Gut drei Wochen nach der turbulenten Hauptversammlung von FlatexDegiro haben sich die Akteure miteinander arrangiert. Alle Beteiligten seien sich einig, für die kommenden zwölf Monate professionell miteinander zu arbeiten, so der per Gegenantrag in das Kontrollgremium gewählte Bernd Förtsch der Börsen-Zeitung.

Der Flatex-Gründer und Großaktionär hatte sich für eine Ablösung von Aufsichtsratschef Martin Korbmacher eingesetzt, das notwendige Quorum für dessen Abwahl mit gut 65% Zustimmung aber verpasst. Notwendig gewesen wären 75%. Andererseits hatten 63 % der vertretenen Anteilseigner Korbmacher die Entlastung für das abgelaufene Geschäftsjahr verweigert. Dies kann man so deuten, dass dessen Zeit bei dem Online-Broker abläuft. Korbmachers Mandat endet in einem Jahr, dann stehen Neuwahlen für den Aufsichtsrat an.

„In einem Jahr wird das Gremium deutlich anders aussehen. Auch ich bin ja nur für ein Jahr gewählt worden“, so der mit 75% der vertretenen Stimmen in den Aufsichtsrat gewählte Förtsch. Er geht davon aus, dass der Dialog mit den anderen Aufsichtsratsmitgliedern über die Sachthemen gut funktionieren werde. Naturgemäß bestünden unterschiedliche Positionen in dem Gremium. Förtsch sei es daran gelegen, dass die Weichen schnell und eindeutig gestellt würden.

Förtsch bestätigte, dass es eine Shortlist gibt für den vakanten CEO-Posten. Der Aufsichtsrat werde über diese beraten. Wenn es nach ihm gehe, werde in absehbarer Zeit auch eine Entscheidung gefällt. Innerhalb von drei bis sechs Monaten solle das möglich sein, so seine Erwartung. Seit dem von Förtsch forcierten Ausscheiden von Frank Niehage Ende April hatten CFO Benon Janos und CTO Stephan Simmang interimistisch als Co-CEOs übernommen.

Förtsch hatte seine Unzufriedenheit über Personal und Strategie bei FlatexDegiro im April öffentlich gemacht und sich eine umfassende Umstrukturierung auf die Fahne geschrieben. Diese Mission befindet sich nun in der zweiten Phase der Umsetzung. Seine Hoffnung ist, dass mit der Berufung eines neuen CEO dann klar ist, wohin die Reise geht.

Förtsch betonte, dass die Karten mit den Neuwahlen zum Aufsichtsrat 2025 noch einmal neu gemischt werden. Ziel sei es, den Vorstand bei der Umsetzung des neuen Kurses kritisch unterstützend begleiten zu können.