Das Stablecoin-Drama um UST setzt sich fort
Von Björn Godenrath, Frankfurt
Im Kryptomarkt haben sich in der Nacht von Montag auf Dienstag die Turbulenzen der Vortage beschleunigt. Bitcoin fiel zwischenzeitlich unter die Marke von 30000 Dollar, die Coinbase-Aktie gab vor Bekanntgabe von Quartalszahlen 20% ab, und der Stablecoin UST rutschte auf ein neues Tief von 0,62 Dollar ab. Damit war die Bindung zum Dollar verloren, konnte im Verlauf aber wieder annähernd hergestellt werden. Unterstützend wirkte, dass Binance temporär UST-Verkäufe sperrte, als eine Wallet mit großen Volumen um jeden Preis UST verkaufen wollte. Am frühen Dienstag notierte UST auf Binance bei 0,9172 Dollar.
Das zeigt, dass die kurzfristige Stabilisierungsaktion der über UST wachenden Stiftung Luna Foundation Guard (LFG) wirksam war. LFG hatte ihre Bitcoin- und Luna-Reserven genutzt und Token im Wert von 1,5 Mrd. Dollar mobilisiert, damit der Marktmacher Jump Crypto die Parität zum Dollar herstellt, indem er sowohl auf der Geld- als auch auf der Briefseite für Liquidität sorgt. Die Steuerung von UST läuft über Luna, die in dem Ökosystem als Auffangbecken für UST-Volatilität dient – eine Stützung von UST erfolgt also auf Kosten der Luna-Notiz. Dementsprechend kam die Luna-Notiz um 45% auf 32,97 Dollar unter die Räder. Luna ist als „Governance Token“ die hauseigene Kryptowährung der Terraform Labs, die das gesamte Ökosystem um UST, Luna und das liquiditätsspendende Anchor-Protokoll managt. Über Anchor erhalten Anleger hohe Renditen für das Staking von UST.
Die Stiftung LFG hat mit ihrer Rettungsaktion die Hälfte ihrer Reserven angezapft. Terra-Chef Do Kwon plant, Bitcoin im Wert von 10 Mrd. Dollar in der LFG anzuhäufen, wofür er Luna-Liquidität benutzt. Mit dem Preisverfall sinkt aber auch der Wert der Reserve, womit Kwon auf weitere Unterstützung aus dem Markt angewiesen wäre. Neben dem Wall-Street-Händler Jump gelten auch Alameda Research und Three Arrows als Unterstützer von UST. Alameda ist das Vehikel von FTX-Chef Sam Bankman-Fried, um den sich viele aus der Kryptoszene versammeln, wenn gemeinsames Handeln gefragt ist. Der Hedgefonds Three Arrows hatte sich im Februar mit Jump Crypto daran beteiligt, Luna-Token im Wert von damals 1 Mrd. Dollar zu kaufen. Diese Positionen befinden sich jetzt unter Wasser, sofern sie aufs eigene Buch genommen wurden. Die Luna-Token sollten aber auch dazu dienen, für eine Balance von UST zu sorgen.
Die Unterstützer des Terra-Ökosystems haben „skin in the game“ und damit ein Interesse, die Lage um den algorithmischen Stablecoin zu beruhigen. Solche Gerüchte machen auch schon die Runde: Jump und Alameda seien dabei, weitere 2 Mrd. Dollar zu mobilisieren, berichtet Brancheninsider Larry Cermak von „The Block“ mit Verweis auf Diskussionen in privaten Telegram-Kanälen.
Für UST geht es nun darum, mit nachlassender Volatilität die Dollar-Parität verlässlich wiederherzustellen – denn sonst wäre das Vertrauen in den Stablecoin nachhaltig beschädigt. Der an Luna gebundene Mechanismus zum UST-Handel sorgt dafür, dass der Coin in der Regel nicht direkt bei 1 Dollar notiert, sondern möglichst eng um diese Marke pendelt. Scheitert UST, wäre dies ein schwerer Schlag für das Konzept der algorithmischen Stablecoins, denen auch noch eine Regulierung durch die SEC droht.
Wertberichtigt Seite 6