Experten erwarten intensivere Hurrikan-Saison 2024
Forscher befürchten mehr Hurrikane
In diesem Jahr schwere Stürme erwartet – Doch Geschäft der Versicherer lohnt sich
sck München
Es ist wie in jedem Jahr. Die Rückversicherer blicken gespannt auf die bevorstehende Hurrikan-Saison, die offiziell am 1. Juni beginnt und bis Ende Oktober/Anfang November dauert. Denn die tropischen Wirbelstürme gerade im Atlantik sind die größten natürlichen Risiken für die weltweite Assekuranz.
Der besonders gefährdete US-Bundesstaat Florida gehört zu den Regionen mit der weltweit höchsten Versicherungsdichte. Branchenprimus Munich Re weist wiederholt darauf hin, dass der Klimawandel und steigende Meerestemperaturen tropische Wirbelstürme verstärken.
Zugbahnen schwer vorhersehbar
Erste Schätzungen von Wissenschaftlern für dieses Jahr liegen vor. Und die verheißen nichts Gutes. Nach einer Analyse von Forschern der Colorado State University, die sich regelmäßig mit dem Thema auseinandersetzen, dürfte 2024 die Hurrikan-Saison besonders stark verlaufen. So erwarten die Experten in den kommenden sechs Monaten maximal 23 tropische Wirbelstürme. Die US-Klimabehörde NOAA rechnet sogar mit 25. Das wären rund doppelt so viele, wie in den vergangenen Jahrzehnten im Durchschnitt gemessen wurden.
Der Colorado State University zufolge könnten von den geschätzten Wirbelstürmen sich elf, also knapp die Hälfte, zu Hurrikanen entwickeln. Tropische Wirbelstürme bezeichnet man als Hurrikane ab einer Geschwindigkeit von 117 Stundenkilometern (km/h). Von den erwarteten Hurrikanen könnten sich fünf zu schweren entfalten mit mehr als 177 km/h. Ein Wechsel der natürlichen Klimazyklen in Mittel- und Südamerika (El Niño/La Niña) fördert das.
Mehr Schadenreserven nötig
Der größte Rückversicherer der Welt warnt, dass mit einer höheren Anzahl von Hurrikanen die Wahrscheinlichkeit von mehr Auftreffen auf Land (Landfalls) steigt. „Wie viele davon auf Land treffen – und wo – lässt sich nur schwer vorhersagen“, schreibt die Munich Re in ihrem Hurrikan-Ausblick 2024. Die Zugbahnen von Hurrikanen nicht konkret vorausschaubar. Das erschwert die Analyse.
Versicherer müssen somit mehr Reserven halten, um auch eine unerwartet schadenreiche Saison abfedern zu können. Dabei geht es um Milliarden. Die versicherten Schäden können, sollten Hurrikane im Golf von Mexiko auf die Südostküste der USA treffen, im Extremfall hohe zweistellige Milliardenbeträge umfassen.
Vor zwei Jahren verwüstete Hurrikan „Ian“ das US-Festland. Mit einer versicherten Schadensumme von 60 Mrd. Dollar war dieser Sturm laut Munich Re eine der teuersten Naturkatastrophen weltweit. Der bislang teuerste Hurrikan aller Zeiten war „Katrina“, der 2005 vor allem New Orleans verheerend traf. Die versicherte Schadensumme betrug seinerzeit 86 Mrd. Dollar. Viele Versicherer schrieben daraufhin tiefrote Zahlen.
Lukratives Geschäft
Hurrikane gehören zu den Naturgefahren mit den höchsten versicherten Schäden. Nach Berechnungen von Munich Re summieren sich die weltweiten volkswirtschaftlichen Schäden infolge dieser Stürme seit 1980 auf 2,1 Bill. Dollar, davon waren 790 Mrd. Dollar versichert.
Trotz eines wachsenden Hurrikan-Schadensrisikos aufgrund der zunehmenden Erderwärmung sind die US-Aktivitäten für viele Rückversicherer ein nach wie vor lukratives Geschäft. Strengere Bauauflagen haben in Florida und Louisiana dazu beigetragen, den Schutz vor Hurrikan-Schäden nachhaltig zu erhöhen. Zugleich gehen die Preise für Deckungen gegen Naturkatastrophen durch die Decke. Die Margen der Assekuranz steigen.
Davon profitierten Rückversicherer vor allem 2023, als die Hurrikan-Phase im Atlantik relativ glimpflich verlief. Das heißt, dass die Hurrikan-Saisons starken Schwankungen unterliegen. Schäden aus sogenannten Landfalls kann die Assekuranz auf lange Sicht immer noch gut überkompensieren. Trotz des Klimawandels ist ein Rückzug aus diesem Segment für die Branche daher kein Thema.
Klimaforscher warnen in diesem Jahr vor stärkeren Hurrikanen am Golf von Mexiko. Damit steigt die Gefahr von Schäden in Milliardenhöhe in Florida. Rückversicherer sind gewappnet. Die extremen tropischen Wirbelstürme gehören zu den größten Naturkatastrophenrisiken. Der Klimawandel begünstigt deren Entstehung.