Börsengänge in Europa

Euronext lanciert einheitlichen Zulassungsprospekt für IPOs

Mit dem einheitlichen europäischen Zulassungsprospekt European Common Prospectus will Euronext den ins Stocken geratenen IPO-Markt beleben und die europäische Integration fördern.

Euronext lanciert einheitlichen Zulassungsprospekt für IPOs

Euronext lanciert europäischen Zulassungsprospekt für IPOs

Börsenbetreiber will damit Markt für Börsengänge beleben

wü Paris

Börsengänge in Europa fördern und die europäische Zusammenarbeit stärken, lautet das Ziel von Euronext. Der Börsenbetreiber hat deshalb jetzt einen gemeinsamen europäischen Prospekt für IPOs lanciert. Unternehmen, die sich an einer der sieben von Euronext betriebenen Börsen in Amsterdam, Brüssel, Dublin, Lissabon, Mailand, Oslo oder Paris notieren lassen wollen, können dafür künftig das vereinheitlichte, standardisierte und vereinfachte Dokument nutzen. Euronext-Chef Stéphane Boujnah hatte im Interview mit der Börsen-Zeitung angekündigt, dass er ihn in einem zweiten Schritt auch anderen Börsenbetreibern in Europa anbieten will.

Bei dem European Common Prospectus gehe es nicht nur um die regulatorische Angleichung, sondern auch um Wettbewerbsfähigkeit, erklärte er jetzt. „Europa muss sicherstellen, dass Unternehmen effiziente Werkzeuge haben, um Zugang zu Kapital zu bekommen, da sich die globalen Märkte schnell weiter entwickeln.“ Der in englischer Sprache verfasste Prospekt, an dem Euronext seit November letzten Jahres gearbeitet hat, soll so auch helfen, die europäischen Börsenplätze attraktiver für internationale Investoren zu machen.

Vorbereitungen vereinfachen

Bisher hatte jede der sieben von Euronext betriebenen Börsen ihre eigenen regulatorischen Anforderungen, welche Informationen Unternehmen potenziellen Investoren vor einem Börsengang mitteilen mussten. Darunter fallen Angaben zur Geschäftstätigkeit, Bilanzen, Risikofaktoren und der Art des Angebots. Das neue Dokument muss zwar wie bisher den üblichen Zulassungsprozess durchlaufen. Doch in dem neuen einheitlichen Prospekt sind die bisher erforderlichen 21 Abschnitte durch elf ersetzt worden. Das beschleunige und vereinfache die Vorbereitungen des Börsenzulassungsprospektes, erklärt der Börsenbetreiber.

Der neue Prospekt ist nicht zwingend vorgeschrieben, sondern freiwillig, so dass es Börsenaspiranten offen steht, andere in Europa vorgesehene Prospekte zu nutzen. Euronext hofft jedoch, dass möglichst viele von ihm Gebrauch machen. Investoren hätte durch ihn bessere Möglichkeiten, europaweit besser vergleichen und einschätzen zu können, meint die Mehrländerbörse. Sie will sicherstellen, dass der neue European Common Prospectus an mögliche Änderungen angepasst wird, wenn der Listing Act der Europäischen Union (EU) voll umgesetzt wird, vermutlich ab Juni nächsten Jahres.

Europäische Integration vorantreiben

„Europa kann sich nicht erlauben, zu warten“, findet Euronext-Chef Boujnah. Politische Akteure und europäische Regulierer müssten handeln. Bottom-up-Initiativen der Finanzindustrie könnten schnell Meilensteine für die europäische Integration liefern. Bei der Vorbereitung des einheitlichen Prospektes hat sich Euronext von Kapitalmarktbankern, Investoren, Wirtschaftsprüfern, Rechtsanwaltskanzleien und börsennotierten Unternehmen beraten lassen.

Seit der Ankündigung neuer Strafzölle durch US-Präsident Donald Trump ist der IPO-Markt in Europa weiter ins Stocken geraten. Mehrere Börsengänge wurden abgesagt. Bisher haben sich in diesem Jahr nur wenige Unternehmen in Europa neu aufs Börsenparkett gewagt. Zu den seltenen Börsenneulingen an den von Euronext betriebenen Handelsplätzen gehören das französische Fintech Younited und die Ferrari Group.

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