Immobilienfinanzierer

„Es gibt geradezu einen Käuferstreik“

Die Pfandbriefbanken kommen mit ihrer Konzentration auf erstrangige Immobilienfinanzierungen mit der aktuellen Marktphase gut zurecht, stellt der Verband deutscher Pfandbriefbanken fest.

„Es gibt geradezu einen Käuferstreik“

„Es gibt geradezu einen Käuferstreik“

Assetklasse Büro ist auf Branchenmesse Expo Real unter der Lupe – Preise für Wohnimmobilien haben den Tiefpunkt erreicht

mic München

Die Kreditinstitute, die hierzulande den Bau von Gewerbeimmobilien finanzieren, spüren weiterhin die Krise der Immobilienwirtschaft. Die Finanzierungsvolumina seien im laufenden Jahr noch verhalten, erklärt Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Im Rahmen der Immobilienmesse Expo Real, die mehr als 40.000 Teilnehmer sowie 1.778 Aussteller zählte und am Mittwoch nach drei Messetagen zu Ende ging, attestierte er seiner Branche zugleich Stabilität. Die Pfandbriefbanken könnten mit ihrer Konzentration auf erstrangige Immobilienfinanzierungen mit der aktuellen Marktphase gut umgehen, sagt er.

Die Deutsche Hypo, die zur Nord/LB gehört, sieht sich in diesem Umfeld sehr gut aufgestellt. Sie habe ihre Ziele im Neugeschäft genau erreicht, sagt Frank Schrader, der das Institut leitet, der Börsen-Zeitung. Zum Halbjahr habe die Hypo rund die Hälfte ihres angepeilten Jahreswertes von 4 Mrd. Euro eingefahren, Ende September seien die Ziele ebenfalls eingelöst worden: „Wir haben eine gute Pipeline.“

Der Verband der deutschen Pfandbriefbanken blickt mit einer gewissen Zurückhaltung auf das Office-Segment. Es sei noch zu früh, die Preisentwicklung im Markt für Büroimmobilien für abgeschlossen zu erklären, sagt Tolckmitt.  Potenzielle Unsicherheitsfaktoren seien die erforderlichen Investitionen in die Nachhaltigkeit der Gebäude sowie die aktuelle konjunkturelle Entwicklung. Noch offen sei zudem, welche Auswirkungen der Trend zum Homeoffice langfristig habe.

Wirkung von Homeoffice unklar

Schrader allerdings meint, die Wirkung des Homeoffice auf den Büromarkt werde in zentralen Lagen überschätzt. Denn es gehe in Richtung Officepflicht. Zwar würden ungefähr 30% der Arbeitsplätze (Share Desk) einspart, aber in der Summe nur 10% der Fläche, weil die Büros attraktiver werden müssten, damit die Beschäftigten in das Büro kämen. Peter Axmann, Leiter Immobilienkunden der Hamburg Commercial Bank, sieht dagegen Büros weiterhin kritisch: „Da gibt es geradezu einen Käuferstreik.“ Neben Homeoffice und ESG-Regeln wirke sich nun auch die konjunkturelle Lage aus, erklärt er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.  „Es gibt eigentlich kaum einen Investor, der jetzt sagt, ich steige bei Büro ein.“ Ein Hoffnungsschimmer seien lediglich neue Büros mit guter Energieeffizienz in den Kernlagen der Städte.

Wenig neue Wohnungen

Im Einzelhandel funktioniere der Nahversorgungssektor immer noch gut, sagt Axmann. Shoppingcenter, die unter der Konkurrenz des Online-Handels litten, hätten dagegen eine Wertminderung von rund 50% hinter sich. Der Leiter Immobilienkunden stellt fest: „Da wird es dann für einige Investoren langsam wieder interessant.“ Einige Center würden nun zum Zwölffachen der Jahresmiete gehandelt.  Der Sektor Hotel habe sich sehr gut erholt. In der Logistik habe die zinsbedingte Preisreduzierung sehr schnell stattgefunden, dort müsse man inzwischen wieder mehr auf die Qualität der einzelnen Objekte schauen. 

Eine besondere Rolle spielen laut Axmann Wohnimmobilien: „Es ist die erste Assetklasse, in der die Preise den Tiefpunkt vermutlich erreicht haben.“ Die Preise in anderen Klassen könnten nochmal um 5% bis 10% nachgeben. Der Grund für die Bodenbildung sei, dass im Wohnsektor viel zu wenig gebaut werde. Aktuell fehlten Schätzungen zufolge rund 550.000 Wohnungen, die Zahl werde in den nächsten zwei Jahren voraussichtlich auf 800.000 steigen. Im Sektor Wohnen sei jeder dabei, erläutert Schrader, aber die erwünschten Renditen könnten nicht realisiert werden. Grundsätzlich gelte: Man könne Assetklassen nicht mehr pauschal beurteilen, sondern müsse sich jedes Objekt genau anschauen.

Margen

Die Margen der Banken entwickeln sich Axmann zufolge unterschiedlich. Leicht steigende Werte gebe es aktuell zwar im Office- und Development-Bereich, weil nur wenige Institute dafür zur Zeit Kredite zur Verfügung stellten. Aber: „Wir sehen auch, dass die Margen bei vermeintlich risikolosen Geschäften wie zum Beispiel Wohnportfolien schon wieder unter Druck sind.“

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