Eigenanlagen

Eigendepot gewinnt an Bedeutung

Sparkassen und Genossenschaftsbanken setzen angesichts schrumpfender Zinseinnahmen zunehmend auf Erträge aus dem Eigendepot (Depot A). Alternative Anlageklassen wie Private Equity, Private Debt, Infrastruktur und Immobilien würden hier immer...

Eigendepot gewinnt an Bedeutung

fir Frankfurt

Sparkassen und Genossenschaftsbanken setzen angesichts schrumpfender Zinseinnahmen zunehmend auf Erträge aus dem Eigendepot (Depot A). Alternative Anlageklassen wie Private Equity, Private Debt, Infrastruktur und Immobilien würden hier immer wichtiger, um Erträge zu erzielen, zeigt eine Studie des Research Center for Financial Services (München) der Steinbeis-Hochschule. Sind demnach aktuell im Schnitt 8% des Depots A der Banken in alternativen Assetklassen investiert, so gehen sie davon aus, dass dieser Anteil künftig steigt – auf 12% im Jahr 2025 und auf 16% im Jahr 2030, also eine Verdopplung fast binnen eines Jahrzehnts.

Experten aus den Anlageabteilungen von 125 Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken gaben im Zuge der Erhebung Auskunft. Unterstützt wurde das Research Center von der Münchener Solutio, die für institutionelle Investoren und nach eigenen Angaben zunehmend auch Sparkassen und Genossenschaftsbanken just in solchen Assetklassen anlegt, sowie Pantheon, einem Dachfondsmanager in den Anlageklassen Private Equity, Infrastruktur und Private Debt.

Bis zu 20 Prozent der Erträge

84% der Banken bewerten demnach das Depot A im Niedrigzinsumfeld als (sehr) wichtig, und gut zwei Drittel rechnen mit zunehmender Relevanz in den kommenden fünf bis zehn Jahren. Dem Zinsgeschäft hält nur jeder Fünfte zunehmende Bedeutung zugute. „Das Depot A spielt für Banken eine zunehmend wichtige Rolle, da die Zinsmarge sinkt“, sagt Rüdiger von Kollmann, Gründer und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von Solutio. Geschätzt liege der durchschnittliche Anteil der Erträge aus dem Depot A an den Gesamterträgen von Genossenschaftsbanken und Sparkassen bei 10 bis 20%.

Schon seit rund zehn Jahren seien hier Umschichtungen von Anlagen wie Aktien und Rentenpapieren zu alternativen Assets zu beobachten, berichtet Solutio-Vorstandsmitglied Robert Massing – wenn auch noch auf niedrigem Niveau. Das Nischendasein von Private Equity, Private Debt und Infrastrukturanlagen bei Banken, Sparkassen und Institutionellen wie Versicherungen und Pensionskassen finde aber gerade angesichts der Pandemie allmählich ein Ende. „Auf der Suche nach Rendite haben wesentliche Portfolioumschichtungen stattgefunden, und die Coronakrise hat diese Entwicklung nochmals verstärkt“, berichtet Massing.

Inzwischen sei der Druck auf die Institute durch neue Wettbewerber und Nullzins derart groß, dass neue Anlageklassen interessant würden bzw. eine stärkere Gewichtung von Anlageklassen, die bislang weniger gefragt waren. „Die Not war noch nicht groß genug“, sagt Massing. „Institute haben sich viele Jahre vor Entscheidungen gedrückt, in der Hoffnung, dass es wieder besser wird. Die Hoffnung auf kurzfristig steigende Zinsen ist aber nicht realistisch.“

Nachbesserungsbedarf in der Depot-A-Strategie hat jüngst der Geschäftsführer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV), Wolfgang Zender, zum Ausdruck gebracht. Die Erträge der Eigenanlagen der Mitgliedsinstitute des OSV seien seit 2016 wegen der Niedrigzinspolitik der EZB um insgesamt 1 Mrd. Euro abgebröckelt (vgl. BZ vom 17. Februar). Dass die Depot-A-Rendite nicht selten zu wünschen übrig lasse, schreiben die Studienautoren, sei auch auf veraltete Anlageprodukte, den Selektionsprozess der Assetmanager oder andere Rendite-Risiko-Profile zurückzuführen. Ein höherer Anteil alternativer Geldanlagen könne mehr abwerfen. Die Studie setzt hierfür aber wenig überraschend den Einsatz eines „erfahrenen Assetmanagers“ voraus.

Stärkere Diversifikation

Fast zwei Drittel der Befragten setzen der Studie zufolge auf eine stärkere Diversifikation des Portfolios, weitere 59% nehmen neue Anlageklassen auf. Aktuell investieren 54% in alternative Geldanlagen, und zusätzliche 11% gedenken, dies zu tun. Dominierende Assetklasse sind dabei Immobilien, die drei Viertel des Volumens alternativer Anlageformen ausmachen, mit weitem Abstand gefolgt von Investitionen in Infrastruktur (13%), Private Equity (7%) und Private Debt (4%). Das Potenzial für mehr ist gegeben: So finden drei Viertel nicht nur Immobilienanlagen (sehr) attraktiv, sondern auch solche in Infrastruktur. 41% bewerten Private Equity und 17% Private Debt als sehr interessant.

Dass alternative Anlageklassen noch so unterrepräsentiert sind, ist der Erhebung zufolge vor allem auf Reporting-Anforderungen und regulatorische Hemmnisse zurückzuführen. Drei von vier Befragten nennen zum einen aufwendiges Reporting als einen Hauptgrund für den geringen Anteil im Eigenhandel und sehen zum anderen regulatorische Hemmnisse. Fast jeder Zweite erachtet die mangelnde Liquidität der Anlagen als problematisch (s. Grafik). 22% der befragten Sparkassenmitarbeiter und Genossenschaftsbanker nennen fehlende Angebote im Verbund. Das Risiko von alternativen Assets, ist sich von Kollmann sicher, sei absolut beherrschbar. „Das Anlagerisiko lässt sich mittels Streuung eingrenzen. Das größere Risiko wäre, nichts zu tun.“

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