EZB bemängelt Kredite für Gewerbeimmobilien
fir Frankfurt
Die EZB-Bankenaufsicht hat Risiken in der Gewerbeimmobilienfinanzierung ausgemacht und ermahnt Banken, mögliche Schwachstellen in der Bewertung von Sicherheiten und in den Kreditvergabestandards auszumerzen. Zudem berücksichtigten die Institute dabei Klima- und Umweltrisiken nicht ausreichend, geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten „ECB Supervision Newsletter“ hervor. Bei den meisten der untersuchten Banken seien „Bedenken hinsichtlich der Kreditvergabestandards, der Bewertung von Sicherheiten und der Überwachungsprozesse“ geweckt worden, heißt es dort. Besorgniserregend sei auch, dass sich viele dieser Probleme als bereichsübergreifend darstellten und somit über den Bereich der Gewerbeimmobilien hinausgingen.
30 Prozent der faulen Kredite
Darüber hinaus schlügen sich mehrere Banken trotz aller Bemühungen zur Bilanzbereinigung noch immer mit notleidenden Altkrediten herum, die aus der Zeit nach der Finanzkrise stammten. Im gesamten europäischen Bankensektor machen den Angaben zufolge Gewerbeimmobilienkredite bis zu 30% der faulen Kredite aus.
Die Aufseher haben dem Bericht zufolge seit 2018 in Vor-Ort-Inspektionen die Gewerbeimmobilien-Portfolien von insgesamt 40 Bankengruppen begutachtet. In der zweiten Jahreshälfte sei eine hohe Zahl von Prüfungen geplant, und auch im nächsten Jahr würden Vor-Ort-Untersuchungen in Betracht gezogen, hieß es. Darauf aufbauend sollen detaillierte Analysen der Bewertungspraxis bezüglich der Sicherheiten von Gewerbeimmobilien in Europa vorgenommen und dann auch „andere anfällige Sektoren“ wie die Luftfahrt untersucht werden.
Außerdem läuft durch die EZB-Aufsicht seit vergangenem Jahr eine gezielte Überprüfung des Kreditrisikomanagements der Banken in Bezug auf ihre inländischen Gewerbeimmobilien-Portfolien. Die beiden Prüfungsprojekte hätten zwar unterschiedliche Ansätze, ergänzten sich aber, hieß es.
Gewerbeimmobilien als Anlageklasse seien zwar stark von der Corona-Pandemie in Mitleidenschaft gezogen worden, hätten aber im Niedrigzinsumfeld erhebliche Investitionen angezogen, halten die Aufseher fest. Angesichts einer auf die hohe Inflation folgenden Straffung der Geldpolitik könnten steigende Zinssätze den Druck auf den Immobiliensektor verstärken, warnt die EZB-Bankenaufsicht.