Die Deutsche Bank ist wieder im Spiel
Wer hätte das gedacht? Fast exakt drei Jahre nachdem Vorstandschef Christian Sewing seine Kollegen im Vorstand der Deutschen Bank bat durchzudeklinieren, welchen Beitrag ihre Ressorts leisten können, um die Bank wieder auf die Erfolgsspur zu bringen, scheint das Institut wieder auf soliden Füßen zu stehen. Trotz einer toxischen Mischung aus geopolitischen Spannungen, steigender Inflation und Rezessionsängsten hat die Deutsche Bank mit einem Vorsteuergewinn von 1,5 Mrd. Euro nicht bloß die Markterwartungen übertroffen, sondern auch das beste in einem zweiten Quartal erwirtschaftete Ergebnis seit mehr als einem Jahrzehnt abgeliefert.
Man mag einwenden, dass das Management wiederum ein Kostenziel kassieren musste. Nachdem die Konzernführung im vergangenen Jahr bereits von ihrem absoluten Kostenziel abrücken musste, um das Loch aufzufüllen, das die Pleite der Bremer Greensill Bank in den Einlagensicherungsfonds gerissen hatte, hat sie nun auch noch die Vorgaben für die Aufwand-Ertrags-Quote aufgeweicht. Angesichts der Verwerfungen, die mit der geopolitischen Neuordnung infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine einhergehen, bewegt sich dieser Vorwurf allerdings bereits im Grenzgebiet zur Erbsenzählerei.
Zu Beginn der viel zu lange verschleppten Sanierung musste es zunächst darum gehen, die einmal kommunizierten Meilensteine möglichst im Zeitplan zu erreichen. Trotz einiger Ausreißer, die man wie etwa im Fall des modifizierten Stellenabbaus auch als Überarbeitung der Strategie verstehen kann, ist dies weitgehend gelungen. Jetzt, da es nicht nur mit Blick auf das Zinsumfeld, sondern auch auf die weltweite Wirtschaftsordnung zu tektonischen Verschiebungen kommt, sollten die Aktionäre froh sein, dass die Deutsche Bank nicht von Buchhaltern regiert wird.
Tatsächlich untermauern die erneut starken Zahlen, dass die Bank bei dem zum Teil schmerzhaften Umbau einiges richtig gemacht hat. Die unternehmerische Entscheidung, sich auf die Geschäftsfelder zu konzentrieren, in denen sie international ganz vorn mitspielen kann, zahlt sich offenbar aus. Dank des Abschieds vom Vollsortimenter ist es ihr nicht nur gelungen, die Marktführerschaft im Handel mit Währungen zurückzuerobern, sondern auch den übermächtigen US-Konkurrenten Marktanteile im Beratungsgeschäft abzujagen. Auch wenn die Börsenbewertung es bislang noch nicht widerspiegelt, lässt sich nicht leugnen: Die Deutsche Bank ist wieder im Spiel.