Geldanlage

Finanz-Influencer mit eingeschränkter Reichweite

Social Media und Podcasts für Finanzbildung beeinflussen nur ein Fünftel aller Befragten in ihrer Entscheidung für Geldanlagen. Influencer werden häufig als unseriös wahrgenommen, ergab eine Umfrage der Verbraucherkreditplattform Younited.

Finanz-Influencer mit eingeschränkter Reichweite

bg Frankfurt – Mit der Digitalisierung des Bank- und Wertpapiergeschäftes haben zunehmend auch Influencer in diesem Bereich der Geldanlage Fuß gefasst. Eine Umfrage der Verbraucherkreditplattform Younited zur Meinungsbildung im Finanzbereich hat nun erstmals untersucht, wie diese Influencer von Privatanlegern wahrgenommen werden.

Das Ergebnis: Social Media und Podcasts für Finanzbildung gewinnen zwar vor allem bei Jüngeren (18 bis 44 Jahre) an Bedeutung, aber nur 20% aller Befragten können sich vorstellen, bei der Entscheidungsfindung auf Social Media zurückzugreifen. Immerhin 18% aller Befragten und sogar 37% der Altersgruppe 25 bis 34 Jahre informieren sich aber auf digitalen Kanälen zu Finanzfragen. Dass sich Influencer nicht wirklich als Berater durchsetzen können, wenn es darum geht, Finanzentscheidungen tatsächlich zu treffen, liegt den Daten zufolge vor allem daran, dass viele Influencer als unseriös wahrgenommen werden und kein Vertrauen genießen. Das geben immerhin 65% der Befragten an.

Hintergrundwissen zählt

Durchgeführt wurde die repräsentative Umfrage vom Meinungsforschungsinstitut Yougov Mitte Juni unter 2040 Teilnehmern. Der Rat von Influencern beim Finanzthemen ist im Vergleich zu anderen Wirtschaftsthemen bislang nicht so ge­fragt, weil den Digital-Kommunikatoren der berufliche Hintergrund im Finanzwesen fehlt. Weitere Gründe sehen die Studienteilnehmer im Interessenkonflikt zwischen Information und bezahlter Werbung (44%) sowie in einer unverständlichen Aufbereitung des Finanzwissens (13%). Bei den jüngeren Altersgruppen 18 bis 24 Jahre bzw. 25 bis 34 Jahre sind Finanz-Influencer deutlich populärer (41 % bzw. 28%) als bei den älteren Altersgruppen 45 bis 54 bzw. 55 und älter (13% bzw. 3%). Dabei werden sie bei der jungen Zielgruppe durchaus ernstgenommen mit ihren Ratschlägen: Von den 300 Befragten, die angaben, einem Finanz-Influencer zu folgen, hätten immerhin 55% schon einmal bei einer Finanzentscheidung auf den Rat des Influencers gehört, heißt es. Befragt wurden die Studienteilnehmer zu ihrem Finanzbildungsstand, ihren bevorzugten Informationsquellen, ihrer Interaktion mit Influencern und der Einschätzung ihrer Vertrauenswürdigkeit.

Die bevorzugten Informationsquellen der Teilnehmer in Bezug auf Finanzthemen sind noch immer Fernsehen (27%), Freunde und Familie (26%) sowie Bank- und Finanzberater (25%). Tageszeitungen und Magazine in gedruckter Form verlieren vor allem bei jüngeren Zielgruppen weiter an Bedeutung. Nur 17% der 18- bis 24-Jährigen und nur 16% der 25- bis 34-Jährigen nutzen sie zur Informationsgewinnung. Digitale Medien, vor allem Social Media, Podcasts und Blogs, werden als Informationsquelle im­mer wichtiger für jüngere Zielgruppen. Während die Zielgruppe 55 Jahre und älter sie kaum zur Finanzbildung nutzt (Social Media 7%, Blogs 8%, Podcasts 3%), setzt die Gruppe zwischen 25 bis 34 Jahren verstärkt auf diese Quellen – ein Trend, der sich fortsetzen sollte, was nahelegt, dass Anleger über diese Kanäle verstärkt angesprochen werden sollten.

Potenzial ist vorhanden

Auf den digitalen Kanälen suchen die Studienteilnehmer am häufigsten Inhalte zu Aktien, ETFs und Kryptowährungen (17%). Eher klassische Finanzthemen wie Versicherungen (11%), Altersvorsorge (10%), Im­mo­bilienkauf (8%), Konten (6%) oder Kreditanbieter (5%) lagen da­gegen in der Wahrnehmung deutlich dahinter. Hier zeigt sich eine deutliche Lücke, die große Finanzdienstleister, Versicherungskonzerne und Fintechs bisher noch kaum zu besetzen scheinen, heißt es. „Unsere Studie zeigt deutlich, dass eklatante und alarmierende Wissenslücken im Finanzbereich bestehen: Rund ein Viertel aller Befragten informiert sich grundsätzlich nicht zu finanziellen Themen“, sagt Jana Koch, CMO von Younited. „Das Potenzial für Influencer-Marketing im Finanzbereich ist jedoch zweifellos vorhanden.“