EU-Gesetzgeber einigen sich auf Eltif-Reform
ahe Brüssel
Die EU-Gesetzgeber haben sich auf die Reform der europäischen langfristigen Investmentfonds (Eltif) geeinigt. Nach Angaben der Verhandlungsführer von EU-Parlament und Mitgliedstaaten soll die Anlageklasse attraktiver und leichter investierbar werden, gerade auch für Kleinanleger. Die neuen Regeln sollen demnach auch dazu führen, dass deutlich mehr langfristige Investorengelder in den grünen und digitalen Wandel der Wirtschaft fließen. Die Reform soll neun Monate nach der Veröffentlichung im EU-Amtsblatt in Kraft treten und damit voraussichtlich Ende 2023.
Nach Angaben des EU-Staaten betraf die Einigung insbesondere den Umfang der förderfähigen Vermögenswerte und Investitionen, die Anforderungen an die Zusammensetzung und Diversifizierung des Portfolios, die Bedingungen für die Aufnahme und Vergabe von Barmitteln und andere Fondsregeln – einschließlich von Nachhaltigkeitsaspekten – sowie spezielle Erleichterungen für Kleinanleger.
Europäische langfristige Investmentfonds gibt es eigentlich schon seit 2015. Jedoch wurden bislang nur relativ wenige Fonds aufgelegt und dies auch nur in wenigen Ländern – zu denen auch Deutschland gehört –, was mit den erheblichen Beschränkungen im Vertriebsprozess und den strengen Vorschriften für die Portfoliozusammensetzung erklärt wurde. Für Privatanleger galt bislang etwa eine Mindestanlagesumme von 10000 Euro.
Nach Angaben des EU-Parlaments wird die in der Verordnung festgelegte Mindestschwelle für einzelne reale Vermögenswerte nun gestrichen, um den Verwaltungsaufwand und die damit verbundenen Kosten zu verringern. Beim Anlegerschutz werden zugleich keine Abstriche gemacht, wie im Parlament betont wird: Alle Eltif, die in der EU vertrieben werden, müssten zugelassen und Mifid-konform sein.
Anlegerschutz bleibt im Blick
Es werde ein Test erforderlich sein, um festzustellen, ob ein Anlageprodukt für Kleinanleger geeignet sei, sowie klare Warnungen, die darauf hinwiesen, dass es sich mitunter um illiquide langfristige Anlagen mit Wertschwankungen handeln könne. Und ein Kleinanleger muss demnach künftig auch ausdrücklich zustimmen, wenn er in ein Produkt investiert, das als nicht geeignet eingestuft wird.
Eltif sollen künftig mehr Möglichkeiten erhalten, in börsennotierte Unternehmen zu investieren. Und auch den Fintechs wird eine wichtige Rolle zugeschrieben. Die langfristigen Investmentfonds sollen innerhalb von fünf Jahren nach ihrer Zulassung in solche Unternehmen investieren können.
Neben der Digitalisierung gilt künftig ausdrücklich auch der Green Deal als Priorität bei der Anlage der Gelder. Eltif sollen daher in europäische grüne Anleihen investieren können. Bedingung ist, dass diese Papiere nach dem neuen Green Bond Standard der EU begeben wurden und dass sie die Anforderungen des Eltif-Rahmens in Bezug auf Emissionsmerkmale und langfristige Ausrichtung erfüllen.
Der Verhandlungsführer des EU-Parlaments, der niederländische Konservative Michiel Hoogeveen, zeigte sich zufrieden: Die erzielte Einigung werde die Eltif-Verbreitung in naher Zukunft zweifelsohne beschleunigen, betonte er. „Die Unternehmen in der EU erhalten besseren Zugang zu stabileren und vielfältigeren langfristigen Finanzierungen, während die Anleger durch robuste Schutzmechanismen angemessen geschützt werden.“ Ähnlich äußerte sich auch der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber: „Die Reform wird dazu beitragen, Eltif zu einer attraktiven Anlageklasse zu machen“, so der Finanzexperte. „Wir haben unnötige Bürokratie abgebaut und Eltif für Privatanleger geöffnet, ohne Kompromisse beim Verbraucherschutz zu machen.“
Nach Schätzungen der Analysefirma Scope har das Eltif-Volumen in Europa Ende 2021 auf 7,2 bis 7,7 Mrd. Euro angezogen und zählte zum Stichtag 53 Produkte. In Deutschland sticht dabei der Sachwertefonds „Klimavest“ der Commerz Real hervor, der mittlerweile 857 Mill. Euro schwer ist. Allerdings gab es zuletzt auch Rückschläge in Deutschland: Union Investment hatte eigentlich erstmals einen Fonds im Eltif-Format sondiert. Weil die Nachfrage der privaten Anleger aber ausblieb, wurden die Pläne im Sommer wieder gestrichen.