Ranking von CFS und ILB

Finanzplatz Frankfurt überholt Tokio

Frankfurt belegt im Finanzplatz-Ranking von CFS und ILB den fünften Platz. Paris bleibt in Reichweite, die – im übrigen unveränderten – Spitzenpositionen aber weit entfernt. Außerdem bedarf es erheblicher Anstrengungen, den aktuellen Rang zu halten.

Finanzplatz Frankfurt überholt Tokio

Finanzplatz Frankfurt überholt Tokio

Nachholbedarf bei der Größe – Paris in Reichweite – New York ist Spitze

ba Frankfurt

Der Finanzplatz Frankfurt holt auf: Er zieht an Tokio vorbei und belegt nun Rang 5 im Finanzplatz-Ranking des Center for Financial Studies (CFS) in Kooperation mit dem Institut Louis Bachelier (ILB) aus Paris. Im vergangenen Jahr, als der Open Financial Ecosystem Index (Ofex) erstmals vorgestellt wurde, stand Frankfurt auf Platz 6. Im weltweiten Finanzplatz-Ranking des Londoner Thinktanks Z/Yen Group rangiert die Mainmetropole derweil auf Rang 10 und ist das einzige kontinentaleuropäische Finanzzentrum unter den Top 10.

Top 3 unangefochten

Uneinholbar an der Spitze des CFS-Rankings steht wie schon im vergangenen Jahr New York, gefolgt von Chicago und London. Die Nummer vier aber, Paris, ist in Reichweite, wie CFS-Geschäftsführer Volker Brühl sagt. Am augenfälligsten im Ranking ist für ihn, wie stark Tokio, Seoul und Toronto verloren haben. Tokio fiel von Platz 4 auf 7, für die Südkoreaner ging es von Rang 8 auf 12 und die Nordamerikaner rutschten um sechs Plätze auf den dreizehnten ab. Seoul und Toronto sind damit auch aus den Top-Ten gefallen. Neu in dieser Gruppe sind hingegen die chinesischen Finanzzentren Shanghai (Platz 6) und Shenzhen (8), für die es um neun bzw. zehn Plätze nach oben ging im Vergleich zum Vorjahr. Dies zeigt auch, dass „von den hinteren Plätzen ziemlich stark Druck gemacht wird“, erklärt Brühl.

Neu in das Ranking aufgenommen wurden wegen einer besseren Datenqualität und -verfügbarkeit die Finanzplätze Abu Dhabi, Athen, Bogota, Manama und Vilnius.

Rein Datenbasiert

Das Ranking von CFS und ILB basiert auf 53 Indikatoren aus öffentlich zugänglichen und verlässlichen Quellen – im Gegensatz etwa zu dem Londoner Ranking, das umfragebasiert ist. Zu jeweils gleichen Teilen fließen die Bewertungen der finanziellen und wirtschaftlichen Entwicklung sowie des Arbeitsumfeldes ein.

In den ersten Komplex fallen 21 Indikatoren etwa zu Größe und Volumen von Aktien- und Kreditmarkt oder der wirtschaftlichen Dynamik. Der Bereich Arbeitsumfeld wiederum teilt sich in drei Unterkategorien auf: Geschäftliches Umfeld (14 Indikatoren), Humankapital (14) und Infrastruktur (4). Die Entwicklung wird dabei jeweils in Relation zum Spitzenplatz dieser Kategorie gewertet.

Der Blick ins Detail zeigt, dass Frankfurt sich zwar im Bereich Finance insgesamt verbessert hat. Ursächlich dafür war laut CFS der weitere Zuwachs an Bank Assets, Fortschritte bei den nachhaltigen Anleihen sowie im Handel und Clearing mit OTC-Zinsderivaten. Außerdem die Entscheidung, die europäische Anti-Geldwäsche-Behörde (AMLA) in Frankfurt anzusiedeln. Im Bereich der Aktienmärkte hingegen hat Frankfurt bei Marktwert und der Anzahl der börsennotierten Unternehmen, den IPO-Aktivitäten und dem Handelsvolumen leicht verloren.

Deutliches Minus beim Arbeitsumfeld

Geht es um das Arbeitsumfeld, ist Mainhattan deutlich abgerutscht, von Rang 12 auf 15. Neben den Top 4 reüssieren hier etwa Singapur, Zürich, Stockholm und Hong Kong.

Als Belastungsfaktoren wertet Brühl die hohen Lebenshaltungs- und Wohnkosten sowie die abnehmende Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft – Stichworte: Bürokratie, Energiekosten, Steuerbelastung. „Hier könnte das Land, aber vor allem der Bund aktiv werden.“

Belastend seien zudem die mangelnden Fortschritte der Digitalisierung sowie die unterdurchschnittliche Entwicklung der Fintechs – dem könne mit mehr Innovationsförderung begegnet werden. Für den Finanzplatz sprächen hingegen die hohe politische Stabilität, die Rechtssicherheit, die gute logistische Infrastruktur und ein guter Pool an Nachwuchskräften.

Größe zählt

Vor allem aber leidet Frankfurt unter Größennachteilen. Gewinnen könnte Frankfurt hier etwa durch Akquisitionen oder Kooperationen vor allem in den Bereichen Data Services oder Kryptoassets – aber auch in allen traditionellen Asset-Klassen. „Es bedarf erheblicher Anstrengungen, wenn Frankfurt diese derzeit sehr starke Position verteidigen will“, so das Fazit von Brühl.

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