Debt Fund Kartesia übernimmt Planet Home
Kartesia übernimmt Planet Home
Zinswende hat Immobiliendienstleister zugesetzt – Debt Fund geht ins Eigenkapital und schießt Geld nach
Von Philipp Habdank, Frankfurt
Der europäische Debt Fund Kartesia übernimmt den deutschen Immobiliendienstleister Planet Home. Der bisherige Private-Equity-Investor AP Capital gibt die Schlüssel zum Unternehmen ab. Kartesia hatte 2020 dessen Mehrheitsübernahme mit einer Unitranche-Finanzierung über 65 Mill. Euro finanziert.
Nächste Übernahme im deutschen Midmarket: Der Debt Fund Kartesia hat die Kontrolle beim Immobiliendienstleister Planet Home übernommen. Wie aus einer Mitteilung des Bundeskartellamts zu laufenden Fusionskontrollverfahren hervorgeht, hatte Kartesia Mitte August den Erwerb von weiteren 48,35% der Anteile und damit die alleinige Kontrolle über das Unternehmen angemeldet.
Am 29. August erteilte das Kartellamt die Freigabe. Kartesia bestätigte die Übernahme auf Nachfrage, wollte diese aber nicht weiter kommentieren. Planet Home ließ eine entsprechende Anfrage zunächst unbeantwortet.
Seit 2020 an Bord
Planet Home ist ein in Deutschland und Österreich aktiver Immobiliendienstleister, der 2015 von einer Investorengruppe unter der Führung von AP Capital im Rahmen eines Carve-outs aus der Unicredit (HypoVereinsbank) herausgelöst wurde. Fremdfinanziert wurde der Deal damals von Praesidian Capital.
Anfang 2020 erfolgte eine umfassende Refinanzierung des Unternehmens, bei der der Minderheitsgesellschafter Deutsche Invest Equity Partners von AP Capital Investments herausgekauft und der Kreditgeber Praesidian Capital abgelöst wurde. Kartesia stellte dafür eine Unitranche-Finanzierung über 65 Mill. Euro bereit und sicherte sich nach Informationen der Börsen-Zeitung damals schon eine kleine Beteiligung an Planet Home.
Zinswende belastet
Planet Home ist in der Vermittlung von Immobilien und deren Finanzierung aktiv und arbeitet dazu nach eigener Aussage mit Banken, Versicherungen und Finanzdienstleistern zusammen. Zum Zeitpunkt von Kartesias Refinanzierung waren die Zahlen von Planet Home noch in Ordnung. Das Unternehmen verzeichnete laut Geschäftsbericht 2020 gegenüber dem Vorjahr ein Umsatzwachstum von 11,3% auf rund 92,1 Mill. Euro und verdiente nach Steuern rund 6,7 Mill. Euro – war also profitabel.
Doch dann kam die Coronakrise, gefolgt vom russischen Einmarsch in der Ukraine. Die Energiepreise schossen in die Höhe, die Inflation stieg und die EZB leitete die Zinswende ein. Seitdem ist der Immobilien- und Baufinanzierungsmarkt unter Druck, da die steigenden Zinsen die Immobilienfinanzierung verteuern.
Baufinanzierungsgeschäft bricht ein
Das Baufinanzierungsgeschäft der Banken ist daraufhin stark eingebrochen. Betrug das Neugeschäftsvolumen von Banken in Deutschland mit Wohnungsbaukrediten an private Haushalte im März 2022 noch rund 32,2 Mrd. Euro, brach es im Februar 2023 auf rund 12 Mrd. Euro ein und betrug im Juli rund 14,3 Mrd. Euro.
Diesen Gegenwind hat offenbar auch der Makler Planet Home zu spüren bekommen, der sich normalerweise über 5.000 Immobilienverkäufen pro Jahr rühmt. Zahlen zum Geschäft seit 2021 wurden bisher nicht veröffentlicht. Eine entsprechende Anfrage ließ das Unternehmen unbeantwortet. Die Übernahme durch Kartesia verschafft Planet Home aber Zeit. Zudem sollen dem Unternehmen im Zuge der Übernahme durch Kartesia frische Mittel in zweistelliger Millionenhöhe zufließen, wie mehrere Branchenmedien übereinstimmend berichten.
Mehr Debt-Fund-Übernahmen
Planet Home ist bei weitem kein Einzelfall: Die Fälle im mittelständischen Leveraged-Finance-Markt häufen sich, wo der bestehende Private-Equity-Investor aufgibt und die Schlüssel zum Unternehmen abgibt. Mitte Juli meldete Kartesia die Übernahme des deutschen Glasfaserinfrastrukturanbieters Soli Infratechnik an. Der 2014 gegründete Infrastrukturanbieter hatte dem Private-Equity-Investor Maeander Capital gehört.
Unternehmen | Branche | Private-Equity-Gesellschafter | Debt Fund |
Planet Home | Immobilien | AP Capital Investments | Kartesia |
Soli Infratechnik | Infrastruktur | Maeander Capital | Kartesia |
Ostertag DeTeWe | IT | VR Equitypartner | Apera |
Polo | Handel | Equistone | Ares |
Sausalitos | Gastronomie | Apheon (Ergon Capital) | Arcmont |
Emvia Living | Pflege | Chequers | Ardian |
Ende Juni gab VR Equitypartner bekannt, das schwäbische IT-Systemhaus Ostertag DeTeWe an den Debt Fund Apera zu übergeben. Zuvor hatte Ares den Motorradzubehörhändler Polo von Equistone übernommen. Arcmont (ehemals Blue Bay) ging bei der Cocktailbar-Kette Sausalitos in die Restrukturierungsverantwortung und löste Apheon (vormals Ergon Capital) als Hauptgesellschafter ab. Zudem sprang Ardian bei Emvia Living in die Bresche und übernahm die Pflegeheimkette von Chequers Capital.