Fonds-Reform nimmt vorletzte Hürde in Brüssel
rec Brüssel
– Zur Freude der Fondsindustrie steht eine Reform spezieller Investmentfonds in der EU namens Eltif vor dem Abschluss. Der zuständige Ausschuss für Wirtschaft und Währung im EU-Parlament (Econ) hat die Überarbeitung der entsprechenden Verordnung am Donnerstag durchgewunken. Damit muss die Reform eine letzte Hürde im Plenum des EU-Parlaments nehmen. Die Abstimmung ist für Februar geplant, eine Mehrheit gilt als sicher. Nach Lage der Dinge können die Änderungen im Herbst in Kraft treten.
Interessenverbände aus der Fondsbranche begrüßen die Reform. Denn die im Jahr 2015 eingeführten europäischen langfristigen Investmentfonds (Eltif) fristen bislang allenfalls ein Nischendasein. Grund sind strenge Auflagen für Vertrieb und Zusammensetzung der Portfolios. Die Vorgaben werden nun geschliffen mit dem Ziel, Investitionen in langfristig angelegte Geschäftsmodelle etwa zum digitalen und grünen Umbau der Wirtschaft insbesondere für Kleinanleger attraktiver zu machen.
Der deutsche Fondsverband BVI frohlockt: „Es ist gut, dass die EU-Gesetzgeber den Eltif mit flexibleren Anlagemöglichkeiten und dem Abbau von Vertriebshindernissen wie zum Beispiel der Streichung der Mindestanlagesumme von 10 000 Euro zum Markterfolg verhelfen wollen“, sagte ein BVI-Sprecher auf Anfrage. Der globale Interessenverband für alternative Investments (AIMA) wittert einen Vertriebsschub: „Nach unseren Schätzungen könnten die Assets under Management via Eltif innerhalb von fünf Jahren die Marke von 100 Mrd. Euro überschreiten, da die globalen Vermögensverwalter dieses flexiblere Instrument für den Vertrieb an eine breitere Anlegerbasis wie zum Beispiel Privatkunden nutzen möchten.“
Bis Ende 2021 hatten Eltif-Fonds nach Erkenntnissen der Analysefirma Scope nicht mal ein Zehntel dieser Summe angezogen. In Brüssel kursierende Zahlen deuten sogar auf ein noch geringeres Anlegerinteresse hin. Nun seien erheblich mehr Investitionen in Unternehmen und Infrastruktur in der EU zu erwarten in einer Zeit, in der der Zugang zu traditionellen Finanzierungsquellen für Firmen immer schwieriger wird, heißt es in der Fondsbranche.
In Deutschland vertreibt die Commerz Real mit dem „Klimavest“ einen Eltif, der gerade die Milliardenschwelle erreichte. Union Investment hingegen hatte in Kooperation mit Blackrock einen Fonds auf die Startbahn gebracht, dann aber von den Plänen Abstand genommen.
Gut kommt in der Fondsbranche beispielsweise an, dass die Änderungen eine stärkere Trennung zwischen Eltif-Fonds für institutionelle Investoren und für Kleinanleger vorsehen. Außerdem könnten Fondsanbieter künftig aus einer größeren Auswahl an Vermögenswerten wählen, beispielsweise aus dem Immobiliensektor. Die Reform soll indes nicht auf Kosten des Schutzes von Kleinanlegern gehen, wie aus Reihen des EU-Parlaments betont wird: Alle Eltif-Produkte müssten im Einklang mit der Finanzmarktrichtlinie Mifid stehen. Die Aufklärung von Kleinanlegern über mögliche Tücken bei Eltif-Produkten steht unvermindert im Fokus – zumal durch die Änderungen auch Anleger mit kleinerem Geldbeutel Zugang zu den Produkten erhalten.
Im Oktober hatten EU-Staaten und EU-Kommission einen Kompromiss erzielt. Die Schlussverhandlungen mit dem Parlament sind im Dezember zum Abschluss gekommen.