Genossenschaftsverband Bayern

Eindruck der Ineffizienz soll ausgeräumt werden

Der Paukenschlag des Genossenschaftsverbands Bayern hallt nach. Ende 2021 musste Präsident Jürgen Gros überraschend gehen. Nachfolger Gregor Scheller erklärt auf der Jahrespressekonferenz seine Pläne.

Eindruck der Ineffizienz soll ausgeräumt werden

mic München

Nach dem abrupten Machtwechsel an der Spitze des Genossenschaftsverbands Bayern möchte der neue Vorstand kostengünstiger arbeiten und ausgeprägt auf die Bedürfnisse der Volks- und Raiffeisenbanken eingehen. „Wir wollen die Mitglieder stärker in die künftige Ausrichtung des Verbandes einbeziehen“, sagte Präsident Gregor Scheller auf der virtuell veranstalteten Jahrespressekonferenz. Dies diene auch dazu, den Verband effizienter aufzustellen.

Scheller, der bisher die VR-Bank Bamberg-Forchheim geleitet hatte, hat am 1. Februar die Leitung des Verbands unternommen. Der Ab­schied seines Vorgängers Jürgen Gros war überraschend am 20. Dezember zum Ende 2021 verkündet worden. Er selbst habe einen Vertrag bis Ende 2023, sagte Scheller nun bei der Vorstellung der Bilanzzahlen in München.

Der Verband sei aus seiner Sicht leistungsfähig und gut aufgestellt. Man werde aber überlegen, wie Prozesse individueller auf die Banken ausgerichtet werden könnten, „um die gefühlte Wahrnehmung einer Ineffizienz auszuräumen“, erklärte Scheller. Gravierende Unterschiede zwischen kleinen und großen Instituten wollte er nicht konstatieren. Der neue Vorstand sei offen auch für Kooperationen. Mit Blick auf die Prüfungsverbände erklärte Scheller, er wolle sich nach sechs Wochen im Amt nicht dazu äußern, inwieweit es zu Konzentrationen oder einer Fusion komme: „Aber wir sind für Gespräche für jede Form von Effizienzgewinne immer offen.“

Scheller rechnet auch mit Zusammenschlüssen unter den aktuell 208 bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken. Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Institute um 14, bisher seien in der laufenden Periode zwölf Zusammenschlüsse geplant. Es würden aber wohl weitere dazukommen, sagte Scheller: „Die Fusionen werden weiter zunehmen.“

Keine Prognose 2022

Angesichts des Angriffskriegs gegen die Ukraine und den Sanktionen für den Aggressor Russland sprach Scheller von einem geringen Engagement der Kunden von Volks- und Raiffeisenbanken in der Re­gion: „Die direkte Betroffenheit ist sehr überschaubar.“ Es sei aber nicht klar, welche Wirkung der Krieg auf die mittelständische Wirtschaft insgesamt habe. Die Auswirkungen hingen davon ab, wie lange der furchtbare Krieg andauere. Weil man mit so vielen Unwägbarkeiten wie selten konfrontiert sei, nenne der Verband auch keine Geschäftsprognose für das laufende Jahr: „Vor uns liegt meiner Meinung nach ein Jahr voller Unsicherheiten.“.

Mit dem Geschäftsverlauf 2021 zeigte sich Scheller sehr zufrieden. Die Genossenschafts- und Raiffeisenbanken in Bayern hätten sich im vergangenen Jahr sehr robust entwickelt und ihr Kerngeschäft deutlich ausgebaut: „Im Drittgeschäft verzeichnen die Genossenschaftsbanken das beste Jahr seit einem Vierteljahrhundert.“ Der Umsatz vermittelter Wertpapiere, Aktien und Fonds stieg auf den Rekordwert von 22,3 Mrd. Euro, der Nettoabsatz verdoppelte sich auf 6,4 Mrd. Euro. Dies ließ das Provisionsergebnis um 7% auf 1,3 Mrd. Euro steigen.

Scheller strich aber auch heraus, dass das Kreditgeschäft so kräftig wie seit dem Jahr 1995 nicht mehr gewachsen sei. Das Volumen legte um 8,6% auf 127 Mrd. Euro zu. In den vergangenen zehn Jahren hätten die Genossenschaftsbanken ihren Marktanteil im Firmenkundengeschäft um nahezu die Hälfte gesteigert, sagte Scheller. Dem Wachstum im Kreditgeschäft 2021 sei es zu verdanken, dass der Rückgang des Zinsergebnisses erstmals seit 2014 gestoppt worden sei (siehe Tabelle). Das heiße aber nicht, dass die Negativzinspolitik der EZB keine Probleme für die Volks- und Raiffeisenbanken darstelle, betonte Scheller. Die Margen schrumpften weiter. Die Zinsspanne betrug nur noch 1,47%. Es sei gelungen, die Kosten nahezu stabil zu halten. Sie legten dem Verband zufolge um nur 1,1% zu.

Niedrige Kreditrisikovorsorge

Unter dem Strich sei das Betriebsergebnis um mehr als 5% auf 1,6 Mrd. Euro gestiegen, erklärte der Verbandspräsident: „Das ist eine erfreuliche Nachricht von unseren Volks- und Raiffeisenbanken.“ Zu­dem habe es nur geringe Abschreibungen auf den Wertpapierbestand (98 Mill. Euro) und das Kreditportfolio (59 Mill. Euro) gegeben, so dass das Vorsteuerergebnis leicht auf 1,4 Mrd. Euro zulegte. Die Insolvenzen seien trotz der Pandemie nicht gestiegen, sagte Scheller. Der Anteil notleidender Darlehen seien auf den Tiefstand von 1% gesunken.

Die Zahl der Beschäftigten sank im vergangenen Jahr um 469 auf 29481, es gibt mit 1908 Geschäftsstellen 103 weniger als im Vorjahr. Die Zahl der Mitglieder sank um 0,6% auf 2,6 Millionen.

Bayerns Kreditgenossen
Konzernzahlen nach HGB
in Mill. Euro20212020
Zinsüberschuss28722 847
Zinsspanne (%) *1,471,56
Provisionsüberschuss13291 241
Betriebskosten26572628
Betriebsergebnis1 5641 478
Ergebnis vor Steuern14261 387
Aufw.-Ertrags-Quote (%)63,164,2
Hartes Kernkapital (Mrd.)18,017,0
Kernkapitalquote (%)15,515,9
Bilanzsumme (Mrd.)201191
Anzahl der Institute208222
*) in Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme Börsen-Zeitung