„Krypto wird jetzt ein integraler Bestandteil des Finanzsystems“
IM INTERVIEW: ERIC DEMUTH
„Krypto wird integraler Bestandteil des Finanzsystems“
Dem Bitpanda-CEO zufolge findet von den USA aus ein Paradigmenwechsel statt – Für den Börsengang auf alle möglichen Szenarien vorbereitet
Für Bitpanda ist das Schlussquartal richtig stark verlaufen. „Über die vergangenen zwei Monate ging richtig die Post ab“, so Bitpanda-Chef Eric Demuth im Interview mit der Börsen-Zeitung. Er geht davon aus, dass man für das Gesamtjahr Bestwerte zeigen kann – auch wenn das Marketing die Kosten deutlich erhöht habe. „Das ist es uns aber auch wert, die Marke noch stärker nach vorne zu bringen.“
Herr Demuth, wie ist das Geschäftsjahr für Bitpanda verlaufen?
Das erste Quartal war richtig gut, das zweite und dritte ziemlich okay – und über die vergangenen zwei Monate ging richtig die Post ab. Damit werden wir bei Umsatz und Gewinn sicher Bestwerte zeigen können.
Also sehr viel mehr als der 2023 erzielte Vorsteuergewinn von 14 Mill. Euro bei einem Umsatz von 148 Mill. Euro?
Das sollte so sein. Aber wir haben natürlich mit den vielen Marketingmaßnahmen auch deutlich höhere Kosten in diesem Jahr – das ist es uns aber auch wert, die Marke Bitpanda noch stärker nach vorne zu bringen.
Ende Oktober wurde bekannt, dass Bitpanda grundsätzliche Vorbereitungen für einen Börsengang getroffen hat.
Das ist Work in Progress, Entscheidungen werden getroffen, wenn es so weit ist. Wir bereiten uns auf alle möglichen Szenarien vor, um immer souveräne Entscheidungen aus einer Position der Stärke heraus treffen zu können. Bei so einem Listing muss man viele Dinge abwägen. Ganz entscheidend ist die Liquidität im Handel – und da haben alle europäischen Börsenplätze Defizite, vor allem gegenüber den USA. Was jetzt aber nicht heißt, dass wir ein US-Listing anstreben. Es müssen einfach die Rahmenbedingungen stimmen.
Ihr erster außereuropäischer Markt sind die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE).
Ja, da haben wir jetzt die grundsätzliche aufsichtliche Erlaubnis der Virtual Assets Regulatory Authority (VARA) erhalten und werden damit erstmals Märkte außerhalb Europas erschließen. Den ganzen Prozess der Zulassung konnten wir recht schnell innerhalb von acht Monaten absolvieren. So schnell wie kein anderes Unternehmen vor uns, was mich sehr glücklich macht. Denn damit zeigen wir einmal mehr, dass Bitpanda regulatorische Prozesse und Compliance sauber draufhat. Das wird aber nur der erste Meilenstein unserer internationalen Expansion sein. Perspektivisch sind wir ein global agierender Player.
Mit Fusion hat Bitpanda eine neue App für Heavy Trader. In den Markt will FlatexDegiro jetzt auch rein und wirbt mit engen Spreads. Kann das funktionieren?
Das Produkt ist in seiner Funktionalität überhaupt nicht konkurrenzfähig und hat den Charme von Krypto-Trading aus 2017. Ich denke, dass das viele Bestandskunden ausprobieren werden und dann merken, dass sämtliche Basisfunktionen fehlen.
Dank Bitcoin-Hoch und der Pro-Krypto-Regulierung von Donald Trump scheint bei vielen Banken ein Umdenken stattzufinden. Ist das nur Fear of missing out, Fomo, oder etwas, was bleibt?
Nach der Trump-Wahl sind bei uns täglich neue Anfragen von interessierten Banken für unsere Infrastruktur für digitale Assets, die wir unter anderem als White-Label-Solution über unsere B2B-Sparte Bitpanda Technology Solutions (BTS) anbieten, reingekommen. Was jetzt passiert, ist ein institutionell getragener Aufschwung und nicht wie in früheren Zyklen ein von Retail gepushter Trend. Und Trump hat mit der Berufung einer ganzen Reihe von Unternehmern, die Krypto-Befürworter sind, klargemacht, dass von den USA aus ein Paradigmenwechsel stattfindet. Krypto wird jetzt ein integraler Bestandteil des Finanzsystems. Die Finanzwirtschaft integriert Krypto, auch wenn es für manche Institute zunächst nur um die Tokenisierung von Wertpapieren geht.
Droht Europa den Vorsprung, den man eigentlich durch die Micar hatte, wieder einzubüßen?
Sieht ganz danach aus. Der Ausgangspunkt war gut, aber dann folgten all die typischen Kompromisse, die dadurch zustande kommen, dass in Europa alles zerredet wird. Immerhin haben wir, bei allen Mängeln im Micar-Regime, aber nun ein reguliertes Umfeld in der EU. Wir in Europa müssen aber auch einfach mal mutig sein und was riskieren, wenn es um Zukunftsmärkte wie KI und Krypto geht – und da gehen mal wieder die USA in die Pole-Position. Dennoch: Was Krypto angeht, habe ich jetzt das erste Mal das Gefühl, freie Fahrt zu haben auf der Autobahn.
Das Interview führte Björn Godenrath.