Deutschland lockt Private Equity an
cru Frankfurt
Auch Finanzinvestoren, die in Deutschland große Geschäfte mit Unternehmensbeteiligungen machen, sind in aller Regel in Luxemburg angesiedelt, weil die Private-Equity-Häuser dort keine Umsatzsteuer auf die Verwaltungsgebühren zahlen müssen. Durch das neue Fondsstandortgesetz könnte Deutschland jedoch vielleicht wieder etwas attraktiver als Standort werden. Das hofft zumindest der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK): „Die Abwanderung, die sich über einige Jahre hinzog, könnte sich vielleicht wieder umkehren. Das hängt von der konkreten Umsetzung des Gesetzes durch das Bundesfinanzministerium ab“, sagt Frank Hüther, Sprecher des BVK-Vorstandes.
Die bedeutendste Änderung ist die Erweiterung der Steuerbefreiung der Umsatzsteuer auf die Verwaltung von „Wagniskapitalfonds“. Bislang galt die Belastung der Management Fee mit Umsatzsteuer als eine der größten Hürden in der Branche und lässt Deutschland (und Österreich) im europäischen Vergleich unattraktiv dastehen. Nicht abschließend geklärt ist, ob unter den Begriff „Wagniskapitalfonds“ sowohl Venture-Capital-Fonds als auch Private-Equity-Fonds fallen.
Darüber hinaus will der BVK mehr Corporate Venture Capital – also Investments großer Unternehmen wie BASF oder Siemens in Wagniskapital – nach Deutschland locken. Dafür soll bei der Bundesregierung angeregt werden, Minderheitsbeteiligungen an innovativen Jungunternehmen aus dem bestehenden Forschungsprogramm des Bundes zusätzlich zu fördern.
Auch ohne Umsatzsteuerbefreiung für Verwaltungsgebühren und ohne Forschungssubventionen haben jedenfalls die Investitionen der Finanzinvestoren in Deutschland im vergangenen Jahr ein hohes Niveau von 12,6 Mrd. Euro erreicht. Über alle Marktsegmente hinweg habe sich ein „reges“ Investitionsgeschehen gezeigt, konstatiert der BVK. Im Bereich Venture Capital wurde mit vielen dreistelligen Millionen-Finanzierungsrunden ein historischer Rekord von knapp 4 Mrd. Euro erreicht – doppelt so viel wie im Vorjahr. „Auch im zweiten Pandemiejahr hat der deutsche Beteiligungskapitalmarkt Stärke bewiesen und zahlreiche Start-ups und mittelständische Unternehmen durch eine herausfordernde Zeit begleitet“, fasste Hüther zusammen. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das zwar einen Investitionsrückgang um 16% (2020: 15 Mrd. Euro). Nach den Rekordjahren 2019 und 2020 bleiben jedoch die Investitionen auf hohem Niveau, wobei das Wachstum bei Venture Capital besonders herausragt. In Summe wurden fast 1000 Unternehmen im Jahresverlauf mit Beteiligungskapital finanziert.