ESMA nimmt Ratingagenturen unter die Lupe
gbe Frankfurt – Die European Securities and Markets Authority (ESMA) will die von ihr überwachten Ratingagenturen und Transaktionsregister im laufenden Jahr eng an die Kandare nehmen. Das kündigen die Aufseher in ihrem Jahresbericht an, in dem sie Rechenschaft über ihre Tätigkeit 2014 ablegen. ESMA überwacht mittlerweile 27 Ratingagenturen in Europa.Im vergangenen Jahr hat sich die Behörde vor allem mit den Ratings für strukturierte Produkte beschäftigt. Zudem wurden alle kleineren und mittelgroßen Agenturen gründlich unter die Lupe genommen und die Benotung von Staatsanleihen überprüft. Dabei kam es zu einem ersten offiziellen Bescheid, weil die internen Kontrollen aus Sicht der Aufseher nicht zufriedenstellend waren.Nun will sich die ESMA bei ihrer Aufsichtstätigkeit vor allem auf die Risiken konzentrieren, welche die größten Auswirkungen auf die Qualität von Ratings haben könnten. “Die höchste Priorität für 2015 und 2016 ist die Bewältigung von systemischen Risiken, die von Ratingagenturen ausgehen”, heißt es bei den Aufsehern in Paris. Das solle vor allem durch die Minimierung von Interessenkonflikten im Ratingprozess geschehen.Die Aufseher stellen den Ratingagenturen eine ganze Reihe größerer Untersuchungen in Aussicht, darunter Prüfungen der Verifizierung der verwendeten Ratingmethodik, der IT-Kontrollen und der Datensicherheit. Grundsätzlich attestieren die Aufseher zumindest den drei großen Ratingagenturen zwar, bei Noten im Finanzsektor recht treffsicher zu sein. In anderen Bereichen gibt es aber Nachholbedarf (siehe Grafik). Zudem wollen die Aufseher kontrollieren, inwieweit die im vergangenen Jahr festgestellten Mängel beseitigt worden sind. Governance im FokusKonkret wird der Fokus der Prüfungen aber auf der Governance, dem Risikomanagement und den internen Entscheidungsprozessen liegen. Zudem soll die Steuerung der Geschäftsentwicklung geprüft werden. Grundsätzlich stellen die Aufseher in ihrem Bericht fest, dass die Einnahmen und Margen der drei großen Agenturen in den vergangenen Jahren wieder gut zugelegt haben.”Eine der ersten regulatorischen Antworten der EU auf die Finanzkrise war die Übergabe der direkten Aufsicht über die Ratingagenturen an die ESMA”, sagte Behördenchef Steven Maijoor. Das sollte die Finanzsystemstabilität stärken und dem Anlegerschutz dienen, weil sich Ratings nach Ausbruch der Krise oftmals als nicht angemessen herausgestellt hatten. “Diese Ziele bleiben auch im aktuellen ökonomischen und finanzwirtschaftlichen Umfeld angemessen, in dem politische Initiativen auf europäischer Ebene wie die Förderung alternativer Finanzierungsquellen die Notwendigkeit hochwertiger Kreditratings unterstreichen”, so Maijoor weiter.Gleichzeitig stellt die ESMA weiterhin Datenqualitätsprobleme beim Reporting von Geschäften unter der European Markets Infrastructure Regulation (Emir) fest. Seit Februar 2014 müssen Derivatetransaktionen an Transaktionsregister gemeldet werden. Seitdem sind bei den sechs Registern rund 10 Milliarden Meldungen eingegangen. Gut 5 000 Marktteilnehmer haben Reporting-Vereinbarungen mit den sogenannten Trade Repositories abgeschlossen. Derzeit werden wöchentlich ca. 300 Millionen Reports übermittelt.Damit läuft das Reporting an sich aus Sicht der Aufseher inzwischen rund. Daher werde der Aufsichtsfokus nun auf die Datenqualität und den Zugang der Aufseher zu den Informationen verlagert. Hintergrund der Probleme ist, dass die sechs Transaktionsregister jeweils ihre ganz eigenen Systeme aufgebaut haben und die Anforderungen an die angeschlossenen Teilnehmer nicht einheitlich sind.So berichten Marktteilnehmer, dass einzelne Felder bei den Meldungen für ein Transaktionsregister anders zu befüllen sind als für ein anderes. Das erschwert den Abgleich der gemeldeten Geschäfte erheblich – der wäre aber notwendig. Denn die Wahl des Registers ist frei. Daher kann ein Geschäft an zwei Register gemeldet werden, wenn die Kontrahenten nicht an das gleiche Trade Repository angeschlossen sind.”Das erste Jahr des Derivatereportings war eine Zeit voller Herausforderungen für alle Stakeholder, und es wurde viel Arbeit investiert, um die Prozesse zum Laufen zu bringen”, sagte Maijoor. “Das Reporting an die Transaktionsregister hat sich als nützliches Werkzeug bei der Marktüberwachung erwiesen, es steigert die Transparenz.” Nachdem die ESMA im vergangenen Jahr Initiativen gestartet hat, um die Datenqualität zu steigern, werden die Arbeiten angesichts der Fülle der Probleme in diesem Jahr weitergehen.