Kriegsfolge

Europäische Sberbank-Tochter ist am Ende

Die europäische Sberbank-Tochter mit Sitz in Wien zerbricht infolge des Krieges gegen die Ukraine. Einleger in Deutschland werden von der österreichischen Einlagensicherung entschädigt. Die Töchter in Slowenien und Kroatien wurden vom SRB verkauft.

Europäische Sberbank-Tochter ist am Ende

fir/ahe Frankfurt/Brüssel

Die europäische Tochtergesellschaft des größten russischen Finanzinstituts, Sberbank, ist am Ende. Die österreichische Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) habe der Sberbank Europe AG mit Sitz in Wien die Fortführung des Geschäftsbetriebs untersagt, teilte die Bankenaufsicht BaFin am Mittwoch mit.

Zuvor hatte bereits der deutsche Bankenverband BdB erklärt, dass ein Sicherungsfall eingetreten sei und Guthaben von bis zu 100000 Euro pro Einleger durch die österreichische Einlagensicherung geschützt würden. In den vergangenen Tagen hatte sich schon abgezeichnet, dass wegen hoher Geldabflüsse bei der Sberbank Europe infolge des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine die Bank ihren Verpflichtungen wohl nicht mehr nachkommen können würde.

Sberbank Europe ist eine 100-prozentige Tochter der russischen Sberbank und verfügt in Deutschland über eine rechtlich unselbständige Zweigniederlassung unter dem Namen Sberbank Direct. Für die finanzielle Entschädigung sämtlicher Kunden der Sberbank Europe kommt die österreichische Einlagensicherung auf, erklärte die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB), eine für den gesetzlichen Einlagenschutz zuständige BdB-Tochter. Dem BdB zufolge belaufen sich die Einlagen der etwa 35 000 Kunden der Sberbank Direct auf rund 1 Mrd. Euro, wovon 913 Mill. Euro von der Einlagensicherung Austria abgesichert seien.

Die EdB unterstütze die Österreicher bei der operativen Abwicklung des Entschädigungsverfahrens für deutsche Kunden, da die allermeisten Kunden der Europatochter bei der deutschen Niederlassung betreut würden, hieß es weiter. Betroffene deutsche Einleger sollen so schnell wie möglich entschädigt werden, so die BaFin. Die EdB werde sich rasch mit ihnen in Verbindung setzen.

SRB verkauft zwei Töchter

Die österreichische Finanzmarktaufsicht FMA hatte am Dienstag auf Anweisung der Europäischen Zentralbank der Sberbank Europe den Geschäftsbetrieb untersagt und den Einlagensicherungsfall ausgelöst. Jedem Einleger steht somit binnen zehn Arbeitstagen die Zahlung eines Betrags in Höhe seiner gedeckten Einlagen zu, im Regelfall also maximal 100000 Euro.

Während für die Wiener Muttergesellschaft keine Abwicklungsmaßnahmen erforderlich waren, entschied der Single Resolution Board (SRB) solche für die slowenische und die kroatische Tochtergesellschaft, die auf ihren jeweiligen Märkten eine deutlich größere Bedeutung haben. Der SRB unter Führung seiner Vorsitzenden Elke König entschied, in einem Schnellverfahren alle Anteile der beiden Töchter zu verkaufen. Den Zuschlag in Kroatien erhielt die Hrvatska Poštanska Banka, die Kroatische Postbank. In Slowenien heißt der neue Besitzer Nova Ljubljanska banka (NLB).

Beide Sberbank-Töchter seien damit nun Teil gut etablierter, robuster und stabiler Bankengruppen, erklärte der SRB. „Wir haben erreicht, was wir wollten: finanzielle Stabilität“, sagte König. Beide Banken hätten Mittwoch wie gewohnt und ohne Unterbrechung für Einleger oder Kunden geöffnet.

Der SRB handelte damit anders als noch im Fall von Banco Popular. Zum erhaltenen Kaufpreis, der nun zunächst eingefroren werden soll, äußerte sich die Abwicklungsbehörde nicht. Es sei aber ein „positiver Preis“ gewesen und es habe jeweils mehr als ein Angebot gegeben, sagte König. Die EU-Kommission hatte zuvor die beiden Abwicklungsbeschlüsse genehmigt.

„Heute haben wir gehandelt, um das öffentliche Interesse zu schützen und finanzielle Stabilität zu gewährleisten“, erklärte die SRB-Chefin. All dies sei ohne den Einsatz öffentlicher Mittel geschehen. Nicht nur die Kunden seien geschützt worden, sondern auch der Steuerzahler.

Von der Sberbank hatte es am Montag geheißen, dass angesichts der „geopolitischen Entwicklungen“ mehrere Sberbank-Europe-Töchter binnen kürzester Zeit erhebliche Abflüsse von Kundeneinlagen verzeichnet hätten. Die im Retail- wie im Firmenkundengeschäft aktive Sberbank Europe hat nach eigenen Angaben insgesamt etwa 800000 Kunden, die von über 3900 Mitarbeitern betreut werden, und verfügt über 185 Filialen. Die Bilanzsumme beträgt 13,64 Mrd. Euro.