Geschäftszahlen zum zweiten Quartal

Deutsche Börse verdaut Simcorp-Übernahme

Die Deutsche Börse ist im zweiten Quartal erneut profitabel gewachsen und hat ihre Gewinnprognose fürs Gesamtjahr angehoben. Welchen Anteil daran die EZB hatte, welchen prominenten Großkunden Simcorp in den USA an Land gezogen hat und was der geplatzte Deal mit der Nasdaq bedeutet.

Deutsche Börse verdaut Simcorp-Übernahme

Deutsche Börse verdaut Simcorp

Profitables Wachstum im zweiten Quartal trotz gestiegener Kosten – Gewinnprognose angehoben

phh Frankfurt
Von Philipp Habdank, Frankfurt

Die Deutsche Börse ist im zweiten Quartal erneut profitabel gewachsen und hat ihre Gewinnprognose fürs Gesamtjahr angehoben. Welchen Anteil daran die EZB hatte, welchen prominenten Großkunden Simcorp in den USA an Land gezogen hat und was der geplatzte Deal mit der Nasdaq bedeutet.

Die Deutsche Börse hat ihre Gewinnprognose für das laufende Jahr leicht angehoben. Wie sie am Mittwochabend mitteilte, erwartet die Deutsche Börse für das Gesamtjahr Nettoerlöse von mehr als 5,7 Mrd. Euro und einen operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von über 3,3 Mrd. Euro. Ursprünglich hatte das Management der Deutschen Börse sowohl bei den Erlösen als auch beim Ebitda mit jeweils rund 100 Mill. Euro weniger gerechnet.

Grund für den gestiegenen Optimismus ist ein besser als erwartet gelaufenes zweites Quartal. Die Nettoerlöse stiegen in diesem Zeitraum um knapp ein Fünftel auf rund 1,5 Mrd. Euro. Davon seien 11% auf die Simcorp-Übernahme zurückzuführen. Das organische Erlöswachstum der Börse fiel mit 8% niedriger aus.

Deutsche Börse: Kosten steigen überproportional zu Erlösen

Die operativen Kosten sind dabei stärker gestiegen als die Nettoerlöse. Sie legten im zweiten Quartal um 27% auf 601 Mill. Euro zu. Allein die Personalkosten stiegen um 30% auf 409,5 Mill. Euro. Gut ein Fünftel des operativen Kostenanstiegs sei auf die Simcorp-Übernahme zurückzuführen. Relativ betrachtet sind damit sowohl die organischen als auch die anorganischen Kosten der Deutschen Börse im zweiten Quartal stärker gestiegen als die jeweiligen Nettoerlöse.

Dass das Ebitda im zweiten Quartal trotzdem um 16% auf 848,1 Mill. Euro zugelegt hat, liegt daran, dass die Erlöse in absoluten Zahlen um 151,4 Mill. Euro höher waren als die operativen Kosten. Die Deutsche Börse profitierte zudem von einem mit minus 0,4 Mill. Euro um 97% besser ausgefallenen Ergebnis aus Finanzanlagen, welches das Ebitda verglichen mit dem Vorjahresquartal deutlich weniger belastet hat.

Deutsche Börse baut Software-Geschäft aus

Durch die Simcorp-Übernahme hat sich im zweiten Quartal aber auch der Abschreibungs- und Wertminderungsaufwand um 42% auf 128,2 Mill. Euro erhöht. Und auch das Finanzergebnis verschlechterte sich im zweiten Quartal um 265% auf minus 37,6 Mill. Euro, da die Deutsche Börse zur Finanzierung der Übernahme neue Anleihen emittiert hat. Nach Abzug der Steuern steht damit ein um 13% gestiegener Periodenüberschuss von 520 Mill. Euro zu Buche, der sich in ein Ergebnis je Aktie von 2,72 Euro übersetzt.

Die Bilanz zum zweiten Quartal verdeutlicht, wie die Deutsche Börse kostenseitig weiterhin dabei ist, die Simcorp-Übernahme zu verdauen. Sie zeigt aber auch Fortschritte im Kundengeschäft. So konnte die Deutsche Börse im zweiten Quartal nach eigener Aussage über Simcorp mehr Neuabschlüsse im Software-as-a-Service-Geschäft verbuchen.

Simcorp gewinnt großen Software-Kunden

Namentlich nannte CEO Theodor Weimer in einer Telefonschalte mit Analysten den kanadischen Pension Plan Investment Board mit einem verwalteten Vermögen von 265 Mrd. kanadischen Dollar. Für das Software-Geschäft sei Nordamerika ein Hauptwachstumsfeld. Die Nettoerlöse im Bereich Software Solutions haben sich im zweiten Quartal von 26,2 Mill. Euro auf 153,7 Mill. Euro beinahe versechsfacht.

Insgesamt stiegen die Nettoerlöse im Segment Investment Management Solutions (IMS) um 84% auf 304 Mill. Euro. Neben dem Software-Geschäft bündelt die Deutsche Börse dort auch ihr ESG- und Index-Geschäft. Abzüglich der auf 210,2 Mill. Euro verdoppelten operativen Kosten verbuchte IMS im zweiten Quartal ein Ebitda von 86,7 Mill. Euro – etwa die Hälfte mehr als im Vorjahreszeitraum.

Handelsgeschäft zieht im zweiten Quartal an

Im Handelsgeschäft (Trading & Clearing) zogen die Nettoerlöse im zweiten Quartal um 11% auf 606,8 Mill. Euro an. Die Deutsche Börse begründet dies vor allem mit einem um 47% höheren Handelsvolumen mit Zinsderivaten. Aber auch der Rohstoffhandel legte zu, insbesondere mit Stromprodukten. In diesem Bereich wollte die Deutsche Börse über ihre EEX-Tochter das Stromhandels- und Clearinggeschäft der Nasdaq für den nordischen Markt übernehmen.

Doch der Deal platzte Ende Juni. Es sei unwahrscheinlich gewesen, dass die EU-Kommission den Deal aufgrund der starken Marktposition der Deutschen Börse genehmigen würde, so Weimer in der Analystenschalte. Dies bedeute jedoch nicht, dass die Deutsche Börse im Rohstoffgeschäft nicht an anderer Stelle zukaufen würde. Außerhalb des Strommarkts sei M&A weiterhin ein klarer Teil der Wachstumsstrategie.

EZB-Entscheidung hilft der Deutschen Börse

Doch auch die EZB hat dazu beigetragen, dass die Deutsche Börse in diesem Jahr vermutlich mehr verdienen wird als zunächst gedacht. Im aktualisierten Prognosebericht der Deutschen Börse heißt es, dass sie bei ihrer ursprünglichen Prognose davon ausgegangen war, dass die Notenbanken die Leitzinsen im Jahresverlauf senken würden, wodurch das Nettozinsergebnis 2024 niedriger ausfallen würde als im Jahr zuvor.

Stattdessen erwartet die Deutsche Börse aufgrund der anhaltend hohen Leitzinsen ein Nettozinsergebnis auf Vorjahresniveau oder leicht darüber. Zinserträge generiert die Börse über die Tochter Clearstream, wenn Kunden für die Wertpapierabwicklung als Sicherheit Bareinlagen hinterlegen, die über Nacht angelegt werden können. Die Nettozinserträge summierten sich auf 195,6 Mill. Euro und lagen damit in etwa auf Vorjahresniveau.  

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