Sewing will sich 2025 beweisen

Deutsche Bank hält an Renditeziel fest

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing will trotz zuletzt enttäuschender Ergebnisse 2025 den Turbo zünden. Sein Ziel: Eine zweistellige Nachsteuerrendite auf das materielle Eigenkapital. Dabei helfen könnte ein neuer Effizienzplan.

Deutsche Bank hält an Renditeziel fest

Deutsche Bank hält an Renditeziel fest

Analysten enttäuscht von Quartalszahlen und Ausblick – Neues Effizienzprogramm in Arbeit – Sewing erwägt Ausstieg aus renditeschwachen Geschäftsfeldern

Überplanmäßige Kosten, insbesondere für Rechtsstreitigkeiten, haben den Gewinn der Deutschen Bank im letzten Transformationsjahr schwer belastet. 2025 will Konzernchef Christian Sewing jedoch beweisen, dass das Institut die ambitionierten Versprechen an die Investoren tatsächlich erreichen kann.

lee Frankfurt

Trotz erneut aus dem Ruder gelaufenen Kosten und einer enttäuschenden Gewinnentwicklung im abgelaufenen Jahr hat sich Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing zu seinem Renditeziel bekannt. Er und sein Managementteam wollten sich daran messen lassen, eine Nachsteuerrendite auf das materielle Eigenkapital (Return on Tangible Equity/RoTE) von mindestens 10% zu erreichen, sagte Sewing am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte die Nachsteuerrendite bei gerade mal 4,7% gelegen.

1,7 Mrd. Euro für Rechtsstreitigkeiten

Wie die Deutsche Bank mitteilte, stiegen die Erträge im abgelaufenen Geschäftsjahr erwartungsgemäß um 4% auf 30,1 Mrd. Euro. Die Kosten seien dagegen um 6% auf 23,0 Mrd. Euro gestiegen. Darin seien nichtoperative Kosten in Höhe von 2,6 Mrd. Euro enthalten, darunter allein 1,7 Mrd. Euro für Rechtsstreitigkeiten. Die Aufwand-Ertrags-Relation betrug den Angaben zufolge 76%, nach 75% im Vorjahr. Nach Steuern brach der Gewinn dadurch um 28% auf 3,5 Mrd. Euro ein. Die Konsensschätzung der Analysten hatte bei 3,7 Mrd. Euro gelegen.

Ertragsziel bekräftigt

Auch der Ausblick war aus Sicht der Analysten von Keffe, Bruyette & Woods enttäuschend. Entgegen ihrer Erwartungen erhöhte die Deutsche Bank das in Aussicht gestellte Ertragsziel von 32 Mrd. Euro nicht. Allerdings deutete das Institut an, dass in dieser Prognose ein möglicher positiver Effekt aus positiven Wechselkursen noch nicht berücksichtigt sei.

Rückgang bei den Kosten

Mit Blick auf die Kosten rechnet die Deutsche Bank den Angaben zufolge im ersten Jahr nach dem Abschluss der Transformation mit einem Rückgang. Insbesondere die nicht-operativen Kosten werden sich demnach vor allem wegen der vorweg genommenen Vorsorge für Rechtsstreitigkeiten demnach reduzieren, während sich die übrigen zinsunabhängigen Aufwendungen auf dem Niveau des Vorjahrs bewegen dürften.

Damit sieht sich das Institut auf Kurs, um im Rahmen des laufenden Effizienzprogramms wie geplant 2,5 Mrd. Euro einzusparen. Auf diese Weise will die Deutsche Bank Mehrkosten ausgleichen für Investitionen ausgleichen. Denn um in den Jahren nach 2025 weiteres Wachstum und höhere Ergebnisse zu erzielen, wolle sie nicht nur in das laufende Geschäft, sondern auch in Technologie und in Kontrollen investieren, sagte Sewing.

Neues Effizienzprogramm in Arbeit

Nachdem die Deutschen Bank seit dem Beginn der Transformation vor fünf Jahren die eigenen Kostenziele immer wieder verfehlt hat, ist im Management jedoch offenbar die Erkenntnis gereift, dass dies womöglich nicht ausreicht. Jedenfalls stellte Sewing ein neues Effizienzprogramm in Aussicht, das zurzeit erarbeitet werde und noch im laufenden Jahr vorgestellt werden soll. Sein Arbeitstitel dafür laute „Deutsche Bank 3.0“.

Strategischer Kapitaleinsatz

Sewing kündigte an, dass die Deutsche Bank ihr Kapital künftig strategischer investieren werde, um sich noch konsequenter als bisher auf renditestarke Geschäftsbereiche konzentrieren zu können. Details nannte er zwar nicht. Doch der Verweis auf den Verkauf des Aktienhandels und vom Prime Brokerage zu Beginn des Konzernumbaus und die Bemerkung, dass es keine Denkverbote gebe, signalisiert, dass es sich um signifikante Einschnitte handeln könnte.

Sewing setzt auf Shareholder-Value-Ansatz

Alle Bereiche und Teams müssen sich demnach künftig noch konsistenter als bisher daran messen lassen, welchen Wertbeitrag sie mit einer Kapitalinvestition schaffen. Dafür werde die Deutsche Bank auf den Shareholder Value Add (SVA) zurückgreifen, konkretisierte er. Dabei handelt es sich um eine Maßzahl, die aus dem Shareholder-Value-Ansatz des amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlers Alfred Rappaport stammt.

Ausschüttungspläne stabil

Sewing bekräftigte den Plan, für 2025 insgesamt 2,1 Mrd. Euro Kapital an die Aktionäre auszuschütten. Die Aufsichtsbehörden haben der Deutschen Bank demnach bereits den Rückkauf eigener Aktien im Wert von 750 Mill. Euro genehmigt. Auf der im Mai anberaumten Hauptversammlung werde wie angekündigt die Ausschüttung von 1,3 Mrd. Euro vorgeschlagenen werden.

Auf die einzelne Aktie heruntergebrochen entspricht das 0,68 Euro, nach 0,45 Euro im Vorjahr. Damit würden sich die Kapitalausschüttungen seit 2022 auf 5,4 Mrd. Euro erhöhen, in Aussicht gestellt hatte das Institut ihren Aktionären für diesen Zeitraum 5 Mrd. Euro.

Von Anna Sleegers, Frankfurt
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