Im GesprächPeter Robejsek, Mastercard

„Es ist kein Ende der Dynamik in Sicht“

Der Deutschland-Manager von Mastercard, Peter Robejsek, hält auch in den kommenden Jahren zweistellige Wachstumsraten für realistisch. Er wirbt für die Tokenisierung von Transaktionen.

„Es ist kein Ende der Dynamik in Sicht“

Im Gespräch: Peter Robejsek

„Es ist kein Ende der Dynamik in Sicht“

Der Deutschland-Manager von Mastercard über Wachstumsaussichten, die Tokenisierung von Transaktionen und den Nutzen von KI

fed Frankfurt

Das Kartenunternehmen Mastercard traut sich hierzulande auch künftig zweistellige Erlössteigerungen zu. „Wir wachsen weiterhin schwungvoll – und es ist kein Ende der Dynamik in Sicht“, sagt der Country-Manager für Deutschland, Peter Robejsek, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Der Umsatz von Mastercard sei im zurückliegenden Quartal außerhalb der USA um 11% gewachsen. „Wir erwarten, dass wir auch in den nächsten Jahren mit einer jährlichen Steigerungsrate im unteren zweistelligen Bereich wachsen werden“, ist der Chef der deutschen Landesgesellschaft zuversichtlich. Die klassische Transaktion rücke dabei langsam, aber stetig in den Hintergrund. Das stärkste Wachstum auf der Erlösseite, nämlich 19%, habe Mastercard bei den Services erwirtschaftet– also bei allem, was rund um die Transaktion geschieht. „Wir erzielen damit mittlerweile ungefähr ein Drittel unserer Erlöse“, berichtet Robejsek.

Vor und nach der Transaktion

Zum Kern der Transaktion gehörten Autorisierung, Clearing und Settlement. Aber davor und danach gebe es noch jede Menge zu tun: Sei es vor der Transaktion die Bekämpfung von Cyberkriminalität, das möglichst einfache Onboarding von Kunden anhand weniger Datenpunkte oder die Personalisierung des Online-Auftritts eines Händlers gegenüber dem Kunden. Oder sei es nach der Transaktion der Betrieb von Loyalty-Programmen.

„Zusätzliches Potenzial haben aus unserer Sicht Transaktionen zwischen Unternehmen, insbesondere im deutschen Mittelstand“, betont Robejsek. Technische Lösungen, die einem Treasurer jederzeit anzeigten, wo sich eine Zahlung befinde, könnten helfen, Zahlungsziele besser auszunutzen. An diesen Stellen lasse sich das klassische Korrespondenzbankensystem ergänzen und modernisieren.

In Deutschland finden nach Angaben des Unternehmens 36% des Transaktionsvolumens im Einzelhandel noch immer in Cash statt. Da bestehe also noch Potenzial für die Anbieter digitaler Bezahlverfahren wie Mastercard, glaubt der Country-Manager. Zudem stehe die deutsche Girocard hierzulande für 42% der Umsätze aus den unbaren Bezahlverfahren. „Auch hier erkennen wir noch Potenzial für uns, zumal wir Bezahlverfahren ständig moderner gestalten – vom Magnetstreifen bis zur Tokenisierung.“

Tokenisierung als Ziel

Aktuell seien in Deutschland bereits knapp die Hälfte der Transaktionen im E-Commerce tokenisiert, „aber unser Ziel ist 100%“, unterstreicht Robejsek. Denn alle hätten etwas davon. „Der Händler hat die Gewissheit, dass mehr Transaktionen durchgehen und die Transaktion sicherer ist, der Konsument wird weniger gestört, und die Bank muss weniger Angst vor Betrug haben“, erläutert der Geschäftsführer.

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg hin zu diesem Ziel sei es, noch mehr Händler zu überzeugen, Click to Pay anzubieten – also ein Bezahlverfahren, das keine Registrierung beim Händler voraussetzt. Kunden müssten lediglich den Click-to-Pay-Service einmalig für ihre Karte aktivieren – dann erkenne sie jeder angeschlossene Händler, auch ohne Kundenkonto. Mastercard ist nach Robejseks Angaben gerade jetzt mit Lidl und Kaufland gestartet.

