Erste Sparda-Banken heben mit neuer App Teo ab
spe Stuttgart
Die vier Sparda-Banken Augsburg, Baden-Württemberg, München und Nürnberg ersetzen zum Monatsende endgültig ihre alte Sparda-App durch die neu entwickelte Multibanking-App namens „Teo“. Nachdem die Umstellung in den vergangenen Monaten bereits schrittweise erfolgt ist, ziehen die Institute per 25. Juni den Stecker für die bisherige App, die zuletzt ohnehin nur in ihrer browserbasierten Version freigeschaltet war. „Damit haben wir einen wichtigen Meilenstein erreicht“, sagte Martin Hettich, Vorstandschef der Sparda-Bank Baden-Württemberg, der Börsen-Zeitung.
Aktuell zählen die vier Institute insgesamt 500000 Nutzer der App, die auch mit E-Commerce-Funktionen ausgestattet ist. Der mit dem Wechsel einhergehende Verlust an Kunden halte sich in Grenzen, versichert Hettich, dessen Bank als federführend bei dem Projekt gilt. Bei der Sparda-Bank Baden-Württemberg ist die Zahl der Girokunden seit Mitte 2020 um rund 8% auf gut 400000 zurückgegangen, die Zahl der Girokonten sank um 10% auf 425000. Hettich führt das vornehmlich auf die Abschaffung des kostenfreien Girokontos im September 2020 zurück und weniger auf die neue App.
Nachdem zunächst sieben Sparda-Banken mit dem Ziel angetreten waren, bis Ende 2020 die altbewährte Sparda-App bei ihren insgesamt 1,1 Millionen Kunden gegen Teo zu ersetzen, hatte sich bald herausgestellt, dass dies ein zu ehrgeiziges Ziel gewesen ist. Insbesondere die teilweise heftige Kritik der Kunden hatte immer wieder für Nachbesserungen und Verzögerungen bei der Einführung gesorgt. Die Kritik an Teo zeigt sich bis heute in den Bewertungen in den App-Stores von Apple und Google, die bei 3,6 bzw. 2,4 Sternen liegen. Betrachtet man allerdings nur das Monatsrating im Mai, macht Teo mit 3,94 (App Store) und 4,76 Sternen (Google Play Store) Boden gut. Man habe das Lehrgeld eines Pioniers bezahlt, gesteht Hettich zu. Inzwischen aber gebe es zwar einen weiterhin hohen Kommunikationsbedarf der Kunden, allerdings stünden nicht mehr die Beschwerden im Vordergrund, sondern Fragen zu den Funktionen von Teo. Er selbst habe bereits mehrere 100 Telefonate mit Kunden geführt, sagt der Bankchef.
Bekanntlich haben die Sparda-Banken Hessen, Ostbayern und West ihr Engagement auf Eis gelegt, halten aber an ihrer Beteiligung an dem Stuttgarter Start-up Comeco fest, das Teo betreibt und entwickelt hat. Dafür hatten die Erstinvestoren zunächst 65,9 Mill. Euro für Comeco aufgebracht. In einer zweiten Finanzierungsrunde im März erhöhte die Sparda-Bank Baden-Württemberg nochmals um 3Mill. auf 35,6 Mill. Euro und hält jetzt 43,3% – weit vor der Sparda-Bank Nürnberg mit knapp 11%. Es folgen die DEVK Versicherungen (8,5%), die zusammen mit der Süddeutschen Krankenversicherung dem Joint Venture beigetreten ist, um Versicherungsangebote auf Teo einzubringen.
An weiteren Investoren aus den Bereichen Assekuranz, Handel, Bausparen und mobile Zahlungsdienste sei man sehr interessiert, sagt Hettich. Es sei entscheidend, dass sich Investoren als strategische Partner verstünden, die ebenfalls ihre Kunden bei Teo miteinbringen. Reinen Wagniskapital-Investments erteilte der Vorstandschef dagegen eine Absage. Mit dem Erreichen der Rentabilität von Comeco rechnet er bis in zwei Jahren.
Den Tech-Riesen voraus
Ohnehin betrachtet Hettich den Schritt von der eingeführten Sparda-App hin zu Teo – einem Akronym, das für Transparenz, Einfachheit und Offenheit steht – nicht als gewöhnlichen Wechsel. Vielmehr wollten die Banken mit der neuen Multibanking-Plattform mit E-Commerce-Anwendungen die Schnittstelle zwischen Banken und Kunden rechtzeitig besetzen. Dazu soll nun Comeco in einem nächsten Schritt die eigene Plattform, von der die Multibanking-App nur einen Teil darstellt, um Angebote im E-Commerce und weitere Dienstleistungen erweitern. Damit, so das Kalkül, wären die Sparda-Banken keinen Geringeren als den vier globalen Tech-Giganten Google, Apple, Facebook und Amazon (GAFAs) endlich einmal voraus.
Wertberichtigt Seite 8