Deutsche Bank stärkt Kernkapital
lee Frankfurt
Wenige Tage nach der Heraufstufung durch die Ratingagentur S&P hat die Deutsche Bank angekündigt, den Anleihemarkt anzuzapfen. Wie das Institut am Montag mitteilte, will es einen Contingent Convertible Bond (Coco-Bond) im Benchmark-Volumen emittieren. Die Emission, die sich auf eine Ermächtigung der Hauptversammlung aus dem Jahr 2018 stützt, richtet sich mit einer Stückelung von 200000 Euro ausschließlich an institutionelle Anleger. Die Deutsche Bank tritt den Angaben zufolge als alleinige Konsortialführerin bei der Platzierung auf.
Kündigung wahrscheinlicher
Die Papiere, die sich das Institut als zusätzliches Kernkapital (Additional Tier 1/AT1) anrechnen kann, sollen erstmals per Ende November 2026 kündbar sein. Marktbeobachter werten die geplante Emission als Indiz dafür, dass die Deutsche Bank bei einer ausstehenden Coco-Anleihe (ISIN: DE000DB7XHP3), die mit einem Kupon von 6 % ausgestattet ist, wohl im April 2022 von ihrem Kündigungsrecht Gebrauch machen wird. Die Ende Mai 2014 platzierte Emission hatte ein Volumen von 1,75 Mrd. Euro und richtete sich mit einer Mindestanlagesumme von 100000 Euro ebenfalls an professionelle Anleger.
Keine Furcht vor Tabubruch
Manche Investoren werten es als eine Art Vertrauens- oder zumindest Tabubruch, wenn Banken diesen Termin ungenutzt verstreichen lassen. Finanzchef James von Moltke hatte gegenüber Anleiheinvestoren jedoch zuletzt betont, dass die Deutsche Bank diese Entscheidung ausschließlich von ökonomischen Erwägungen abhängig macht.
Die relativ neue Anlageklasse der Coco-Bonds wurde auch auf Betreiben der Regulatoren entwickelt, um das Hybridkapital der Banken zu erweitern. Sie rangieren in der Haftungskaskade zwischen dem Eigenkapital und dem Fremdkapital und sollen die Banken dank ihrer verlustabsorbierenden Eigenschaften stabiler machen. Diese Eigenschaften sind in den Anleihebedingungen verankert. Die darin festgelegten Auslöseereignisse, sogenannte Conversion Trigger, führen zu einer Umwandlung in hartes Kernkapital beziehungsweise Abschreibung der Anleihen. In der Regel handelt es sich dabei um Schwellenwerte für das harte Kernkapital, die meist zwischen 5,85% und 8% liegen.