Deutsche Kreditwirtschaft verdoppelt Gewinn
jsc Frankfurt
Die deutsche Kreditwirtschaft hat nach hoher Kreditrisikovorsorge zu Beginn der Pandemie im vergangenen Jahr von einer geringen Vorsorgelast profitiert und den Gewinn daher annähernd verdoppelt: Während sich die Last für verschiedene Abschreibungen, Wertberichtigungen und Rückstellungen von 14,9 Mrd. Euro auf 7,0 Mrd. Euro mehr als halbierte, stieg der Gewinn vor Steuern von 14,3 Mrd. Euro auf 27,1 Mrd. Euro, wie die Deutsche Bundesbank im Monatsbericht für September festhält. Vor allem Sparkassen und Kreditgenossenschaften, aber auch Großbanken verzeichnen einen geringen Bewertungsaufwand. „Vor dem Hintergrund einer kräftigen gesamtwirtschaftlichen Erholung und da die zu Beginn der Coronavirus-Pandemie befürchteten Kreditausfälle ausblieben, bildeten die deutschen Banken deutlich weniger Risikovorsorge als im Vorjahr und lösten im Jahr 2020 gebildete Risikovorsorge teilweise wieder auf“, schreibt die Bundesbank.
Die Kehrtwende war in allen Zweigen der Kreditwirtschaft sichtbar. Die Rubrik der Großbanken verringerte den Verlust vor Steuern von 6,0 Mrd. Euro auf 1,5 Mrd. Euro. Die Sparkassen schraubten den Vorsteuergewinn von 6,7 Mrd. Euro auf 8,2 Mrd. Euro nach oben, die Kreditgenossenschaften von 6,3 Mrd. Euro auf 7,7 Mrd. Euro, wie dem Zahlenwerk weiter zu entnehmen ist. Zuletzt hatte die Kreditwirtschaft in den Jahren 2017 und 2016 ein ähnlich hohes Niveau erreicht wie jetzt. Nach Abzug von Steuern blieben insgesamt 17,3 Mrd. Euro stehen. Die Bundesbank fasst die Zahlen gemäß HGB-Rechnung zusammen, so dass die ausgewiesenen Konzernergebnisse von den zugrundeliegenden Daten abweichen können.
Provisionsüberschuss stützt
Nicht nur der Umschwung in der Pandemie belebte das Geschäft. Die Institute erzielten mit 37,9 Mrd. Euro einen höheren Provisionsüberschuss als im Vorjahr, als sie 32,1 Mrd. Euro erreicht hatten. „Wesentliche Wachstumstreiber über alle Bankengruppen hinweg waren kräftiges Wachstum beim Wertpapiergeschäft mit Kunden, beim Zahlungsverkehr, im Vermittlungsgeschäft, in der Vermögensverwaltung, aber auch bei den Gebühren für Dienstleistungen.“ Dem Ziel, den Provisionsüberschuss als zweitwichtigste Ertragssäule neben dem Zinsergebnis zu stärken, kam die Branche damit näher. Das Plus der Erträge glich den höheren Verwaltungsaufwand aus, der von 87,0 Mrd. Euro auf 92,0 Mrd. Euro zulegte. Höhere Personalkosten, aber auch Aufwand für IT und Digitalisierung trugen zur Steigerung bei.
Der Zinsüberschuss als wichtigste Ertragsquelle legte im vergangenen Jahr von 81,1 Mrd. Euro auf 82,2 Mrd. Euro zu. Der Wert erhält auch Erträge aus Aktien und anderen nicht festverzinslichen Wertpapieren. Der Zinsüberschuss im engeren Sinne legte nur geringfügig zu.
Hoffen auf breite Zinsmarge
Der Bericht zeigt deutlich, wie sehr das langjährige Niedrigzinsniveau die Ertragsbasis der Kreditwirtschaft unter Druck setzte. Noch vor wenigen Jahren war der Zinsüberschuss deutlich höher. Die Marge, die sich aus der Differenz aus Zinsertrag und Zinsaufwand ergibt, sinkt laut Bundesbank bereits seit Jahrzehnten. Der Wert erreichte 2021 mit 0,87% einen neuen Tiefstand, nachdem die Marge zuletzt im Jahr 2018 oberhalb der Marke von 1% lag. Anfang der 1980er Jahre, so zeigt ein langfristiges Schaubild der Bundesbank, lag die Marge sogar oberhalb von 2%.
Der jüngste Zinsanstieg wirkt nach Einschätzung der Bundesbank in Summe positiv. Zwar können steigende Zinsen die Margen der Banken zeitweilig noch weiter einengen, sofern die Einlagenzinsen in Summe spürbar anziehen, die Zinssätze im Kreditgeschäft wegen der oft langen Zinsbindung aber nur langsam steigen. Doch perspektivisch schafft ein höheres Zinsniveau mehr Spielraum.
So sieht eine Modellrechnung für die Mehrheit der Institute im ersten Jahr eines Zinsanstiegs um 2 Prozentpunkte einen Rückgang der Zinsmarge um wenige Basispunkte voraus. Doch zugleich profitieren einige Geldhäuser bereits im ersten Jahr deutlich, so dass der Gesamteffekt positiv ist. In den Folgejahren nimmt der positive Effekt eines Zinsanstiegs weiter zu. Bereits im zweiten Jahr steigt die Marge für die meisten Banken um mehr als 10 Basispunkte, während im dritten Jahr für die Mehrheit der kleineren Institute sogar mehr als 30 Basispunkte möglich sind. Die Bundesbank stuft die Modellrechnung wegen der Fülle an Annahmen als unsicher ein. Doch die Tendenz scheint klar: „Mittelfristig dürften sich (…) die ertragssteigernden Effekte der geldpolitischen Normalisierung stützend auf die Ertragsentwicklung der deutschen Institute auswirken.“
Überall geht es bergauf | ||
Eigenkapitalrendite vor Steuern nach Bankengruppen in Prozent | ||
2021 | 2020 | |
Alle Bankengruppen | 5,05 | 2,71 |
Großbanken | −2,26 | −7,08 |
Regionalbanken* | 6,04 | 4,10 |
Landesbanken | 4,05 | 1,29 |
Sparkassen | 6,28 | 5,36 |
Kreditgenossenschaften | 8,39 | 7,31 |
Realkreditinstitute | 16,91 | 8,06 |
Bausparkassen | 1,41 | 1,66 |
*) inkl. sonstige KreditbankenQuelle: Deutsche Bundesbank Börsen-Zeitung |