Fondsbranche

Falscher Traum von Größe

Der deutsche Fondsverband BVI beklagt, dass der globale Investmentmarkt von US-Adressen dominiert wird. Doch eine grenzüberschreitende Marktkonzentration in Europa wäre nicht im Interesse der hiesigen Branche.

Falscher Traum von Größe

Einmal unter den Großen mitspielen: Das wünscht sich offenbar der deutsche Fondsverband BVI für die deutsche und auch die europäische Branche, wenn er neidvoll über den Atlantik blickt. Gemessen am Vermögen wird das globale Geschäft von US-Adressen dominiert, die sowohl ihre weltweiten Marktanteile in den vergangenen zwei Jahrzehnten ausgebaut haben, als auch die Top-10-Listenplätze weitgehend unter sich aufteilen. Das Wertpapiersparen sei in den USA verbreiteter und die Aufsicht wohlwollender, lautet die Botschaft. Klar, dass sich ein Fondsverband ähnliche Bedingungen wünscht. Doch die Gegenüberstellung führt in einer Hinsicht in die Irre. Eine starke Konzentration auf wenige europäische Riesen wäre nicht im Sinne der deutschen Branche.

Denn auch wenn die Investmenthäuser hierzulande Absatzrekorde schreiben und ein Spitzengeschäft verbuchen: Es gibt in Deutschland fast kein Haus, das global unter die Fondsriesen aufrücken könnte. Hoffnung kann sich vielleicht die DWS machen, die auch über Europa hinaus tätig ist und sich mit dem verwalteten Vermögen allmählich der Billionenmarke nähert. Die große französische Rivalin Amundi ist ihr aber nach zahlreichen Übernahmen längst enteilt. Die Allianz hat zwar mit Pimco eine große US-Adresse gekauft, doch von Deutschland aus holt der Konzern mit Allianz Global Investors die Riesen dieser Welt vermutlich nicht mehr ein. Die Fondsanbieter DekaBank und Union Investment der Sparkassen und Kreditgenossen sind erfolgreich, doch jenseits deutscher Grenzen sind sie weitgehend unbedeutend. Mit Universal-Investment gibt es zwar noch eine europäische Spezialistin für Fondsmäntel. Es wird aber nie eine deutsche Blackrock geben.

Gleichwohl ist der Status quo aus Branchensicht gut. Im fragmentierten europäischen Fondsmarkt kontrollieren die hiesigen Adressen das Massengeschäft mit privaten Sparern in weiten Teilen, die Margen sind auskömmlich und auch Banken und Finanzvertriebe leben vom Geschäft. Eine Öffnung dieser Strukturen, die den Einstieg neuer Spieler und einen stärker grenzüberschreitenden Vertrieb erleichtern würde, könnte eine stärkere Konzentration in Europa begünstigen, doch es gäbe auch viele Verlierer, wie der Blick in die USA nahelegt. Die Marktverhältnisse dort brachten schließlich nicht bloß große Anbieter hervor, sondern auch ein reifes ETF-Segment und Preisdruck in der gesamten Branche. Der Ruf nach großen Spielern im Fondsgeschäft ist zweischneidig. Der Weg dorthin wäre für viele schmerzhaft.