Genossenschaftsbanken

DZ Bank hat Überraschungs­potenzial

Die DZ Bank kann mit ihrer breiten Aufstellung auch künftig positiv überraschen. Auch wenn das Zentralinstitut der Genossenschaftsbanken weniger Möglichkeiten hat als Deutsche Bank und Commerzbank.

DZ Bank hat Überraschungs­potenzial

Die Zeiten, als die DZ Bank die beiden anderen Großbanken Deutsche Bank und Commerzbank in den Schatten stellte, sind mit der Zinswende und der Krisenbewältigung bei der blauen und gelben Konkurrenz vorbei. Die beiden Wettbewerber können nun mit dem Einlagengeschäft, der sich vergrößernden Zinsmarge und der nur zögerlichen Anhebung der Zinssätze im Einlagengeschäft endlich wieder auf ihrer gesamten Klaviatur spielen. Diese Musik des klassischen Bankgeschäfts allerdings spielt bei den Genossen an­derswo, nämlich bei den Primärbanken. Deren Ergebnisse müsste man für den korrekten Vergleich mit der Deutschen Bank und der Commerzbank hinzuaddieren. Die DZ Bank indes ist als Zentralinstitut lediglich als Dienstleister für die Genossenschaftsbanken im Hintergrund tätig und somit eher mit den Landesbanken vergleichbar.

Mit diesem begrenzten Dasein aber ist die DZ Bank auf eine beachtliche Größe gewachsen, die sie von der Bilanzsumme her schon seit geraumer Zeit vor die Commerzbank geschoben hat. Bei diesem Vergleich haben die öffentlich-rechtlichen Wettbewerber so lange das Nachsehen, wie sie das mit der Fusion zu einem Institut nicht auf die Kette bekommen. Denn hier haben die Kreditgenossen definitiv einen besseren Zusammenhalt bewiesen, seit 2016 gibt es nur noch ein Zentralinstitut.

Allerdings war der Fusionsprozess in der Gruppe zu einem Anbieter auch nicht ganz so einfach zu wuppen angesichts der divergierenden Ansichten zwischen Primärbanken und anderen wichtigen Spielern. Einflussnahme und Gestaltungsmöglichkeiten wollten viele nicht so ohne weiteres dreingeben. Die zeitraubende Diskussion um eine juristische Aufspaltung der DZ-Bank-Gruppe mit einer kostspieligen und höchst komplexen Holding obendrüber zeugte davon. Ebenso das ungewöhnliche Konstrukt einer Doppelspitze mit den beiden Vorstandschefs Uwe Fröhlich und Cornelius Riese, wobei Ersterer als früherer BVR-Präsident für die innere Gruppen-Diplomatie zuständig ist. Das Gruppen-Hickhack ist mit der virtuellen Holding und einer stark verbundorientierten Aufstellung der DZ Bank längst wieder befriedet. Das Tandem an der Spitze hat die von Vorgänger Wolfgang Kirsch gestellten Weichen konsequent ausgebaut. Wenn Fröhlich Mitte 2024 in Ruhestand geht, kann Riese ein gut aufgestelltes und vor allem auch gut austariertes Haus als alleiniger Chef steuern.

Ausgewogen ist die DZ Bank allein schon durch ihre breite Aufstellung weit über die klassischen Bankaktivitäten hinaus. Wenn es in einer Tochter knirscht, kann es anderswo laufen wie geschnitten Brot. Beispiel Niedrigzinsen: Während Union Investment im vergangenen Jahrzehnt von dem Kurs der Notenbanken profitierte, konnte sich die Bausparkasse Schwäbisch Hall die Daseinsfrage stellen, als Kredite den Kunden zu niedrigen Sätzen quasi hinterhergeworfen wurden. Jetzt dreht sich das mit der Zinswende für die beiden Akteure.

Angesichts der guten Basis erscheint die Prognose der DZ Bank für den laufenden Turnus von 1,5 bis 2 Mrd. Euro fast enttäuschend. Aber wer die DZ Bank gut kennt, weiß auch, dass Vorsicht – man könnte auch überspitzt sagen: Untertreibung – Tradition hat. Und positive Überraschungen ebenso.

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