EIB-Jahresbilanz

Corona-Hilfen heben EU-Förderbank auf ein neues Level

Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat dank des Garantiefonds, der im Kampf gegen die Coronakrise aufgelegt wurde, das höchste Finanzierungsvolumen in ihrer bisherigen 63-jährigen Geschichte verbucht.

Corona-Hilfen heben EU-Förderbank auf ein neues Level

ahe Brüssel

Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat im vergangenen Jahr ihr Finanzierungsvolumen um 23% auf rund 95 Mrd. Euro deutlich erhöht. Beim Europäischen Investitionsfonds (EIF) wurde das Volumen sogar mehr als verdoppelt, wie die EU-Bank am Donnerstag bekannt gab. Fast die Hälfte der Förderung erhielten kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU).

Für das deutlich größere Volumen war im Wesentlichen der Europäische Garantiefonds (EGF) verantwortlich. Dieser war 2020 im Rahmen der europäischen Coronahilfen für Unternehmen aufgelegt worden. Mittlerweile wurden 23,2 Mrd. Euro aus dem Fonds genehmigt. Auf 2020 entfielen davon wegen eines späten Anlaufens der Hilfen lediglich 5,4 Mrd. Euro. Mittlerweile wurden 401 Projekte gefördert.

Fünf Länder ausgestiegen

Der EGF sollte ursprünglich 25 Mrd. Euro an Garantien bereitstellen, über die im Unternehmenssektor bis zu 200 Mrd. Euro an zusätzlichen Investitionen mobilisiert werden sollten. Da fünf kleinere EU-Mitgliedsstaaten aber ausstiegen, sank das Volumen auf 24,4 Mrd. Euro. Nach Angaben der Bank sind aus den aktuell genehmigten Finanzierungen Investitionen in Höhe von 174,4 Mrd. Euro zu erwarten.

EIB-Chef Werner Hoyer zeigte sich dennoch mit dem Ergebnis zufrieden. Dass weniger Investitionen mobilisiert wurden als ursprünglich gedacht, erklärte er mit dem insgesamt geringeren, aber auch noch nicht ausgeschöpften Fondsvolumen, sowie vor allem auch mit der geringeren Risikobereitschaft der Mitgliedsstaaten bei den Projekten. Die Bank habe den angekündigten Multiplikator des Fonds auch erreicht, betonte Hoyer. „Der EGF ist eine Erfolgsgeschichte.“

Nach Einschätzung von Hoyer wäre der Garantiefonds angesichts der positiven Erfahrungen durchaus auch replizierbar, um so einen Teil des großen Investitionsbedarfs in den EU-Mitgliedsstaaten zu decken. Der EGF sei „ein interessantes Instrument, das wir in Europa noch nicht effizient genutzt haben.“ Seit Beginn der Pandemie hat die EIB-Gruppe insgesamt bereits 59 Mrd. Euro für die Bewältigung der Coronakrise und ihre wirtschaftlichen Folgen bereitgestellt. Im vergangenen Jahr flossen allerdings noch mehr Mittel in die grüne Transformation der europäischen Wirtschaft. Insgesamt bezeichnet die Förderbank 43% (i.V. 40%) ihrer Finanzierungen als „grün“. Ziel ist, diesen Anteil weiter auf 50% zu steigern.

Atomstreit ohne Auswirkung

Sollte die EU-Kommission tatsächlich wie angekündigt in der Taxonomie auch Atomkraft und Erdgas unter bestimmten Umständen als nachhaltig klassifizieren, würde dies an der Investitionspolitik der Bank im Energiebereich nichts ändern, wie Hoyer betonte. Die EIB unterstütze grundsätzlich langfristige Transformationen und habe ohnehin noch nie in Atomenergie investiert.

Der Förderbank-Chef warnte in diesem Zusammenhang davor, den Übergang von Erdgas zu „sauberen“ Gasprojekten zu kompliziert zu gestalten. Für die EIB sei bei der Emission grüner Bonds schon immer das Vertrauen der Investoren und Märkte entscheidend gewesen, sagte Hoyer mit Blick auf die EU-Taxonomie. Was als nachhaltig gekennzeichnet werde, müsse auch einen grünen Inhalt haben.

Schub für Nachbarschaft

Rund 8 Mrd. Euro der Finanzierungen der Bank flossen im vergangenen Jahr in Entwicklungsprojekte und Partnerschaften außerhalb der EU, vor allem in den Nachbarschaftsregionen. Künftig werden alle diese Projekte mit den entsprechenden Ressourcen in der neuen Einheit „EIB Global“ gebündelt. Über diesen Geschäftsbereich mit einer klaren Managementstruktur könne die Bank noch besser und gezielter agieren, hieß es. „EIB Global“ soll dabei auch die Zusammenarbeit mit lokalen Instituten und anderen multilateralen Entwicklungsbanken intensivieren.

Die Europäische Investitionsbank will in diesem Rahmen auch ihre Präsenz in Entwicklungsländern verstärken. In der kenianischen Hauptstadt Nairobi hatte das Institut im November bereits das erste Regionalzentrum in Afrika eröffnet.

Europäische Investitionsbank (EIB)
in Mrd. Euro20212020
Finanzierungen Gruppe94,8976,80
 EIB65,3666,09
 EIF30,5012,87
Ermöglichte Investitionen360270
Mittelaufnahme55,2670,00
Anteil grüner Finanzierungen (%)4340
Quelle: EIB Börsen-Zeitung
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