Identity Wallets

Neosfer bringt mit Lissi erste Ausgründung hervor

Mit dem Identity-Wallet-Start-up Lissi hat der Commerzbank-Inkubator Neosfer (ehemals Main Incubator) sein erstes Start-up an den Markt gebracht.

Neosfer bringt mit Lissi erste Ausgründung hervor

Erste Ausgründung für Neosfer

Identity-Wallets-Start-up Lissi bekommt externen Investor – Commerzbank-Inkubator schlüpft in Investorenrolle

Die Forschungs- und Entwicklungseinheit der Commerzbank hat mit Lissi ihr erstes Start-up hervorgebracht. Das Jungunternehmen sicherte sich durch den Einstieg eines Wagniskapitalgebers einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag. Für Neosfer (ehemals Main Incubator) ist der Deal ein wichtiger Meilenstein.

phh Frankfurt

Nach zehn Jahren bringt der Inkubator der Commerzbank seine erste echte Ausgründung hervor. Wie Neosfer (ehemals Main Incubator) am Montag bekannt gab, geht Lissi als unabhängiges Start-up an den Start. Das Unternehmen ist im Bereich sogenannter Identity Wallets aktiv und beschäftigt sich im weitesten Sinne mit digitalen Identitäten.

Das Geschäftsmodell besteht darin, Privat- und Unternehmenskunden sowie Kommunen mithilfe einer Softwarelösung verifizierte Nachweise auszustellen, zu speichern und zu verifizieren. Die Grundidee dahinter ist, dass Privatpersonen ihre Identität im Internet künftig zentral in einer eigenen Wallet speichern können, auf die externe Unternehmen dann mit Erlaubnis zugreifen können.

Identity Wallet gemäß neuer EU-Verordnung

Wo sich Kunden im Internet bislang beispielsweise schon mit ihren Google-, Amazon- oder Facebook-Accounts anmelden können, soll mit der digitalen Wallet künftig eine weitere Anmeldemöglichkeit zur Verfügung stehen. Der Unterschied: Die Hoheit über die Identitätsdaten soll bei den Privatpersonen und nicht den jeweiligen Unternehmen liegen. Darauf zielt auch eine neue Regelung der Europäischen Union ab. Die eIDAS-Verordnung soll Europäische digitale Identitäts-Wallets (EUDI) einführen. Lissi will dafür der führende Softwareanbieter werden.

Lissi ist noch in der Frühphase

Noch befindet sich das Start-up allerdings in einer sehr frühen Phase, wie die beiden Neosfer-Geschäftsführer Kai Werner und Matthias Lais im Gespräch mit der Börsen-Zeitung betonen. Die beiden langjährigen Commerzbanker haben in der Ideenschmiede der Bank seit 2019 an dem Projekt gearbeitet. Nun wurde Lissi aus der Venture-Building-Einheit von Neosfer in die Venture-Capital-Einheit überführt.

Geleitet wird Lissi von den Gründern Helge Michael, Sebastian Bickerle und Adrian Doerk, die auch Unternehmensanteile halten. Neosfer – und damit indirekt die Commerzbank – zieht sich mit diesem Schritt operativ aus dem Unternehmen zurück und wechselt in die Rolle eines Investors. Mit 9.5 Ventures ist zudem ein externer Wagniskapitalgeber bei Lissi eingestiegen. Zu den genauen Gesellschafteranteilen und der Unternehmensbewertung wollte sich Neosfer nicht äußern.

Neosfer bleibt beteiligt

Laut Werner und Lais ist Lissi in einem ersten Schritt nun über Wagniskapital ein niedriger einstelliger Millionenbetrag zugeflossen. "Wir haben das Start-up so aufgestellt, dass es für sich alleine stehend für Venture Capital interessant ist", sagt Lais. Das bedeute, dass die Commerzbank über die bei Venture-Capital-Deals üblichen Vetorechte hinaus keine besonderen Kontrollrechte habe.

Wir haben das Start-up so aufgestellt, dass es für sich alleine stehend für Venture Capital interessant ist.

Matthias Leis, Neosfer

Während andere Ideen aus dem Inkubator in die Commerzbank integriert wurden, wird Lissi rechtlich verselbständigt. Der Grund dafür ist, dass es sich bei ihrem Geschäftsmodell um kein reines Bankenmodell handelt. Die Anwendungsfälle sind den beiden Neosfer-Managern zufolge breiter gestreut. Neben Banken seien auch Kommunen und Unternehmen potenzielle Kunden.

Kommunen könnten dadurch beispielsweise den Prozess rund um den Personalausweis digitalisieren, wozu mit der Stadt Köln bereits ein Pilotprojekt laufe. Unternehmen könnten die Software beispielsweise nutzen, wenn es um die Kommunikation zwischen vernetzten Maschinen geht. Lissis wichtigster Wettbewerber ist das Fintech Trinsic aus den USA, das an denselben Themen arbeitet.

Für Neosfer ist die Ausgründung ein wichtiger Meilenstein. Unter dem Dach von Neosfer bündelt die Commerzbank ihre Frühphasen-Investments (Invest), ihre Eigenentwicklung von Geschäftsmodellen (Build) und den Aufbau von digitalen und nachhaltigen Ökosystemen (Connect). 2022 machte die Forschungs- und Entwicklungseinheit laut Geschäftsbericht nach Steuern 1,5 Mill. Euro Verlust.

Wertberichtigt Seite 2

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