Alternative Rückversicherung

Erster Cat Bond für Cyberrisiken emittiert

Das Jahr 2023 beginnt für den Cat-Bond-Markt mit einer aufsehenerregenden Transaktion. Der Londoner Versicherer Beazley hat Cyberrisiken in einer Anleihe strukturiert und bei Investoren platziert.

Erster Cat Bond für Cyberrisiken emittiert

ak Köln

 Der Markt für alternative Rückversicherung ist mit einem Paukenschlag ins Jahr gestartet. Der Londoner Spezial- und Rückversicherer Beazley hat erstmals einen Cat Bond auf Cyberrisiken begeben. Die Anleihe, über die die „Financial Times“ als erste berichtete, hat ein Volumen von 45 Mill. Dollar. Die Deckung greift, wenn die Gesamtschäden aus einer Cyberattacke 300 Mill Dollar für Beazley übersteigen.

Der Transfer von Cyberrisiken an den Kapitalmarkt war lange vorbereitet worden. Schon seit Jahren wartet die Branche auf den Durchbruch solcher Deals, bei denen die Fallstricke vor allem in der Modellierung liegen. Bei der Transaktion von Beazley handelt es sich um einen privat platzierten Cat Bond, der aber unter dem gesetzlichen US-Standard Rule 144A emittiert wurde und damit handelbar sein soll. Es sei damit „das erste Mal, dass ein liquides ILS-Instrument für Cyber-Katastrophenrisiken konzipiert worden ist“, zitiert die Branchenplattform Artemis Beazley.

Wie viele Investoren sich beteiligt haben, bleibt unklar. Genannt wurde lediglich Fermat Capital Management, ein auf Versicherungsverbriefungen spezialisiertes Investmenthaus aus Conneticut. „Wir glauben, dass dieser Deal ein entscheidender Schritt ist, die Kapitalmarkt für Cyberrisiken zu öffnen“, sagte Fermat-CEO John Seo. Für die Struktur und Platzierung des Cyberbonds war Gallagher Re verantwortlich, die den Berichten zufolge drei Jahre an dem Konzept gearbeitet haben.

Beazley kündigte weitere Tran­chen des Bonds für das laufende Jahr und später an. Der börsennotierte Versicherer, der sein Cyberbuch ausbauen will und sich zuletzt im November von seinen Investoren 350 Mill. Pfund via Kapitalerhöhung einsammelte, sieht im Transfer von Cyberrisiken an den Kapitalmarkt die Chance, die raren Kapazitäten in diesem Markt zu erhöhen.

Einbruch nach „Ian“

Der Markt für Cat Bonds insgesamt ist im vergangenen Jahr weiter gewachsen. Sein Volumen liegt jetzt bei knapp 40 Mrd. Dollar. Allerdings gingen die Neuemissionen 2022 im Vergleich zu den beiden Vorjahren zurück. Bonds über 10,5 Mrd. Dollar wurden platziert, etwa ein Viertel weniger als 2021.

Das lag vor allem an einer schwachen zweiten Jahreshälfte. Im dritten und vierten Quartal war das Volumen der neuen Katastrophenanleihen deutlich hinter den Vorjahren zurückgeblieben. Nach den Verwüstungen durch Hurrikan „Ian“ und der unklaren Lage, wie stark der Cat-Bond-Markt letztlich betroffen war, hatten sich vergleichsweise wenige Emittenten an den verunsicherten Markt gewagt. Im Oktober hatte es sogar überhaupt keine Neuemission gegeben. Denn auch das neue Preisniveau hat sich erst wieder einspielen müssen – ähnlich­ dem traditionellen Rückversicherungsmarkt, der für die Vertragsabschlüsse zum Jahreswechsel auch ungewöhnlich lange gebraucht hat.

Kupons von 5,9 Prozent

Die Kupons der Katastrophenanleihen sind zum Jahresausklang stark gestiegen. Mit durchschnittlich knapp 5,9% Ende 2022 haben sie nach den Daten von Artemis so hoch gelegen wie seit zehn Jahren nicht mehr. Investoren wie Plenum Investments sehen darin das größte Preis-Reset seit Hurrikan „Katrina“ im Jahr 2005. Im Dezember war auch die Zahl der Transaktionen wieder angestiegen. So gab es ein Dutzend Neuemissionen mit einem Volumen von gut 1 Mrd. Dollar.

Die Marktteilnehmer blicken deshalb mit Spannung auf das Jahr 2023. Gallagher Securities, Tochter von Gallagher Re, verweist auf eine starke Cat-Bond-Pipeline, die die Berater sogar als „rekordverdächtig“ charakterisieren. Denn durch die Delle nach „Ian“ stauen sich die Emissionen gewissermaßen. Fraglich sei nur, ob die Investoren an der Seitenlinie zügig aktiv werden und Mittel zur Verfügung stellen.

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