Deutsche Bank baut IT-Standort in Berlin auf
lee Frankfurt
Die Deutsche Bank verlegt in großem Stil IT-Kapazitäten von Russland nach Deutschland. Wie das Institut am Dienstag mitteilte, plant es den Aufbau eines neuen Technologiezentrums in der Bundeshauptstadt. „Berlin ist ein florierender Standort für Technologie- und Fintech-Unternehmen mit vielen, gut vernetzten wissenschaftlichen Institutionen, Großunternehmen und Innovations-Gemeinschaften“, begründet die Deutsche Bank die Wahl des Standorts, an dem sie, wie zu hören ist, rund 1000 IT-Experten beschäftigen will.
Alle der rund 1500 IT-Experten des russischen Technologiezentrums in Moskau haben dem Vernehmen nach eine Stelle in Deutschland angeboten bekommen. Medienberichten zufolge soll eine mittlere dreistellige Zahl bereits Interesse bekundet haben, zum Teil hätten diese sich bereits in Berlin angesiedelt. Trotzdem geht man bei der Deutschen Bank offenbar davon aus, auch vor Ort Kräfte anzuwerben. „Mit unserem Zentrum in Berlin ziehen wir Talente an, stärken unsere Organisation durch hoch qualifizierte Kräfte in der Anwendungsentwicklung und bauen wichtige Kompetenzen im Bereich der künstlichen Intelligenz auf“, lässt sich IT-Vorstand Bernd Leukert zitieren.
Es wäre nicht das erste Mal, dass die Deutsche Bank im Revier der Fintechs wildert. 2020 sorgte sie für Aufsehen in der Szene, als sie mit André Bajorat, Rafael Otero und Jochen Siegert gleich drei Fintech-Promis einstellte , um ihre Digitalkompetenz im Firmenkundengeschäft zu stärken. Bajorat ist Strategiechef, Otero Chief Product Officer (CPO) im Firmenkundengeschäft. Zahlungsverkehrsexperte Siegert beschäftigt sich als Leiter des Bereichs Asset Platforms mit der Digitalisierung der Handelsfinanzierung.
Die Leitung des Berliner Technologiezentrums wird Gerrit Einhoff übernehmen, der die IT der Unternehmensbank und der Investmentbank leitet. Das liegt insofern nahe, weil das in Abwicklung befindliche russische Technologiezentrum ausschließlich für die Investmentbank und die Firmenkundensparte tätig ist und die elektronische Devisenhandelsplattform „Autobahn“ mitentwickelte, die als kritische Infrastruktur für den Geschäftserfolg der Deutschen Bank gelten darf.
Kein zentraler Standort
Um das Betriebsausfallrisiko zu minimieren, betreibt die Deutsche Bank mehrere Technologiezentren auf verschiedenen Kontinenten, die im Ernstfall in der Lage sind, sich temporär gegenseitig zu ersetzen. Für den neuen IT-Standort in Berlin ist zurzeit noch nicht einmal innerhalb der Stadt ein zentraler Standort geplant. Die Arbeitsplätze werden vielmehr dezentral über die Stadt verteilt, darunter im Hochhaus der Deutschen Bank an der Otto-Suhr-Allee in Charlottenburg.