Deutsche-Bank-Aktionäre geben Wynaendts grünes Licht
Von Bernd Neubacher, Frankfurt
Zu seinem Abschied als Aufsichtsratschef der Deutschen Bank hat Paul Achleitner am Donnerstag wohl eine der harmonischsten Hauptversammlungen des Instituts in seiner zehnjährigen, an Turbulenzen nicht armen Amtszeit erlebt. Auf der digitalen Versammlung wählten die Aktionäre Ex-Aegon-Chef Alexander Wynaendts, zu seinem Nachfolger auserkoren, mit 97,84% ins Kontrollgremium; Yngve Slyngstad, Ex-Chef des Staatsfonds Norwegens, vereinigte bei seiner Wahl zum Aufsichtsrat mit 97,60% nur unmerklich weniger Stimmen auf sich.
Union Investment hatte vor Wochenfrist eine Ämterhäufung Wynaendts’ gerügt. Der präsentierte sich den Anteilseignern am Donnerstag in einer Videobotschaft als in den Niederlanden geborener Europäer und lobte die Arbeit von Vorstand und Aufsichtsrat in den vergangenen Jahren. Dank einer klaren Strategie habe die Deutsche Bank nach turbulenten Jahren die Wende geschafft, erklärte er. Noch am selben Abend wurde seine Wahl zum Aufsichtsratschef erwartet.
Die Voten für die Entlastung der Vorstandsmitglieder fielen etwas weniger einstimmig aus als 2021, im Falle von Konzernchef Christian Sewing sank die Quote auf 96,1% von 97,95% im Mai 2021. Achleitner kam auf 94,64%.
Sewing trat Sorgen entgegen, die Bank benötige die Unterstützung der Märkte, um das im März präsentierte Ziel eines jährlichen Ertragswachstums um durchschnittlich 3,5% bis 4,5% zu erreichen. In der Pandemie habe die Deutsche Bank demonstriert, dass sie auch in schwierigen Zeiten ihre Erträge ausbauen könne. 2021 erwirtschaftete die Gesellschaft 25,4 Mrd. Euro an Erträgen, das waren 5,7% mehr als im Jahr davor und 9,4% mehr als 2019.
Generell könnten auf Sicht grenzüberschreitende Fusionen von Banken wieder in den Fokus rücken. Das Augenmerk der Deutschen Bank liege allerdings auf der Umsetzung ihrer Strategie. Dies solle den Börsenwert stärken, damit das Institut aus einer Position der Stärke heraus agieren könne. Zusammenschlüsse kämen für das Haus dabei nur unter der Voraussetzung in Frage, dass sie einen strategischen Mehrwert böten und dass sie finanziell attraktiv seien. Die Kostenentlastung infolge sinkender Beiträge zum Aufbau des EU-Bankenabwicklungsfonds SRF bezifferte Finanzvorstand James von Moltke unterdessen auf 500 Mill. Euro ab 2024. Mit 9,49 Euro gingen Aktien der Bank gut behauptet aus einem schwachen Gesamtmarkt.