790 Filialen geschlossen werden, davon 240 noch in diesem Jahr.

Losgehen soll es mit den Filialschließungen im Oktober, also in etwa zeitgleich mit der Inbetriebnahme der drei Pilot-Beratungszentren. Früheren Angaben der Bank zufolge werden in Berlin 8 von 36 Filialen, in der „Region West“, die Nordrhein-Westfalen und Teile von Niedersachsen umfasst, 99 Standorte und in Schleswig-Holstein 17 von 35 dauerhaft schließen. Die drei Digitalzentren in Berlin, Düsseldorf und Quickborn könnten der internen Planung zufolge jeweils bis zu 100 Beratern aus den betroffenen Filialen eine neue Perspektive bieten. Bewährt sich das Konzept in der Pilotphase, soll ein weiteres Beratungszentrum mit rund 100 Beschäftigten in Frankfurt an den Start gehen. Kleinere Zentren mit jeweils 50 bis 75 Beschäftigten sind dem Vernehmen nach in Hannover, Mannheim, Leipzig/Halle, Düsseldorf, Köln, Nürnberg, München, Stuttgart und Dresden sowie bei der Konzerntochter CDS in Duisburg geplant.

Verhandelt wird dem Vernehmen nach über die Dauer des Kündigungsschutzes nach dem Wechsel von den Filialen in die Beratungszentren. Im Gegenzug dürfte die Commerzbank versuchen, den Arbeitnehmern Zugeständnisse bei den Servicezeiten abzuringen, um den Bedürfnissen der digitalaffinen Kunden nach Beratung außerhalb der eigenen Arbeitszeiten entgegenzukommen. Bei der bislang nicht tarifgebundenen Tochter CDS wäre ein auf das Wochenende erweitertes Serviceangebot vergleichsweise einfach umsetzbar.

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