Bernd Fislage, Kommunalkredit Austria

„Der Ausblick ist ungetrübt exzellent“

Die neue Sehnsucht nach Energie, die kein russisches Gas ist, verleiht Infrastrukturfinanzierern wie Kommunalkredit Austria Aufwind. Deren CEO Bernd Fislage kündigt für 2022 einen Ergebnisanstieg an.

„Der Ausblick ist ungetrübt exzellent“

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat nicht nur die Aktienkurse von Waffenproduzenten getrieben. Die neue Sehnsucht nach Energie, die kein russisches Gas ist, verleiht auch Infrastrukturfinanzierern wie Kommunalkredit Austria Aufwind. „Der Ausblick ist ungetrübt exzellent“, sagt Chief Executive Officer Bernd Fislage der Börsen-Zeitung mit Blick auf den Krieg beinahe entschuldigend. Nachdem sich Österreich und Deutschland in eine sträfliche Abhängigkeit begeben hätten, was ihre Energiequellen angehe, werde eine Diversifikation massive Investitionen erfordern, sei es in Hafenanlagen, Pipelines oder Flüssiggas-Terminals.

Schon im Vorkriegsjahr 2021 ist das Volumen der Infrastruktur- und Energiefinanzierungen des Hauses um 65% auf 1,9 Mrd. Euro in die Höhe geschossen. Dabei legte die durchschnittliche Bruttomarge laut Fislage um 50 auf 390 Basispunkte zu. Man habe wesentlich mehr Geschäft gemacht und das Ergebnis gesteigert, ohne die Finanzierungsbedingungen zu lockern, erklärt der Manager. In die Karten spielt dem Institut zudem, dass große Energiekonsumenten wie Daten-Zentren im Zuge des Nachhaltigkeitstrends Druck verspüren, grüner zu werden. Bereits 2020 waren 90% des Neugeschäfts auf erneuerbare Energien und auf Dateninfrastruktur entfallen. Zudem wirkt sich die Finanzierung von Windkraftwerken, Gesundheitsinfrastruktur oder auch sozialen Einrichtungen, die sich im 250 Mill. Euro schweren Public-Finance-Portfolio finden, positiv auf die Green Asset Ratio von Investoren aus, die Kommunalkredit mit Projektentwicklern zusammenbringt.

Für das laufende Jahr stellt Fislage folglich, sofern sich der Ukraine-Krieg nicht ausweitet, ein höheres Ergebnis als im vergangenen Jahr in Aussicht (Überschuss 2021: 48,9 Mill. Euro). Als seine größte Herausforderung nennt er die Akquise von Personal. Ihr direktes Exposure gegenüber Russland und der Ukraine beziffert die Gesellschaft auf 500000 Euro. Nachdem das Institut 2021 laut Fislage durch Emission zusätzlichen Kernkapitals sowie eines Covered Bonds seine Liquiditätskosten Fislage zufolge „massiv gesenkt“ hat und auch die Refinanzierung für die kommenden 18 Monate bereits abgeschlossen hat, will der Manager das Rating bei S&P und Fitch von jeweils „BBB−“ auf „BBB“ hieven und weiter an der Börsenfähigkeit arbeiten. Investoren zuliebe bilanziert das Haus bereits parallel nach dem österreichischen Standard UGB sowie IFRS. Als „Berater zur strategischen Evaluierung möglicher Maßnahmen“ wurde nun UBS mandatiert.

Kommunalkredit
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Zinsüberschuss78,977,1
Provisionsergebnis29,428,5
Verwaltungsaufwand63,657,2
Sonst. betriebliche Erträge15,52,2
operatives Ergebnis60,147,5
Sonst. Kreditrisiko-, Bewertungs- und Realisierungserg.7,00,5
Ergebnis vor Steuern67,148
Ertragssteuern18,211,6
Konzernergebnis48,936,4
Cost Income Ratio (%)53,256,1
Eigenkapitalrendite, brutto (%)19,515,3
Bilanzsumme4427,94423,2
Börsen-Zeitung