Finanzplatz soll nachhaltiger werden

Deutsche Börse präsentiert Frankfurter Erklärung - Konkrete Konzepte müssen erst ausgearbeitet werden

Finanzplatz soll nachhaltiger werden

Die Nachfrage nach nachhaltigen Anlagen lässt in Deutschland zu wünschen übrig. Die Deutsche Börse will mit einer Initiative, welche die verschiedenen Akteure des Finanzplatzes zusammenbringt, Abhilfe schaffen. Konkrete Resultate sind aber nicht vor Ablauf eines Jahres zu erwarten.dm Frankfurt – Kristina Jeromin, Leiterin des Nachhaltigkeitsmanagements der Deutschen Börse, brachte es vor Journalisten in Frankfurt auf den Punkt: Die Börse habe 100 Nachhaltigkeits-Indizes aufgelegt, aber nur 12,5 Mill. Euro seien darin bisher investiert worden. “Wir sehen zu wenig Traffic rund um diese Produkte”, so Jeromin. Nur auf der Produktseite das Thema anzuschieben reiche also nicht, es brauche “einen gemeinschaftlichen Ansatz”, von regulatorischer Seite, von Banken und Investoren. Mit einer “Frankfurter Erklärung” will die Börse nun einen Rahmen definieren, wie man am Finanzplatz “als Gruppe” agieren könne, sagte Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter auf der Presseveranstaltung, die vor einer sogenannten Start-Konferenz für eine “Accelerating Sustainable Finance Initiative” am Dienstag stattfand. Kengeter erklärte, die Börse sei seit Jahren nicht nur Mitwirker beim Thema Nachhaltigkeit, sondern beobachte auch einen Wandel in der Vermögensverwaltung: Weltweit seien bereits ein Sechstel der investierten Gelder in ESG-Produkten unterwegs. Die Abkürzung ESG steht für Environmental, Social und Governance.Eine Rolle spielt auch, dass Deutschland das Thema Nachhaltigkeit auf dem G 20-Gipfel im Juli in Hamburg “nach vorne” bringen werde, wie Michael Meister (CDU), parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesfinanzministerium, sagte. Deutschland hat derzeit die G 20-Präsidentschaft. Es brauche präzisere Aussagen und das Herausarbeiten von Zusammenhängen und eine “Lernkurve” auf globaler Ebene. Meister sagte, er hoffe, dass die Finanzindustrie dieses Thema “aus Eigeninteresse” ernst nehme. Es gebe aber keinen Grund zu einer Deregulierung, genauso wenig wie für eine Regulierung. Mit hinein in die Anstrengungen der Deutschen Börse spielt auch, dass die hessische Landesregierung auch eine Initiative startete, ein Green-Finance-Innovation-Cluster zu etablieren, das klären soll, wie die Finanzwirtschaft zu den Klimazielen der Bundesregierung und der EU beitragen kann.Die Frankfurter Erklärung nennt sich ein “freiwilliges Bekenntnis zur Umsetzung einer gemeinsamen Nachhaltigkeitsinitiative am Finanzplatz Frankfurt”. Sie sei “Ausgangspunkt eines offenen Dialogs” und “kein Umsetzungsbeschluss”. Kengeter sagte, es gehe “nicht um eine Geschäftsinitiative”, sondern um Konzepte “mit Hand und mit Fuß”. Jährlich soll eine Nachhaltigkeitskonferenz durchgeführt werden, auf der auch kontrolliert werde, was Arbeitsgruppen dazu erreicht haben. Ziel ist die Definition der Rahmenbedingungen einer nachhaltigen Finanzwirtschaft und “konkrete Initiativen zur Umsetzung neuer Strukturen”. Auf Nachfrage meinte Kengeter, mit messbaren Resultaten sei nicht vor Ablauf eines Jahres zu rechnen.Zu den Unterzeichnern zählen abgesehen von der Börse selbst auch Commerzbank, HSBC, ING DiBa, KfW, SEB, Société Générale und Triodos Bank sowie Vermögensverwalter wie Allianz, Deka und Union Investment, der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) und die Frankfurt School. Nicht mehr rechtzeitig zur Pressekonferenz unterzeichnet haben auch die Deutsche Bank und der Indexanbieter MSCI, weitere dürften noch folgen. Die Deutsche Bank hat gleichentags zudem den Abschluss einer Master-Vereinbarung mit dem Klimafonds der Vereinten Nationen, dem Green Climate Fund, mitgeteilt.