OLG Köln gibt ex-Aktionären Recht

Deutsche Bank muss im Postbank-Streit mehr zahlen

Die Deutsche Bank muss früheren Postbank-Aktionären mehr zahlen. Das OLG Köln gab den Klägern im jahrelangen Streit recht. Das Institut sieht die Belastungen durch bisherige Rückstellungen voll abgedeckt. Unterdessen veröffentlichte es nach eigenen Angaben die besten in einem dritten Quartal erzielten Zahlen.

Deutsche Bank muss im Postbank-Streit mehr zahlen

Niederlage im Postbank-Streit lässt Deutsche Bank kalt

Rückstellungen decken die Forderungen der früheren Aktionäre ab – Aktienkurs fällt trotz Rekordergebnis im dritten Quartal

fir Frankfurt

Die Deutsche Bank muss früheren Postbank-Aktionären mehr zahlen. Das OLG Köln gab den Klägern im jahrelangen Streit recht. Das Institut sieht die Belastungen durch bisherige Rückstellungen voll abgedeckt. Unterdessen veröffentlichte es nach eigenen Angaben die besten in einem dritten Quartal erzielten Zahlen.

Zeitgleich mit der Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal hat die Deutsche Bank im Streit mit früheren Postbank-Aktionären eine Niederlage erlitten. Wie das Oberlandesgericht (OLG) Köln am Mittwoch mitteilte, ist es der Argumentation 13 ehemaliger Postbank-Aktionäre gefolgt, die sich übervorteilt sahen. Nun muss die Deutsche Bank ihnen statt der 2010 gebotenen 25 Euro 57,25 Euro pro Aktien zahlen.

Die Deutsche Bank, die am Mittwoch nach eigenen Angaben ein Rekordergebnis vorlegte, nahm die Entscheidung gelassen. Das Urteil habe weder Auswirkungen auf bereits erzielte Vergleiche im Zusammenhang mit dem Postbank-Rechtsstreit, noch seien weitere Rückstellungen nötig. Die Deutsche Bank hatte im April eine Rückstellung von 1,3 Mrd. Euro gebildet, die im zweiten Quartal unterm Strich zu einem Verlust von 143 Mill. Euro führte. Damit seien die ausstehenden Forderungen der Kläger nebst den aufgelaufenen Zinsen abgedeckt. Möglich seien lediglich Belastungen durch weitere Zinsen von rund 2 Mill. Euro pro Monat. „Damit sieht sich die Bank finanziell praktisch voll abgesichert“, hieß es ihrerseits am Mittwoch.

Angebot schon 2008 fällig

Das OLG unterstrich, dass die Deutsche Bank bereits im Jahr 2008 ein Übernahmeangebot hätte unterbreiten müssen, als sie die Kontrolle über die Postbank erlangt hatte. Seinerzeit hatte die Bank 29,75% der Postbank-Anteile von der Deutschen Post zum Preis von 57,25 Euro gekauft. Damit war die Deutsche Bank knapp unter der 30%-Schwelle geblieben, ab der ein Pflichtangebot an alle Aktionäre fällig gewesen wäre. Tatsächlich hat die Deutsche Bank in der Causa Postbank-Übernahme sogar mehr als 400 Mill. der insgesamt 1,3 Mrd. Euro an Rückstellungen auflösen können, was dem im dritten Quartal erzielten Ergebnis zugutekam.

Bereits vor der Entscheidung des OLG hatte sich das Institut nach eigenen Angaben mit 70% der Kläger geeinigt. Diese standen für 62% der nun vor Gericht geltend gemachten Forderungen. Allein auf den am 21. August bekannt gemachten Vergleich entfielen 60% der geltend gemachten Forderungen, was die Deutsche Bank zum Anlass genommen hatte, die Auflösung anzukündigen.

440 Mill. Euro Rückstellungen aufgelöst

Mit den am Mittwoch veröffentlichten 440 Mill. Euro fielen die Auflösungen sogar etwas höher aus als im August angekündigt. Aber auch ohne diesen positiven Sondereffekt sei das Ergebnis das beste, das die Deutsche Bank jemals in einem dritten Quartal erzielt habe, wie das Institut betonte. Der Vorsteuergewinn ohne Berücksichtigung der Auflösung betrug 1,8 Mrd. Euro und übertraf den Vorjahreszeitraum um 6%. Unter Berücksichtigung des Sondereffekts sei der Gewinn vor Steuern im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar um 31% auf 2,3 Mrd. Euro gestiegen. Die seit Monaten im Aufwind befindliche Aktie gab gleichwohl nach.

Fast Gesamtjahresergebnis 2023 erreicht

„Im abgelaufenen Quartal haben wir wichtige Fortschritte dabei erzielt, juristische Altlasten hinter uns zu lassen. Gleichzeitig haben wir im operativen Geschäft einen Rekordgewinn für ein drittes Quartal erwirtschaftet“, unterstrich Vorstandschef Christian Sewing. Mit bereinigt 5,6 Mrd. Euro vor Steuern habe die Deutsche Bank beinahe das im gesamten Vorjahr erzielte Ergebnis erreicht. Im dritten Quartal stiegen die Gesamterträge im Vorjahresvergleich um 5% auf 7,5 Mrd. Euro, wobei der Zuwachs vorwiegend auf das Konto der Investmentbank ging, die um 11% auf 2,52 Mrd. Euro zulegte. Auch im Assetmanagement ging es um 11% voran, wenn auch mit 660 Mill. Euro auf niedrigerem Niveau.

Kreditrisikovorsorge steigt

Die bereinigten Kosten nahmen gegenüber dem Vorjahr um 2% auf 5,0 Mrd. Euro zu. Das begründet die Deutsche Bank unter anderem mit höheren Personalaufwendungen durch Gehaltssteigerungen und Neueinstellungen. Die Kreditrisikovorsorge verdoppelte sich auf Jahressicht auf 494 Mill. Euro, was vor allem auf die Privatkundenbank zurückgehe. Dazu zählten auch verbleibende temporäre Effekte aus der Postbank-Integration. Dabei handele es sich um Spätfolgen von Bearbeitungsrückständen im Zuge der IT-Zusammenführung von Postbank und Deutscher Bank. Hunderte zusätzliche Arbeitskräfte wurden zwischenzeitlich eingestellt, um sie abzuarbeiten.  

Festhalten an Zielen

Finanzvorstand James von Moltke zeigte sich mehr als zuversichtlich, das Ertragsziel von 30 Mrd. Euro 2024 zu erreichen. Auch die Ziele für 2025 blieben angesichts der Entwicklung der Erträge, der Kosten und Risikovorsorge in Reichweite.

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