Credit Suisse leckt ihre Wunden
dz Zürich
Die Credit Suisse blickt in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Geschäftsbericht auf „ein sehr enttäuschendes Jahr“ zurück. Die Bank verlor im Geschäft mit dem Hedgefonds Archegos rund 5 Mrd. Dollar. Eine mit Hilfe des insolventen Lieferketten-Finanzierers Greensill aufgelegte Familie von Investmentfonds wird derzeit liquidiert. Die Bank läuft offenen Forderungen von über 2 Mrd. Dollar hinterher, die sie für ihre Kunden noch eintreiben muss. Alles in allem hat Credit Suisse im zurückliegenden Jahr knapp 1,7 Mrd. sfr verloren und aufgrund der erwähnten Vorkommnisse auch einen Reputationsschaden erlitten, wie der Geschäftsbericht in einer verschlungenen Formulierung einräumt („some slowdown in franchise momentum“).
Gehalt sinkt deutlich
Vor diesem Hintergrund wird sich auch CEO Thomas Gottstein nicht gewundert haben, dass sein Jahressalär 2021 um 57% auf 3,75 Mill. sfr zusammengeschmolzen ist. Gottsteins Bonus, also die variablen Lohnbestandteile, sind von 3,59 Mill. sfr 2020 auf nurmehr 0,81 Mill. sfr zurückgegangen. Das höchste Gehalt in der 15-köpfigen Credit-Suisse-Geschäftsleitung bezieht inzwischen der langjährige Finanzchef David Mathers. Der Brite kam 2021 auf ein Gesamtgehalt von 4,12 Mill. sfr.
Der neue Verwaltungsratspräsident Axel Lehman soll weiterhin gleich viel verdienen wie seine Vorgänger, nämlich 4,5 Mill. sfr. Dafür will die Bank in Zukunft dem Vizepräsidenten und Lead Independent Director mehr zahlen. Diese Rolle übt derzeit noch Roche-Chef Severin Schwan aus. Dafür erhält er derzeit 400000 sfr. Schwan war 2021 auch aufgrund des kurzen und turbulenten Interregnums von António Horta-Osório als Verwaltungsratspräsident stark gefordert. Ob Schwan das Amt weiter ausüben wird, ist noch nicht offiziell klar. Die Credit-Suisse-Generalversammlung ist am 29. April.
Die beiden Großpleiten des vergangenen Jahres haben für Credit Suisse noch tiefergehende Folgen. Die Bank ist dabei, ihr Geschäft mit Hedgefonds herunterzufahren. Sie wird deshalb künftig weniger Einnahmen aus dem Aktienhandel erzielen. Zudem könnte die Finanzmarktaufsicht (Finma) dem Institut spezielle zusätzliche Kapitalauflagen zur Deckung der operationellen Risiken machen. Mit Archegos und Greensill hat sich die Credit Suisse auch neue Rechtsfälle eingehandelt, die dereinst Geld kosten könnten. In New York sind gemäß Geschäftsbericht nun Sammelklagen wegen Archegos anhängig. Auch Greensill hat verschiedene Zivilkläger auf den Plan gerufen. 2022 wird im Geschäftsbericht nicht von Ungefähr als „Übergangsjahr“ bezeichnet.