8. INVESTMENTFONDSTAGE DER BÖRSEN-ZEITUNG

Deutsche Fondsbranche hofft auf die schützende Hand Brüssels

BVI ruft neue EU-Kommission auf, die Förderung der Assetmanager als Ziel zu verankern - Globaler Blick sei in der Regulierung wichtig

Deutsche Fondsbranche hofft auf die schützende Hand Brüssels

jsc Frankfurt – Kurz vor dem Antritt der neuen EU-Kommission ruft die deutsche Fondsindustrie Brüssel dazu auf, die globale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Assetmanager im Rahmen einer geopolitischen Strategie zu berücksichtigen. Die kommende Kommissionspräsidentin und CDU-Politikerin Ursula von der Leyen wolle die Brüsseler Behörde “geopolitisch ausrichten”, sagte Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des Fondsverbands BVI, am Donnerstag auf den 8. Investmentfondstagen der Börsen-Zeitung in Frankfurt. “Da hoffen wir natürlich, dass sie auch unsere Branche meint und nicht bei anderen Branchen stehen bleibt.” Die Kommission solle erkennen, dass sich europäische Adressen im globalen Wettbewerb behaupten müssten.Nach Ansicht Richters sind die Wettbewerbsbedingungen für die Fondsbranche in Deutschland “fair, weil für alle gleich”, für inländische und ausländische Häuser. “Das Problem beginnt, wenn wir die europäische Fondsregulierung mit anderen vergleichen.” So seien US-Gesellschaften weniger umfassend reguliert als ihre europäische Konkurrenz, was sich etwa im EU-Regelwerk Mifid II offenbare. “Was wir in die Umsetzung von Mifid II investieren, können die Amerikaner in Technologie investieren.” Dadurch entstehe ein Gefälle, was im Wettbewerb spürbar sei. Ein Fall für die FismaRichter bekräftigte seine Kritik, dass in Europa allein der Anlegerschutz und die Finanzmarktstabilität wesentliches Ziel der Regulierung seien, während die US-Regelsetzer auch die Förderung der Finanzindustrie primär berücksichtigten. Daher solle das Thema innerhalb der EU-Kommission in der Generaldirektion für Finanzstabilität, Finanzdienstleistungen und Kapitalmarktunion (GD Fisma) verankert werden.Die Kommission koordiniert wichtige und komplexe Aufgaben auch in anderen Fällen über Generaldirektionen, etwa im Handel, in der Entwicklungspolitik, im Haushalt sowie für die Landwirtschaft. Die Förderung der Finanzindustrie hätte als politisches Ziel auf dieser Ebene also Gewicht. Zuständig wäre Vize-Kommissionspräsident Valdis Dombrovskis, der die Generaldirektion anführt und ein zentraler Akteur auch in anderen Regulierungsvorhaben wie der nachhaltigen Kapitalanlage und der Kapitalmarktunion ist.Richter warnte davor, die Regulierung der Branche als rein europäisches oder gar nationales Problem zu betrachten. Das gelte zum einen für die Digitalisierung, die ein internationales Phänomen darstelle und alle treffe. Zum anderen müsse auch eine nachhaltige Kapitalanlage global ausgerichtet sein, da Fondsgesellschaften und Investoren weltweit Geld anlegten und auf eine verlässliche Datenbasis angewiesen seien. Richter sprach sich für möglichst einheitliche Angaben durch Unternehmen aus, was eine globale und äußerst wichtige Aufgabe sei. “Die EU kann keine Unternehmen in Asien oder in Amerika zu solchen Berichten verpflichten. Insofern ist es keine rein europäische, sondern eine globale Aufgabe, diese Daten zur Verfügung zu stellen.”Erneut wandte sich Richter gegen die Idee einer “Deutschlandrente”, also eines Fonds, der im öffentlichen Auftrag für eine breite Masse der Bürger Geld investiert und nach Ansicht von Befürwortern in der Altersvorsorge eine Wertpapieranlage ohne hohe Vertriebskosten ermöglichen würde. Ein Blick ins Ausland führe hier leicht in die Irre, mahnte Richter: Der norwegische Staatsfonds, oft als Beispiel genannt, speise sich aus Öleinnahmen und sei als Modell nicht für Deutschland geeignet; das schwedische Vehikel AP7 lege eine Finanzierung aus Rentenbeiträgen nahe, was hierzulande aber nicht vorgesehen sei. Sollte der Fonds im Zuge eines Kursrutsches einmal abrupt an Wert verlieren, wäre der Aufschrei groß, wie er warnte. Richter sprach sich stattdessen für eine Stärkung der staatlich geförderten Riester-Rente aus. Die Idee einer “Deutschlandrente” war etwa von der hessischen Landesregierung ins Spiel gebracht worden.