Vergleich erzielt

Deutsche Bank einigt sich mit Großteil der Postbank-Kläger

Im Entschädigungsstreit zwischen der Deutschen Bank und früheren Postbank-Aktionären hat sich das Institut mit einem großen Teil der Kläger geeinigt.

Deutsche Bank einigt sich mit Großteil der Postbank-Kläger

Vor einem drohenden Urteil des Oberlandesgerichts Köln im Streit um die Übernahme der Postbank hat sich die Deutsche Bank mit einem Großteil aller Kläger nach eigenen Angaben außergerichtlich geeinigt. Mehr als 80 von ihnen hätten einem Vergleich zugestimmt, darunter die größte Einzelklägerin, teilte das größte deutsche Geldhaus am Mittwochabend mit. Diese Kläger erhielten nun einen Aufschlag von sechs Euro auf die vor 14 Jahren gezahlten 25 Euro je Postbank-Aktie, insgesamt also 31 Euro. Auf die ehemaligen Aktionäre der Postbank, die es nicht mehr auf einen Prozess ankommen lassen, entfielen laut Deutscher Bank fast 60 % der Forderungen.

Die Deutsche Bank könne damit „die Kosten und Risiken des Rechtsstreits um die Postbank-Übernahme erheblich reduzieren“, sagte ein Sprecher. Daher kann sie ein Drittel der Rückstellungen von 1,3 Mrd. Euro auflösen, die sie im Frühjahr gebildet hatte, nachdem das Oberlandesgericht Köln angedeutet hatte, den ehemaligen Aktionären könnte tatsächlich ein Nachschlag auf die 25 Euro je Aktie zustehen. Im laufenden dritten Quartal werde das zu einem zusätzlichen Gewinn von 430 Mill. Euro führen, erklärte die Bank. Verhandlungen mit weiteren Klägern laufen offenbar noch.

Die Aktionäre der Deutschen Bank können nach dem Vergleich auf einen weiteren Aktienrückkauf oder höhere Dividenden hoffen -wenn die Finanzaufsicht BaFin mitspielt. „Angesichts der positiven Effekte auf unsere Kapitalplanung werden wir unsere Ausschüttungspläne prüfen und im Rahmen unseres laufenden Dialogs mit unseren Aufsichtsbehörden besprechen“, sagte der Sprecher.

Das OLG hatte erst am Montag sein eigentlich für Mittwoch (21. August) geplantes Urteil wegen „weiteren Beratungsbedarfs“ auf 23. Oktober vertagt. Ein Deutsche-Bank-Sprecher sagte, der Vergleich betreffe keinen der in diesem Verfahren klagenden Ex-Aktionäre. Diese machen nur einen Bruchteil der Kläger aus. Sie fordern bis zu 57,25 Euro - den Betrag, den die Deutsche Bank zwei Jahre zuvor für ein Postbank-Aktienpaket an die Deutsche Post gezahlt hatte. Daneben sind aber zahlreiche weitere Klagen vor deutschen Gerichten anhängig.

Die Deutsche Bank war mit der Transaktion 2008 bewusst unter der Marke von 30 % geblieben, oberhalb der ein Pflichtangebot an alle Aktionäre fällig wird. Strittig ist aber, ob die Deutsche Bank durch ihre späteren Vereinbarungen mit der Post de facto nicht doch schon vor der offiziellen Übernahme 2010 Zugriff auf deren verbliebenen Anteil hatte.

Der Anwalt einer großen Aktionärsgruppe, Jan Bayer von der Kanzlei Bayer Krauss Huber, hatte von einem Vergleichsangebot über 36,50 Euro je Aktie berichtet, dieses aber als zu niedrig zurückgewiesen. Einer seiner Mandanten habe sich mit der Deutschen Bank geeinigt und seine Klage daraufhin zurückgezogen, erklärte Bayer am Mittwochabend.

Hintergrund ist die Mehrheitsübernahme der Postbank durch die Deutsche Bank im Jahr 2010. Es geht um die Frage, ob die in diesem Jahr beschlossene Zwangsabfindung der Minderheitsaktionäre angemessen war und ob die Deutsche Bank nicht schon vor dem öffentlichen Übernahmeangebot für die Postbank 2010 faktisch die Kontrolle über das Bonner Institut hatte - und den Anlegern mehr Geld hätte zahlen müssen.