Deutsche Bank gibt sich kämpferisch
lee Frankfurt
Auch wenn die Ableger der US-Banken Goldman Sachs, Morgan Stanley und J.P. Morgan die Verteilung der drei Spitzenplätze unter sich ausmachen, gewinnt das Investment Banking der Deutschen Bank auf ihrem Heimatmarkt im Eigenkapitalgeschäft an Boden. Wie aus den vorläufigen Neun-Monats-Zahlen des Datendienstleisters Refinitiv hervorgeht, konnte sich das Institut im Geschäftsfeld Equity Capital Markets (ECM) um zehn Plätze auf Rang vier vorarbeiten. Das Marktwachstum wird auf 14% beziffert.
Nicht zuletzt aufgrund ihrer Beteiligung an der 2,1 Mrd. Euro schweren Kapitalerhöhung der Lufthansa (BZ vom 21. September.) geht man bei der Deutschen Bank davon aus, dass das Emissionsvolumen in der zweiten Jahreshälfte nochmals deutlich zunehmen wird. Ob das für einen Platz auf dem Treppchen reichen wird, lässt das Institut offen. Im bisherigen Jahresverlauf gelang es der in beinahe allen Disziplinen führenden Investmentbank Goldman Sachs, die im Vorjahr führende Wettbewerberin Morgan Stanley von der Spitze auf Platz 2 zu verdrängen. Auf Platz 3 folgt wie im Vorjahr J.P. Morgan Chase.
Im florierenden Geschäft mit der Beratung bei Übernahmen und Fusionen (Mergers & Acquisitions/M&A) laufen der Deutschen Bank die US-Wettbewerber davon. Das Geschäftsfeld hat sich seit Jahresbeginn mit einem Zuwachs von 36 % so stark entwickelt wie seit drei Jahren nicht mehr.
Trotz eines Beratungsmandats bei der mit Abstand größten Transaktion, dem Übernahmeangebot von Vonovia für Deutsche Wohnen, rutscht die Deutsche Bank im aktuellen Ranking um einen auf den 6. Platz ab. Die fünf ersten der wie im Vorjahreszeitraum von Goldman Sachs angeführten Liste besetzen mit Morgan Stanley, J.P. Morgan Chase, Bank of America und der Investmentboutique Perella Weinberg ausschließlich US-Adressen. Hinter der Deutschen Bank rangieren mit der Société Générale, UBS und Victoriapartners immerhin noch drei europäische Adressen unter den Top 10.
Bei den M&A-Transaktionen der zweiten Reihe gelang es der Deutschen Bank besser, ihren Heimvorteil auszuspielen. Hier rangiert sie mit 12 Transaktionen auf Rang zwei, was möglicherweise auch dem unter Vorstandschef Christian Sewing propagierten neuen Fokus auf den Mittelstand geschuldet ist. Bemerkenswert: Gemessen an den Transaktionsvolumina ist der Abstand zum Spitzenreiter J.P. Morgan Chase deutlich größer als zur drittplatzierten KPMG.
Im Anleiheemissionsgeschäft, das nach dem der Pandemie geschuldeten Vorjahresboom in Deutschland um 8% zulegte, hat sich die Deutsche Bank im Refinitiv-Ranking wieder an die Spitze gearbeitet. Sie verdrängt die im Vorjahr im Geschäftsfeld Debt Capital Markets (DCM) bestplatzierte Unicredit auf Rang zwei und führt die aktuelle Rangliste für die ersten neun Monate sowohl gemessen an der Anzahl als auch an Emissionsvolumina an. Dazu beigetragen haben dürfte ihre Rolle als Active Bookrunner bei der Anfang September begebenen langlaufenden Bundesanleihe und der fast ebenso großvolumigen 10-jährigen KfW-Anleihe Anfang Januar. Auf Anfrage gibt sich das Institut zuversichtlich, dass es die Position in seiner Paradedisziplin im laufenden Jahr weiter stärken kann.
Hohe Marktdurchdringung
Das Institut sei „äußerst stark“ bei der Vorbereitung und Platzierung von Transaktionen in verschiedensten Währungen und mit Investoren in Europa, USA und Asien, heißt es. Punkten will das Institut aber auch mit einer überdurchschnittlichen Marktdurchdringung auf dem Heimatmarkt. Hier liege man bei allen Emittentengruppen vorne, gibt sich die Deutsche Bank selbstbewusst.
In weniger ausgeprägtem Maße scheint auch die Commerzbank von einer guten Marktdurchdringung auf ihrem Heimatmarkt zu profitieren. So ist DCM das einzige Geschäftsfeld, in dem die Commerzbank noch unter den von Refinitiv ermittelten Top 10 rangiert, obgleich sie das Investment Banking bereits im Anschluss an die Finanzkrise radikal zurückgefahren hatte. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wurde sie jedoch um zwei Plätze auf Rang fünf durchgereicht.
Equity Capital Markets | |||
2021*, in Mill. Dollar | |||
Rang | Bank | Vol. | Anz. |
1 (4) | Goldman Sachs | 3,3 | 11 |
2 (1) | Morgan Stanley | 2,4 | 7 |
3 (3) | J.P. Morgan Chase | 2,0 | 10 |
4 (14) | Deutsche Bank | 1,8 | 10 |
5 (5) | Unicredit | 1,7 | 10 |
6 (2) | Bank of America | 1,6 | 8 |
7 (6) | BNP Paribas | 1,5 | 6 |
8 (7) | HSBC Holdings | 1,5 | 8 |
9 (11) | Berenberg | 1,4 | 10 |
10 (12) | Jefferies | 1,2 | 13 |
*) per 16.9.21 | |||
Quelle: RefinitivBörsen-Zeitung |
M&A-Beratungsgeschäft | |||
2021*, in Mill. Dollar | |||
Rang | Bank | Vol. | Anz. |
1 (1) | Goldman Sachs | 61,0 | 32 |
2 (14) | Morgan Stanley | 57,1 | 18 |
3 (2) | J.P. Morgan Chase | 57,1 | 27 |
4 (7) | Bank of America | 54,4 | 17 |
5 (79) | Perella Weinberg | 49,6 | 5 |
6 (5) | Deutsche Bank | 44,3 | 19 |
7 (9) | Société Générale | 42,6 | 3 |
8 (4) | UBS | 37,5 | 6 |
9 (33) | Victoriapartners | 36,1 | 2 |
10 (13) | Lazard | 15,5 | 17 |
*) per 16.9.21 | |||
Quelle: RefinitivBörsen-Zeitung |