Martin Müller

DekaBank steigt in Co 2 -Messung von Sparkassen ein

Im Zuge der Nachhaltigkeitsbewegung stehen auch Sparkassen vor der Aufgabe, ihren Co2-Fußabdruck zu ermitteln. Die DekaBank stellt ihnen dafür ein Instrument bereit und hofft mittelbar auf Geschäft.

DekaBank steigt in Co 2 -Messung von Sparkassen ein

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

Die DekaBank greift den Sparkassen mit Blick auf deren Nachhaltigkeit unter die Arme und ortet dabei auf längere Sicht zugleich Geschäftschancen: Seit Anfang April können die öffentlich-rechtlichen Institute über die webbasierte Treasury-Plattform „Deka Easy Access“, über die sie Anlagen im Depot-A oder Swaps handeln, auch ihren Ausstoß an Kohlendioxid ermitteln und eine entsprechende Kompensation regeln. Nach rund zehn Wochen haben bislang 62 Sparkassen einen Vertrag zur Nutzung des Angebots unterschrieben, und 72 weitere bereiten sich darauf vor, wie Martin Müller, Kapitalmarktvorstand der DekaBank, berichtet. Mit 120 haben sich somit gut 40% der 280 an die Plattform angeschlossenen Institute für das Angebot entschieden.

Kapitalmarkt-Vorstand Martin Müller zieht fürs Erste ein positives Fazit: „Das Angebot trifft den Zeitgeist. Über diese Rückmeldung freuen wir uns sehr.“ Gleichwohl bleibt noch deutlich Luft. Schließlich haben sich 193 Sparkassen sowie elf Verbundunternehmen und Landesbanken bereits der freiwilligen Selbstverpflichtung ihres Verbands DSGV angeschlossen, spätestens im Jahr 2035 im eigenen Geschäftsbetrieb klimaneutral zu arbeiten.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssen sie freilich allerdings erst einmal ermitteln, wie ihr CO2-Fußabdruck aussieht. Hier kommt die DekaBank ins Spiel. Auf „Deka Easy Access“ können die Sparkassen mit Hilfe eines Indikationsrechners je nach Kategorie wie Wärme, Strom, Verkehr, aber auch Papier die von ihnen verbrauchten Volumina eingeben, um ihren Fußabdruck zu ermitteln. Bei dessen Bestimmung setzt die DekaBank auf Instrumente des Vereins für Umweltmanagement und Nachhaltigkeit in Finanzinstituten (VfU), eines Zusammenschlusses von Sustainable-Finance-Zuständigen aus Banken, Versicherern und Assetmanagern. Mit dieser Art Outsourcing erspart sich das Wertpapierhaus der Sparkassen-Finanzgruppe methodischen Aufwand und dürfte zudem eine Untiefe umschiffen, an der ihr im Retail-Sektor vermarkteter „Impact-Rechner“ kürzlich auf Grund lief: Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg setzte unter Verweis auf irreführende Werbung Unterlassungsansprüche durch, nachdem die DekaBank Kleinanlegern insinuiert hatte, sie hülfen, eine konkrete Menge Abfall zu vermeiden oder Wasser aufzubereiten, wenn sie 10000 Euro in den Investmentfonds „Deka-Nachhaltigkeit Impact Aktien“ investierten. „Wenn in ein Unternehmen investiert wird, das beispielsweise im Verhältnis zu anderen weniger Müll produziert, kann noch keine Rede davon sein, dass diese Differenz dann eingesparter Müll ist“, erklärte Niels Nauhauser, Abteilungsleiter der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Haben die Sparkassen mit Hilfe von „Deka Easy Access“ ihren CO2-Fußabdruck ermittelt, ist es zunächst an ihnen, diesen zu reduzieren, stellt Deka-Bank-Vorstandsmitglied Müller heraus. Erst in einer dritten Stufe gehe es darum, den verbliebenen Ausstoß auszugleichen. Dabei kommt erneut die DekaBank ins Spiel, indem sie den Instituten eine Kompensation mit Hilfe entsprechender Klimaschutzzertifikate ermöglicht. Die entsprechenden Kompensationsprojekte für dieses sollen im Schlussquartal feststehen.

Müller sieht dabei sehr wohl Perspektiven für Zusatzgeschäft. Denn wenn Sparkassen von der DekaBank vermittelte Kompensationszertifikate nutzen, könnten bald auch deren Kunden über ihre Sparkasse auf das Angebot der DekaBank zurückgreifen. Erste Firmenkunden erkundigten sich bereits bei ihrer Sparkasse nach einer Nutzung der Instrumente des VfU, erklärt Müller.

Höhere Investition

Auf diese Weise könnte die DekaBank auch einen Teil der Kosten ihres neuen Angebots hereinholen. Dessen Integration in die Treasury-Plattform „Deka Easy Access“ war Müller zufolge ein höheres Investment, auch weil es skalierbar sein soll. Das Volumen will er nicht beziffern, auch Ziele, was die Zahl der angeschlossenen Sparkassen angeht, nennt er nicht. „Es handelt sich um ein Angebot, und die Entscheidung teilzunehmen oder nicht, obliegt der einzelnen Sparkasse“, macht er die Verhältnisse in der Finanzgruppe deutlich.

Eines ist allerdings klar: Den eigenen Fußabdruck zu ermitteln, kann für die bundesweit 371 Sparkassen nur der Anfang sein. Denn die Regulierung läuft darauf hinaus, dass sie sich alsbald auch mit jenem ihrer Kunden beschäftigen müssen. In dieser Hinsicht haben die Sparkassen sowie zumindest die Primärinstitute im genossenschaftlichen Sektor gegenüber größeren Kreditinstituten Nachholbedarf. Zum einen haben größere Häuser einen größeren Apparat, mit dessen Hilfe sie solche Aufgaben bewältigen können, und zum anderen haben auch ihre Kunden in einem größeren Ausmaß solche Daten bereits erhoben. So hat die DZ Bank bereits jedes einzelne Engagement im 64 Mrd. Euro schweren Kreditportfolio der AG analysiert und evaluiert. Die DekaBank berechnet seit mehr als zehn Jahren ihren Fußabdruck, legt diesen im Nachhaltigkeitsbericht offen und hat eigenen Angaben zufolge allein im vergangenen Jahr 8000 Tonnen Kohlendioxid eingespart. „In einem ersten Schritt fangen wir erst einmal vor der eigenen Haustüre an“, sagt Müller.