Gespräche über Anteile beendet

DWP Bank entzweit Deka-Gruppe und Sparkassenverbände

Vier Monate nachdem die Deka-Gruppe die Übernahme der Sparkassen-Anteile an der DWP Bank angekündigt hat, sind die Gespräche gescheitert. Damit erscheint fraglich, ob der Konzern die Verantwortung für Wertpapierdepots an den Frankfurter Dienstleister überträgt.

DWP Bank entzweit Deka-Gruppe und Sparkassenverbände

DWP Bank entzweit Sparkassen

Deka-Gruppe kann Anteile von Verbänden und Landesbanken nach gescheiterten Gesprächen nicht übernehmen

jsc Frankfurt

Vier Monate nachdem die Deka-Gruppe die Übernahme der Sparkassen-Anteile an der DWP Bank angekündigt hat, sind die Gespräche gescheitert. Damit erscheint fraglich, ob der Konzern die Verantwortung für Wertpapierdepots an den Frankfurter Dienstleister überträgt. Es ist nicht der erste Konflikt um die DWP Bank.

Die Deka-Gruppe wird die Anteile an der Deutschen Wertpapierservice Bank (DWP Bank) anders als angekündigt nicht von Sparkassenverbänden und Landesbanken übernehmen: Der Konzern habe sich somit nicht auf eine Aufstockung auf 50% verständigen können, wie ein Sprecher am Freitag erklärte. „Die Verhandlungen wurden vor diesem Hintergrund beendet.“

Die DWP Bank stellt Wertpapierdepots für weite Teile der Kreditwirtschaft bereit und wickelt Transaktionen ab. Das Sparkassenlager hält 50% der Anteile. Mit jeweils 20% sind der Sparkassenverband Westfalen-Lippe und der Rheinische Sparkassen- und Giroverband die wichtigsten Eigentümer. Die Deka-Gruppe besitzt 2,5%. Auch BayernLB und Helaba sind mit kleinen Anteilen beteiligt. Die übrigen 50% liegen bei der DZ Bank als Vertreterin der Genossenschaftsbanken.

Das Scheitern der Gespräche hat mutmaßlich auch Folgen für die Deka-Gruppe. Als IT-Vorstand Daniel Kapffer Ende März die Pläne des Konzerns zum Erwerb weiterer Anteile an der DWP Bank bekannt gab, stellte er zugleich eine engere Kooperation mit dem Institut in Aussicht. Der Konzern betreibt selbst Wertpapierdepots für Fondssparer, während die DWP Bank für Sparkassen wie auch für andere Banken die Kundendepots bereitstellt. Nun aber wird die Deka-Gruppe die Wertpapierabwicklung nicht an die DWP Bank abtreten, wie das Nachrichtenportal „Finanz-Szene“ berichtet. Die Deka-Gruppe äußert sich auf Nachfrage nicht dazu.

Quelle der Uneinigkeit

Woran die Gespräche gescheitert sind, war am Freitag nicht zu erfahren. Eine Vermutung, die in der Branche zu hören ist, verweist auf den Preis. Einen Anhaltspunkt für den Firmenwert liefert die DZ Bank: Sie beziffert den Buchwert des hälftigen Anteils an der DWP Bank nach Equity-Methode auf 197 Mill. Euro, wie im Geschäftsbericht für 2023 zu lesen ist. Das stellt die DWP Bank auf einen Firmenwert von 394 Mill. Euro. Über welche Beträge Deka-Gruppe, Landesbanken und Sparkassenverbände gesprochen haben, ist allerdings nicht bekannt.

Kampf um Einfluss

Eine andere Stimme führt politische Gründe an: Bisherigen Eigentümern fällt es demnach schwer, Einfluss aufzugeben. Im Aufsichtsrat der DWP Bank sitzen etwa Jürgen Wannhoff, Vizepräsident des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe, Markus Wiegelmann, Finanzvorstand der BayernLB, Stefan Dahm, Chef der Stadtsparkasse Düsseldorf, Peter Becker, Chef der Sparkasse Herford, und Thomas Pennartz, Generalbevollmächtigter der Kreissparkasse Köln. Erhielte die Deka-Gruppe 50%, würde sie wie die DZ Bank vermutlich fünf Plätze in dem Gremium beanspruchen. Bisher ist sie nicht im Aufsichtsrat präsent.

Ein dritter möglicher Grund für das Scheitern ist ein alter Streit nach einer Handelspanne von Ende 2022, die zu einer 61 Mill. Euro schweren Belastung bei der DWP Bank geführt hatte. Die Causa sorgt bis heute für Zündstoff: Nachdem die Deka den Erwerb der Anteile als Ziel ausgerufen hatte, erklärte der damalige Chef der DWP Bank, Heiko Beck, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung im April, er sei zuversichtlich, dass die Bank mit einer Klage gegen andere Beteiligte die Last aus dem damaligen Geschäft weitgehend begleichen könne.

Wenig später berichtete der „Platow Brief“, die DWP Bank strebe eine Klage gegen den S Broker an, eine Tochter der Deka-Gruppe. Der Bericht wurde in Branchenkreisen bestätigt. Unklar ist, wie die DWP Bank in dem Streit agieren würde, läge die Hälfte der Anteile in den Händen der Deka-Gruppe.

Chefposition vakant

Eigentümer und Geschäftsführung der DWP Bank lagen zuletzt ohnehin allem Anschein nach über Kreuz: Denn die Bank kündigte Anfang März das Ausscheiden von Bankchef Beck „auf eigenen Wunsch“ zur Jahresmitte an. Auch Finanzvorstand Martin Zoller wird nach damaliger Ankündigung gehen. Für ihn ist bereits Thorsten Warmt als Nachfolger gesetzt. Der Vorstandsvorsitz ist bis heute vakant.

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