Barclays

„Ein ziemlich robustes Quartal“

Barclays-Chef Jes Staley sprach in einer Telefonkonferenz bescheiden von einem „ziemlich robusten Quartal“. Dabei lag das Vorsteuerergebnis um 37% über dem Schnitt der Analystenschätzungen.

„Ein ziemlich robustes Quartal“

hip London

Wie zuvor schon andere britische Großbanken hat auch Barclays im Auftaktquartal die Markterwartungen deutlich übertroffen, allerdings ohne Rückstellungen für Problemkredite aufzulösen. Das Vorsteuerergebnis hat sich mehr als verdoppelt. Wie der Deutsche-Bank-Rivale mitteilt, stieg es auf 2,40 (i.V. 0,91) Mrd. Pfund. Analysten hatten im Schnitt lediglich 1,76 Mrd. Pfund auf der Rechnung. Chief Executive Jes Staley sprach in einer Telefonkonferenz mit Journalisten bescheiden von einem „ziemlich robusten“ Quartal. „Alles in allem sind wir mit den Ergebnissen zufrieden.“ Die Abweichung von den Markterwartungen erklärt sich daraus, dass die Wertberichtigungen mit 55 Mill. Pfund ungewöhnlich niedrig ausfielen. Vor einem Jahr hatte an dieser Stelle ein Betrag von 2,12 Mrd. Pfund gestanden. Analysten hatten im Schnitt eine halbe Milliarde Pfund auf der Rechnung. Zudem lieferte das Investment Banking einen unerwartet hohen Gewinnbeitrag, obwohl Barclays im FICC-Geschäft – dem kapitalintensiven Handel mit Anleihen, Devisen und Rohstoffen – nicht an die Vorjahreserfolge anknüpfen konnte. Dort gingen die Erträge um 35% zurück. Dafür stiegen sie im Aktienhandel um zwei Drittel. Vor dem Hintergrund des IPO-Booms im Auftaktquartal vervierfachte das ECM-Geschäft den Beitrag zum Geschäft der Corporate & Investment Bank (CIB).

Kosten steigen dieses Jahr

Vom Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos war Barclays nicht betroffen. „Nein, wir hatten kein Exposure“, sagte Staley. Das Er­gebnis im Anleihenhandel „war nicht da, wo wir es gerne gehabt hätten“, gab er zu. Dennoch verdreifachte sich die Rentabilität im Vorjahres­vergleich: Die Eigenkapitalrendite (Rote) stieg auf 14,7 (5,1)%. Dabei zeigten alle drei Sparten zweistellige Werte. Allerdings stiegen die Kosten um 9%, während die Erträge insgesamt um 6% zurückgingen. Die Cost-Income-Ratio verschlechterte sich auf 61 (52)%. Und für das laufende Jahr kündigte das Management einen weiteren Kostenanstieg an. Angesichts der Performance von CIB sei das verständlich, schrieb der Jefferies-Bankenexperte Joseph Dickerson. Staley verwies darauf, dass sich die Cost-Income-Ratio in der Nähe der selbst gesetzten Ziele bewegt. „Man sorgt sich, dass sie noch höher steigen könnte, wenn die Co­vid-19-Kosten und der Aufwand für die Überprüfung des Filialnetzes steigen­ sollten“, sagte Susannah Streeter, Analystin bei Hargreaves Lansdown. „Die Kosten zu deckeln, hat zwar Priorität, aber wie stark die Zügel angezogen werden, ist un­gewiss.“

Die Wertberichtigungen seien überall sehr niedrig gewesen, sagte Finanzchef Tushar Morzaria. Es habe einfach wenig Defaults gegeben. „Die Verbraucher haben sich während der Pandemie sehr vernünftig verhalten“, sagte Morzaria. „Die Kreditkonditionen sind bemerkenswert günstig geblieben.“ Was die wirtschaftlichen Aussichten des Heimatmarkts angeht, zeigte sich Staley optimistisch. „Wir erwarten, dass die britische Wirtschaft so stark wachsen wird wie zuletzt 1948“, sagte er der BBC. „Das ist ziemlich spektakulär.“ Daten zum Einsatz von Kreditkarten deuten darauf hin, dass die Verbraucher auf dem Heimatmarkt mit der Lockerung der Ausgangsbeschränkungen im März optimistischer geworden sind (s. Grafik).

Die rasante Ausbreitung von Covid-19 in Indien stellt Barclays vor ungeahnte Probleme. Weil sich viele der 20000 Mitarbeiter dort um Familienmitglieder kümmern müssten, habe man einen Teil des Callcenter-Betriebs von dort vorübergehend nach Großbritannien zurückverlagert. Staley lobte die Bereitschaft vieler Filialmitarbeiter, sich um Kundenanrufe zu kümmern, wenn sie nicht anderweitig beschäftigt waren. Derzeit nutzten 11 Millionen Kunden ihr Konto nahezu ausschließlich online. 9 Millionen wickeln Bankgeschäfte über ihr Smartphone ab, sagte Staley. Die Bank verfüge über eine Menge Büroflächen, berichtete Morzaria. Nun werde geprüft, ob man sie noch in diesem Umfang benötige und wie sie am besten genutzt werden können.

Barclays
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Pfund20212020
Erträge gesamt5 9006 283
Wertberichtigungen– 55– 2 115
Operative Kosten3 5783 263
Vorsteuerergebnis2 399913
Nettoergebnis1 704605
Eigenkapitalrendite (%)14,75,1
Kredit-Einlagen-Verhältnis (%) 69 79
Kernkapitalquote (%)14,613,1
Leverage Ratio (%)5,04,5
Bilanzsumme (Mrd.)1 3801 350*
*) per 31.12.20Börsen-Zeitung