Start-up-Förderung

EU-Investitionsbank forciert Finanzierungen von Wagniskapital

Die Hausbank der EU meldet rekordhohe Engagements in Finanzierungen für "Start-ups, Scale-ups und europäische Pioniere".

EU-Investitionsbank forciert Finanzierungen von Wagniskapital

EU-Investitionsbank forciert Finanzierungen von Wagniskapital

Europas Hausbank macht rekordhohe Kreditzusagen – Volumen soll in diesem Jahr weiter steigen – Erste Solar-Verbriefung

fed Brüssel

Die Europäische Investitionsbank (EIB) und der zu ihr gehörende Europäische Investitionsfonds (EIF) haben 2024 ihre „Hochrisikoaktivitäten mit Eigenkapital- und eigenkapitalähnlichen Bestandteilen" um einen zweistelligen Prozentsatz auf 8 Mrd. Euro gesteigert. Nach eigenen Berechnungen hat die Bank damit 110 Mrd. Euro an Wachstumskapital für innovative Unternehmen mobilisiert – oder wie sie die EIB nennt: für „Start-Ups, Scale-Ups und europäische Pioniere“.

Die Präsidentin der EU-Investitionsbank, Nadia Calvino, kündigte an, dass die Bank den Aufwärtstrend bei den Wagniskapital-Finanzierungen in diesem Jahr fortsetzen werde. Diese Ansage ist insofern nicht überraschend, hat EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen in ihrem Fahrplan für mehr Wettbewerbsfähigkeit der EU-Investitionsbank doch eine aktive Rolle bei der finanziellen Unterstützung von Tech-Investitionen zugewiesen.

Trotz der verstärkten Engagements in Wagniskapital ist es der Bank gelungen, ihre Ausfallquote im Promillebereich zu halten. EIB-Vizepräsidentin Nicola Beer bezifferte den Anteil der leistungsgestörten Ausleihungen (Non Performance Exposure) auf 0,87%.

Mehr für Verteidigung

Jenseits des Wagniskapitals meldet die in Luxemburg beheimatete Hausbank der EU auch im traditionellen Geschäft Rekordstände. Im vorigen Jahr unterzeichnete sie neue Finanzierungen im Umfang von 89 Mrd. Euro. 2025 sollen es sogar 95 Mrd. Euro werden. Besonders deutlich erhöhte die EIB 2024 das Engagement in Finanzierungen im Bereich Verteidigung, etwa in Bezug auf Drohnenproduktion, Satellitentechnik oder militärische Mobilität. Auf die Frage, ob die EIB in Zukunft auch Investitionen in reine Rüstungsgüter, etwa für den Ausbau der Produktion von Munition, unterstützen werde, gab sich Calvino schmallippig. Sie verwies darauf, dass die EIB eine Bank sei, kein Verteidigungsministerium, dass sich um die Beschaffung kümmere.

Hierzulande beliefen sich die Kreditzusagen im vergangenen Jahr auf insgesamt 9,6 Mrd. Euro, also gut 10% mehr als zwölf Monate zuvor. „Das ist das größte Jahresfinanzierungsvolumen der EIB in Deutschland in den letzten 15 Jahren“, hebt Beer hervor.

Sie rechnet vor, dass damit 49 Mrd. Euro Kapital für Investitionen mobilisiert werden konnte. Den durchaus bemerkenswerten Hebel von 1:5 begründet die Vizepräsidentin unter anderem damit, dass die Bereitschaft privater Kapitalgeber zu einem Engagement sofort steige, wenn die EIB sich beteilige. Deren Finanzierungen würden im Markt als eine Art Gütesiegel für die Qualität von Investments wahrgenommen.

Mehr als die Hälfte klimarelevant

Die Vorgabe, dass mindestens die Hälfte aller Finanzierungen klimarelevante Investitionen betreffen müssen, hat die EIB, die sich selbst gerne auch als EU-Klimabank bezeichnet, im vergangenen Jahr eingehalten. Die Green Asset Ratio, also die Kennziffer für den Anteil grüner Investments, muss die Bank dieses Jahr noch nicht veröffentlichen – und tut dies auch nicht.

Spekulationen zufolge liegt die GAR selbst bei der EU-Investitionsbank im niedrigen einstelligen Bereich. Nicht zuletzt deshalb gibt es aktuell harsche Kritik seitens Parteien und nationaler Regierungen an der Green Asset Ratio. Es wird erwartet, dass die EU-Kommission Ende Februar in ihrer Omnibus-Verordnung zur Vereinfachung des Nachhaltigkeits-Reportings vorschlagen wird, die Kennziffer weitreichend zu reformieren oder sogar aufzugeben.

2024 hat die EIB eine Verbriefung von Leasingverträgen und Krediten aus der Solarbranche durchgeführt. Diese Transaktion sei, wie Beer betont, sehr erfolgreich verlaufen. Im Zuge der geplanten Reform der EU-Verbriefungs-Verordnung wird über die Einrichtung einer europäischen Verbriefungs-Plattform diskutiert. Die Aktivitäten der EIB dürften auf Aufmerksamkeit bei den EU-Gesetzgebern stoßen.

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