Ihm ist nicht bange, dass mit der EPI, der European Payments Initiative, derzeit alternative Payment-Lösungen vorangetrieben würden. „Ich bin sicher, dass die European Payments Initiative mit der Wero Wallet eine genaue Vorstellung davon hat, wie sie dem Kunden im Payment-Prozess einen Mehrwert bieten kann“, sagt Robejsek. Es wäre seiner Ansicht nach unfair, würde man EPI nicht eine gewisse Zeit einräumen, um zu zeigen, dass die Initiative einen solchen Mehrwert liefern kann.

Offen gegenüber EPI

Mastercard habe stets signalisiert, „dass wir mit unserem Netzwerk und unseren Dienstleistungen ein geeigneter Partner sein können für eine europäische Bezahl-Initiative.“ Schließlich müsse man ja nicht das Rad neu erfinden. „Wir sind jederzeit zum konstruktiven Austausch bereit“, bekräftigt Robejsek.

Wettrüsten um Cybersecurity

Ein großes Thema für den Kartenanbieter ist Cybersicherheit. Im Geschäftsjahr 2022/23 habe Mastercard Schäden durch Cyberkriminalität im Volumen von 20 Mrd. Dollar verhindert. „Wir investieren zu diesem Zweck jedes Jahr rund eine Mrd. Dollar in unsere Systeme“, erklärt der Manager. Das sei „ein nicht enden wollendes Wettrüsten“ – und für jeden, der Payment betreibe, eine sehr aufwendige und teure Anstrengung. Sicherungsmechanismen seien sowohl bei den Händlerbanken verbaut worden als auch bei den Issuer-Banken, also den Instituten, die Karten an private Kunden herausgeben – und natürlich auch im Netzwerk.

85% weniger Fehlalarm

Künstliche Intelligenz spiele eine wichtige Rolle. „Generative KI kann unseren Partnerbanken dabei helfen, zu entscheiden, ob eine Transaktion legitim ist oder nicht.“ Mastercard habe das Echtzeit-Scoring für Transaktionen durch KI noch einmal optimiert und die Erkennungsrate von Betrug um mehr als 20% gesteigert, gleichzeitig die Fehlalarm-Zahl um 85% reduziert.

Was generative KI leisten könne, lasse sich am Brettspiel Go beobachten. Nicht einzelne Akteure seien besser geworden, sondern das Niveau aller Spiele sei durch den Einsatz generativer KI in den Trainingsprogrammen gestiegen.

Large-Language-Modelle seien nach wie vor sehr kapitalintensiv. Aber die inkrementelle Vergrößerung dieser Modelle koste nichts mehr. Das versetze Technologieunternehmen in die Lage, extrem große Modelle zu bauen.

Analogie zur Malerei

Beim Maschine Learning sei das Ziel, ein möglichst genaues Bild der Wirklichkeit herzustellen, um zu prüfen, ob ein bestimmter Input an Daten dazu passe. Dazu bemüht Robejsek einen Vergleich mit der Entwicklung der Malerei – und zwar von den ersten Höhlenzeichnungen bis hin zur Romantik. Ziel sei es stets gewesen, die Realität genauer abzubilden. Mit der Erfindung der Fotografie seien die Grenzkosten dieser Realitätsabbildung plötzlich gegen null gegangen – ab diesem Zeitpunkt stand im Zentrum, dieses kodifizierte Wissen zu rekombinieren, damit neues entstehe – „so wie, um im Bild zu bleiben, bei der abstrakten Malerei oder eben in der Analogie durch generative künstliche Intelligenz.“

Zweistellige Wachstumsraten kann sich Peter Robejsek, der Country-Manager Deutschland von Mastercard, auch in den kommenden Jahren vorstellen, angetrieben von den Services vor und nach der Transaktion. Im E-Commerce sei mittlerweile fast jede zweite Transaktion tokenisiert. Mastercard strebt 100% an.

Von Detlef Fechtner, Frankfurt
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.