BaFin-Rüffel

Mängel in der Geldwäscheprävention holen Grenke ein

Die Grenke AG muss gleich zwei schlechte Nachrichten verdauen: Erstens moniert die BaFin Mängel in Teilbereichen der Geldwäscheprävention in der Grenke Bank. Zweitens verlässt Chief Risk Officer Isabel Rösler den Konzern. Das Unternehmen verneint einen Zusammenhang.

Mängel in der Geldwäscheprävention holen Grenke ein

Mängel in der Geldwäscheprävention holen Grenke ein

BaFin moniert Verstöße gegen Vorgaben für eine ordnungsgemäße Geschäftsorganisation in der Banktochter – CRO Isabel Rösler verlässt den S-Dax-Konzern

Der verfrühte Abgang seiner Risikochefin sowie eine Rüge der BaFin an die hauseigene Bank lassen den Aktienkurs des Leasingspezialisten um 13% einknicken. Laut der Grenke AG haben die beiden Ereignisse nichts miteinander zu tun. Isabel Rösler verlässt das Haus auf eigenen Wunsch, heißt es aus Baden-Baden.

spe Stuttgart

Ein Rüffel der Finanzaufsicht an die Grenke Bank hat den Kurs der Muttergesellschaft schwer belastet. Nachdem die BaFin angeordnet hatte, die Grenke Bank möge die Ordnungsmäßigkeit ihrer Geschäftsorganisation sicherstellen und „Mängel in Teilbereichen der Geldwäscheprävention“ beheben, sank der Kurs der Grenke AG am Freitag bis Handelsschluss um 12,9% auf 21,70 Euro.

Parallel dazu wurde bekannt, dass die als Chief Risk Officer (CRO) tätige Isabel Rösler dem Leasingspezialisten zum Jahresende den Rücken kehrt. Wie das S-Dax-Mitglied mitteilte, verlasse Rösler das Unternehmen mit Sitz in Baden-Baden auf eigenen Wunsch, um sich „neuen Aufgaben zuzuwenden“. Ihr Vertrag wäre dem Vernehmen nach noch bis Ende 2026 gelaufen.

Die 49-Jährige verantwortet seit ihrem Eintritt bei Grenke Anfang 2021 wesentliche interne Kontrollfunktionen wie Risikocontrolling, Compliance, Geldwäscheprävention, Informationssicherheit und Datenschutz. Darüber hinaus ist sie für das Credit Center und den Bereich Administration zuständig. Damit fällt auch die verbreitete Bekanntmachung der BaFin zur Grenke Bank indirekt in ihren Zuständigkeitsbereich.

Zusammenhang verneint

Einen Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen wies ein Konzernsprecher auf Anfrage zurück. Vielmehr beziehe sich die Feststellung der BaFin auf eine weit zurückliegende Thematik, an der Grenke schon seit längerem mit Hochdruck arbeite. Der Prozess finde in enger Abstimmung mit den Kontrolleuren statt.

Jens Rönnberg, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Grenke AG, sagte der Börsen-Zeitung, man habe Röslers Entscheidung, das Unternehmen zu verlassen, mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen. Die erforderlichen Schritte zur Nachfolgeregelung habe der Aufsichtsrat in die Wege geleitet. Wie zu hören war, soll die Vakanz mit demselben Stellenprofil wie dem von Rösler ausgestattet werden – gegebenenfalls ergänzt durch Erfahrungen in digitalen Prozessen.

Die gelernte Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin gilt als ausgewiesene Expertin im Leasing- und Factoringgeschäft, die über umfassende Erfahrung im Risikocontrolling sowie auf weiteren Gebieten der Marktfolge verfügt. Wie Rönnberg sagte, sei es möglich, eine Vakanz auf der CRO-Position einige Monate zu überbrücken – was nicht zuletzt dem Umstand zu verdanken sei, dass Rösler eine schlagkräftige zweite Führungsebene in ihrem Bereich aufgebaut habe.

Frist für Veränderung gesetzt

Laut BaFin muss Grenke die angemahnten Mängel innerhalb einer bestimmten Frist abarbeiten und angemessene Maßnahmen treffen und aufrechterhalten, um den Verpflichtungen im Bereich der Geldwäscheprävention durchgängig nachzukommen. Die Maßnahmen sind seit dem 24. Juli 2024 bestandskräftig, hieß es in der Mitteilung weiter. Demnach hat das Institut gegen die Anforderungen an eine ordnungsgemäße Geschäftsorganisation in Teilbereichen verstoßen.

Nach den Ergebnissen einer Sonderprüfung sowie der Jahresabschlussprüfung war die Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsorganisation laut BaFin bei der Grenke Bank vor allem in den Bereichen Kreditgeschäft, Interne Revision, Risikomanagement und -controlling nicht uneingeschränkt gegeben. Bereits vor drei Jahren hatte die Finanzaufsicht Schwachstellen in der Geldwäscheprävention bei der Konzernmutter Grenke AG moniert und die Sicherstellung einer ordnungsgemäßen Geschäftsorganisation angemahnt.

Seit September 2020 unter Druck

Bekanntlich war Grenke im September 2020 mit ihrem Geschäftsmodell und der Behandlung von Franchisegesellschaften ins Visier von Leerverkäufern um den Briten Fraser Perring geraten, die dem Unternehmen unter anderem Manipulation bei der Bilanzierung, Betrug und Geldwäsche vorwarfen. In der Folge wechselte Grenke die Führungsriege in der AG und der hauseigenen Bank weitgehend aus. Der Vorstand gestand damals zwar Fehler in der Geschäftspolitik zu, sah sich aber vom Vorwurf der Geldwäsche entlastet.

Inzwischen hat die Grenke AG unter Führung ihres CEO Sebastian Hirsch die Nachwehen aus dem Angriff von Perring ausdauernder Kleinarbeit verarbeitet. Offen ist aber weiterhin der geplante Aufkauf von vier Franchisefirmen, der eigentlich schon zum vergangenen Jahresende 2023 hätte erfolgen sollen. Wie Hirsch zuletzt sagte, strebe der Vorstand eine Paketlösung an, die möglichst rasch und möglichst noch im laufenden Jahr über die Bühne gebracht werden soll.

Neugeschäft zieht an

Zuletzt hat Grenke über das zweite Quartal dieses Jahres als das stärkste in der Geschichte des Baden-Badener Unternehmens berichtet. Von April bis Juni steigerte der globale Finanzierungspartner für kleine und mittlere Unternehmen sein Leasingneugeschäft gegenüber dem Vorjahresquartal deutlich um 21,5% auf 790,3 Mill. Euro.

Der Deckungsbeitrag 2 (DB2), den Grenke als Gradmesser für die Profitabilität des Neugeschäfts heranzieht, stieg im gleichen Zeitraum um 19,4% auf 130,9 Mill. Euro. Die DB2-Marge blieb mit 16,6% auf Jahressicht stabil und damit laut Grenke auf Kurs für das Ziel von leicht über 16,5%. Konzernchef Hirsch sprach von einem hervorragenden Quartal als einem Etappensieg auf dem Weg zum Jahresziel, das mehr als 3 Mrd. Euro Neugeschäft vorsieht.

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