EU-Regeln bescheren Volksbanken Liquidität
Bloomberg Wien – Die Bankenpleiten-Vorschriften der Europäischen Union zwingen die österreichischen Volksbanken dazu, den Kredithahn aufzudrehen – was Erinnerungen an die Strategie weckt, die die Volksbanken-Gruppe vor ein paar Jahren beinahe zum Kollaps gebracht hätte.Die EU verlangt, dass die Banken ausreichende verlustabsorbierende Verbindlichkeiten (MREL) in ihren Büchern haben, um die Kosten für ihre Restrukturierung und Refinanzierung in einer Krise zu decken. Damit soll eine solche massive staatliche Rettungsaktion vermieden werden, wie sie 2012 die Volksbanken am Leben erhalten hat. Um dies zu erfüllen, werden die Volksbanken letztlich Papiere im Volumen von fast 1,5 Mrd. Euro begeben, die sie nicht wirklich brauchen, so dass sie in Bargeld schwimmen, das eingesetzt werden muss.”Wir brauchen es nicht für die Liquidität, weil wir genug Kundeneinlagen haben, wir müssen diese Emissionen nur für die Erfüllung der MREL-Kennzahlen machen”, sagt Gerald Fleischmann, Generaldirektor bei Volksbank Wien AG, in einem Interview mit Bloomberg. “Wir brauchen es, um die Bilanz aufzufüllen – mit allen Schwierigkeiten, die wir mit der Frage haben, was wir dann mit der Liquidität tun.” Unglückselige ExpansionDie Gruppe, die von Fleischmanns Bank in Wien geführt wird, hat im vergangenen Jahr 400 Mill. Euro über Tier-2-Anleihen in ihrer ersten unbesicherten Emission aufgenommen, seit sie die Krise hinter sich gelassen hat. Und sie wird dies noch durch eine Emission von bis zu 1 Mrd. Euro an nicht bevorrechtigten, vorrangigen Anleihen ergänzen, wie er sagt. Die aggressive Kreditvergabe während einer unglückseligen Expansion in Osteuropa trug zum Beinahe-Zusammenbruch der Volksbanken bei. Aber diesmal werde es anders sein, sagte Fleischmann. Er strebt ein jährliches Kreditwachstum von 5 bis 10 % an, hauptsächlich in Hypotheken sowie Verbraucher- und Kleinunternehmen-Krediten. Aufgrund der weiterhin geltenden Vorschriften für EU-Staatshilfen kann er keine anderen Banken kaufen oder sich außerhalb von Österreich vorwagen. “Unsere Strategie ist, bei österreichischen Privatkunden und kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit niedrigen Kosten niedriges Risiko zu haben”, sagte er. “Wir wollen als langweilige Bank wahrgenommen werden.”Im Zuge der Umstrukturierung der Volksbanken hat sie eine Bad Bank für toxische Vermögenswerte ausgegliedert und musste sich an einen engen Kapitalplan halten, der mit der Europäischen Zentralbank für das überlebende Geschäft vereinbart wurde. Fusionen reduzierten die Anzahl der Gruppenmitglieder von mehr als 50 Kreditinstituten auf neun und kosteten mehr als 100 Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder ihre Posten.Des weiteren müssen die Volksbanken bis Ende 2023 der österreichischen Regierung 230 Mill. Euro an staatlichen Beihilfen zurückzahlen, wobei der größte Teil Ende 2021 fällig ist. Um diese Mittel über einbehaltene Gewinne zu beschaffen, muss das Aufwand-Ertrags-Verhältnis der Bank von 80 % auf 60 % sinken. Um die Rückzahlung zu beschleunigen, könnte die Bank einen Börsengang im Jahr 2020 erwägen, aber das ist derzeit nicht das Basis-Szenario und es wurden keine spezifischen Vorbereitungen getroffen.