ESMA gibt Nachhilfe bei Liquidität

Wertpapieraufsicht verlangt von Fonds mit Unternehmensanleihen und Immobilien bessere Krisenvorsorge

ESMA gibt Nachhilfe bei Liquidität

In den Kursturbulenzen vom März hat sich gezeigt, dass einige Fonds in Europa für solche Stressphasen nicht hinreichend geschützt sind. Jetzt fordert die ESMA die Anbieter auf, bei Produkten mit Unternehmensanleihen oder Immobilien die Prozesse zu verbessern. Auch die nationalen Aufseher sind gefragt.sto Frankfurt – Die europäische Wertpapieraufsicht ESMA fordert die Fondsgesellschaften auf, ihre Produkte mit Unternehmensanleihen und Immobilien besser auf Krisen vorzubereiten. Nachdem der erste Coronaschock im März an den Börsen bei den Fonds milliardenschwere Geldabflüsse zur Folge hatte und immerhin 140 Fonds vorübergehend die Anteilsrücknahme aussetzen mussten, hatte der europäische Systemrisikorat ESRB ein besseres Liquiditätsmanagement angemahnt. Die Wertpapieraufsicht wurde beauftragt, die Situation bei Fonds mit Unternehmensanleihen und Immobilien zu untersuchen und entsprechende Empfehlungen herauszuarbeiten. Gleich fünf Forderungen sind dabei herausgekommen.Konkret hat die ESMA sich 92 Immobilienfonds mit knapp 300 Mrd. verwaltetem Vermögen sowie 541 Unternehmensanleihefonds mit mehr als 2 Bill. Euro Nettoinventarwert angeschaut. Wie Steven Maijoor, Chef der ESMA, betont, seien die Fonds grundsätzlich unbeschadet durch die Märzkrise gekommen – trotz der verschlechterten Liquiditätslage in manchen Anlageklassen und der vielfachen Rückgabeverlangen der Anleger. Die Produkte hätten angemessen ihre Aktivitäten aufrechterhalten können, wenn sie unter Rückzahlungsdruck standen und/oder mit Episoden von Bewertungsunsicherheiten konfrontiert waren. Die wenigen Fonds in Europa, die im März ihre Anteilscheinrückgabe zeitweilig aussetzten, hätten dies vor allem wegen Bewertungsunsicherheiten einiger Investments des Portfolios gemacht und weniger wegen exorbitanter Fondsverkäufe von Anlegern. Stützende MaßnahmenAllerdings, so betont die ESMA, seien die Beobachtungen von März mit Vorsicht zu interpretieren, da der Schock an den Märkten nur kurz war und Regierungen, Aufseher sowie Zentralbanken diesen mit ihren Maßnahmen gedämpft hätten. Einige Fonds, so betont die europäische Behörde, hätten auf jeden Fall “potenzielle Liquiditätsinkongruenzen”. Dies seien Fonds , “die in Anlageklassen investieren, die von Natur aus illiquide sind und gleichzeitig eine Kombination aus hoher Rückzahlungsfrequenz und kurzen Kündigungsfristen bieten”. Darüber hinaus habe es Bewertungsprobleme bei einigen Assets in Zeiten der Marktturbulenzen gegeben, insbesondere bei Immobilienfonds. Einige Exchange Traded Funds (ETFs) auf Unternehmensanleihen wurden aufgrund der Liquiditätsprobleme bei den zugrunde liegenden Vermögenswerten mit ungewöhnlich hohen Abschlägen gehandelt.Für ihre Untersuchung hat die ESMA die im Fokus stehenden Fonds einer zusätzlichen Belastungsübung in Zusammenarbeit mit den nationalen Aufsichtsbehörden unterzogen. Diese Übung habe gezeigt, dass die Fonds es schafften, angemessen auf die Anteilsrückgaben zu reagieren, so Maijoor. Zugleich seien Mängel zutage getreten, “die behoben werden müssen, um die Fonds besser auf künftige Schocks vorzubereiten”. Zudem sei es notwendig, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen geändert werden, damit die Instrumente des Liquiditätsmanagements für Vermögensverwalter in der gesamten EU verfügbar sind.Aus den Beobachtungen vom März und der weiter gehenden Untersuchung leitet die ESMA Empfehlungen zu konkreten Handlungsfeldern ab. Zuvorderst nennt sie eine permanente Überwachung der Ausrichtung der Anlagestrategie, des Liquiditätsprofils und der Rücknahmepolitik der Fonds. Hier geht es der ESMA vor allem darum, dass Liquiditätsprofil der Investitionen der Fonds und Rücknahmepolitik übereinstimmen. Dies gelte umso mehr, je illiquider die zugrunde liegenden Assets seien (siehe Grafik). Als zweites Handlungsfeld bezeichnet die ESMA die laufende Überwachung der Bewertung des Liquiditätsrisikos. Bei diesem Punkt sieht die europäische Behörde die nationalen Aufseher in der Pflicht, dies besser im Blick zu haben und entsprechende Liquiditätsstresstests durchzuführen.Als dritten Punkt fordert die ESMA, dass die Fonds Liquiditätsberichte abgeben, die insbesondere bei den alternativen Produkten nicht etabliert sind. Darüber hinaus wird dringend der Einsatz von Liquiditätssteuerungsinstrumenten sowie eine bessere Überwachung der Bewertungsprozesse empfohlen. – Wertberichtigt Seite 8