Europol-Einheit verfolgt Finanztäter

Neue Truppe spürt Betrügern und Geldwäschern nach - Corona verschärft Lage

Europol-Einheit verfolgt Finanztäter

fir Frankfurt – Die europäische Polizeibehörde Europol hat zur Unterstützung der EU-Staaten und Einrichtungen im Kampf gegen Finanz- und Wirtschaftskriminalität eine neue Einrichtung eröffnet. 65 Mitarbeiter analysieren und ermitteln im Europäischen Zentrum für Finanz- und Wirtschaftskriminalität (European Financial and Economic Crime Centre/Efecc) bei Europol in Den Haag. Werkzeugkasten für ErmittlerNeue Vorgehensweisen von Kriminellen und ein Anstieg von Betrugsdelikten, Produktfälschungen, Korruption und Geldwäsche im Zuge der Corona-Pandemie stellten umso mehr unter Beweis, wie wichtig die Schaffung einer solchen Stelle sei, die dem Vorbild anderer Institutionen wie dem Europäischen Zentrum für Cyberkriminalität bei Europol nachempfunden sei, hieß es in einer Mitteilung. Das neue Zentrum solle die Strafverfolgungsbehörden der Staaten unterstützen, indem es “als Plattform und Werkzeugkasten für Finanzermittler in ganz Europa” diene, sagte Europol-Direktorin Catherine De Bolle. Es soll öffentliche und private Institutionen zusammenbringen, den Austausch befördern, grenzüberschreitende Untersuchungen vorantreiben und illegale Vermögenswerte in der EU beschlagnahmen.In einem anlässlich der Gründung des Zentrums veröffentlichten Bericht über die Herausforderungen im Kampf gegen Finanzkriminalität beklagt Europol, dass der eingeschränkte Zugang zu und grenzüberschreitende Austausch von Finanzdaten und Informationen über wirtschaftlich Berechtigte die Einziehung von kriminellen Vermögenswerten behindere.Trotz jährlich Hunderter Ermittlungen in der Europäischen Union wegen Finanzkriminalität würden 99 % der geschätzten Gewinne aus Straftaten nicht eingezogen und verblieben somit den Kriminellen. Im vergangenen Jahr war Europol an insgesamt 317 Ermittlungen wegen Finanz- und Wirtschaftsverbrechen beteiligt, 2018 waren es 272 und im Jahr zuvor 209 Fälle.Covid-19 und der daraus folgende Wirtschaftseinbruch verstärkten derlei Verbrechen und schüfen neue Verwundbarkeiten, schreibt Europol in dem Bericht. So wüssten die Täter ihre Chancen zu nutzen, beispielsweise wenn Touristik- oder Gastronomiebetriebe mit dem Überleben kämpften und in der Not besonders anfällig für Infiltration oder Übernahme durch Kriminelle würden.Wie die vergangenen Wochen gezeigt haben, sind neben der unerlaubten Beantragung von Hilfsgeldern durch nicht berechtigte Personen, mitunter auch mittels Korruption, betrügerische Investitionsangebote in Scheinfirmen en vogue, die vermeintlich Masken und andere Schutzausrüstung herstellen. Üblicherweise ist damit Geldwäsche verbunden, um die illegal erworbenen Gelder reinzuwaschen. Das übernehmen nach Beobachtung von Europol oft professionelle kriminelle Dienstleister, die gegen eine Provision von 5 bis 8 % Geldwäscheoperationen für andere Banden ausführen.