EZB ruft Banken zu raschem Rückzug aus Russland auf
Reuters/Bloomberg Frankfurt
Die Banken der EU sollten aus Sicht von EZB-Chefaufseher Andrea Enria ihr Engagement in Russland zügig zurückfahren. Für die Aufsicht sei wichtig, dass Banken ihre Geschäfte in Russland genau überwachten und im Idealfall so weit wie möglich reduzierten und abbauten, sagte Enria in einem am Donnerstag auf der Internetseite der Bankenaufsicht veröffentlichten Interview mit der litauischen Zeitung „Verslo zinios“.
Ein Verkauf noch bestehender Russland-Geschäfte sei womöglich wegen bestehender Anforderungen nicht leicht, sagte Enria. „Wir müssen verstehen, dass das Umfeld dort nicht einfach ist und dass es für Banken schwierig ist, von einem Tag auf den anderen dort auszusteigen.“ Aus seiner Sicht könnte der Rückzug aber rascher erfolgen: „Ich hätte es gerne schneller.“ Insgesamt sei das Engagement europäischer Banken in Russland mit 87 Mrd. Euro im dritten Quartal 2022 aber nicht sehr groß.
Zugleich kündigte Enria einen neuen Stresstest für das Jahr 2024 an, mit dem die Widerstandsfähigkeit der Institute gegenüber Cyberattacken geprüft werden soll. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs habe die Zahl der Angriffe zugenommen.
Die Commerzbank gehört informierten Kreisen zufolge zu den Banken, die von der Aufsicht aufgefordert wurden, ihre Risiken im Russlandgeschäft zu verringern. Wie zu hören ist, hat die EZB die Bank in den vergangenen Monaten gedrängt, für mögliche Verluste im Land eine größere Vorsorge zu bilden. „Wir werden unsere Geschäftsstrategie und Risikobewertung kontinuierlich an die aktuelle Situation anpassen“, erklärte ein Sprecher der Bank. Die EZB lehnte eine Stellungnahme ab. Die Commerzbank bezifferte ihr Russland-Engagement zum Ende des vergangenen Jahres auf 744 Mill. Euro. Darüber hinaus hält ihre Niederlassung auf Rubel lautende Einlagen im Wert von etwa 800 Mill. Euro bei der russischen Zentralbank.