Bankgeschäft

Credit Suisse warnt vor Verlust im ersten Quartal

Die Schweizer Großbank Credit Suisse kündigt für das Startquartal eine Belastung von rund 900 Mill. sfr an. Vor allem Rückstellungen für Rechtsstreite machen der Bank zu schaffen. Die genaue Verlusthöhe ist noch offen.

Credit Suisse warnt vor Verlust im ersten Quartal

tl Frankfur

t – Credit Suisse hat für das erste Quartal einen Verlust angekündigt. Dessen vermutliche Höhe – der ge­naue Wert wird erst bei Vorstellung des Quartalsergebnisses am 27. April bekannt gegeben – hat am Markt für Erstaunen gesorgt und ließ den Kurs weiter absacken.

Höhere Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit bereits bekannt gegebenen Auseinandersetzungen belasten demnach das Quartalsergebnis mit etwa 600 Mill. sfr, teilte die Bank am Mittwochmorgen mit. Die Gesamtrückstellung für Rechtsstreitigkeiten werde im ersten Quartal etwa 700 Mill. sfr betragen.

Im März sprach ein Ge­richt auf Bermuda dem ehemaligen georgischen Ministerpräsidenten Bid­zina Iwanischwili und seiner Familie Schadenersatz von „deutlich über 500 Mill. Dollar“ zu. Iwanischwili hat eine lokale Versicherungstochter der Credit Suisse beschuldigt, ihn nicht vor dem Verlust von 400 Mill. Dollar eines 755 Mill. Dollar Investments durch den ehemaligen Kundenberater der Credit Suisse, Patrice Lescaudron, geschützt zu haben.

Ukraine-Krieg drückt Ergebnis

Dazu kämen weitere Belastungen. Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und die Kreditrisiken drückten das Er­gebnis durch negative Erträge und Rückstellungen für Kreditverluste um rund 200 Mill. sfr. Die Wertminderung der 8,6-Prozent-Beteiligung an der börsennotierten Allfunds Group schlage zu­dem mit rund 350 Mill. sfr zu Buche. Und schließlich wirke sich auch der Rückgang der Kapitalmarktemissionen und eine geringere Ge­schäfts­ak­ti­vität negativ aus. Einen positiven Effekt hätten da­gegen die Auflösung der Rückstellungen von rund 170 Mill. sfr in Zusammenhang mit dem kollabierten Hedgefonds Ar­chegos und Immobiliengewinne von rund 160 Mill. sfr. Die Aufrechnung all dieser Be- und Entlastungen ergibt Belastungen von etwa 900 Mill. sfr und damit deutlich mehr als von Analysten erwartet. „Ein weiterer Quartalsverlust ist eine klare Enttäuschung“, sagte Vontobel-Analyst Andreas Venditti der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Gewinnwarnung steht in Kontrast zu Aussagen der Bank auf einer Morgan-Stanley-Konferenz. „Was uns be­fremdet ist, dass CEO Thomas Gottstein Mitte März an einer Anlegerkonferenz noch von einem (relativ) soliden Geschäftsverlauf in den ersten beiden Monaten gesprochen hatte“, sagte Daniel Bosshard von der Luzerner Kantonalbank. Gottstein war erst im Februar 2020 ins Amt gekommen, nachdem sein Vorgänger Tidjane Thiam über einen Be­schattungsskandal zu Fall gekommen war. Im Januar dieses Jahres konnte sich Gottstein mit anderen Führungskräften gegenüber Verwaltungsratspräsident António Horta-Osório durchsetzen, dem wegen wiederholter Verstöße gegen Quarantänevorschriften schließlich zu­rück­treten musste.

Die zweitgrößte Schweizer Bank hatte bereits im Gesamtjahr 2021 vor allem wegen einer Belastung von 5 Mrd. sfr durch Archegos und einer überteuerten Übernahme einen Verlust von 1,6 Mrd. sfr eingefahren. Die einflussreichen Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis empfehlen deshalb den Aktionären auf der Generalversammlung am 29. April, dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung die Entlastung für das Ge­schäftsjahr 2020 zu verweigern.

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