Investmentfondstage

Fondsbranche bekennt eigene Fehler

Flucht der Anleger mitverschuldet - Luxemburg setzt auf AIFMBessere Aufklärung und Finanzbildung

Fondsbranche bekennt eigene Fehler

Die Fondsbranche gesteht ein, dass sie die Flucht der Privatanleger zum Teil mitverschuldet hat. Sie setzt sich für mehr Aufklärung und finanzielle Grundausbildung ein und kämpft dafür, das verloren gegangene Vertrauen zurückzugewinnen. Von Silke Stoltenberg, FrankfurtUm die Stärken und Schwächen der Fondsstandorte Deutschland, Schweiz und Luxemburg haben sich die Diskussionen bei den erstmals veranstalteten Investmentfondstagen der Börsen-Zeitung gedreht. Die Präsidenten der drei Fondsverbände beklagten dabei die Gefahren für Investmentfonds durch die zunehmende Regulierung sowie die mangelnde Finanzbildung in ihren Ländern, aber räumten auch eigene Fehler ein, die zu der massiven Abkehr der Anleger geführt haben. “Wir haben Fehler gemacht und wir haben die Kunden emotional verloren, weil wir nur mit ihnen über die möglichen Renditen der Produkte, aber nicht über deren Risiken gesprochen haben”, sagte Thomas Neiße, Präsident des deutschen Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI). Zudem habe die Branche in den vergangenen zehn Jahren ihre Renditeversprechen wegen der Börsentalfahrten nicht gehalten, “wir haben nicht geliefert”. Die Fondsgesellschaften hätten die Kunden überfordert, indem die komplizierte Materie der Investmentfonds nicht “in eine normale Sprache” übersetzt worden sei. Das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen, sei Kärrnerarbeit. “Das war keine Glanzleistung in den letzten Jahren, wir müssen von vorn anfangen und kleinere Brötchen backen”, zeigte sich Neiße selbstkritisch. Seit einigen Jahren setzen sich der BVI und seine Mitgliedsgesellschaften aktiv für eine bessere Finanzausbildung an den Schulen ein.Um die Privatkunden zurück in die Fonds zu bekommen, ist auch nach Ansicht von Martin Thommen, Präsident der schweizerischen Swiss Funds Association (SFA), Aufklärung und eine finanzielle Grundausbildung an den Schulen notwendig. “Die Themen Finanzen und Vorsorge müssen in die Lehrpläne”, forderte er. Allerdings räumte auch er Fehler der Branche ein. “Wir haben mit der Gier der Anleger mitgezogen.” So seien Modethemen bedient worden. Solche Produkte liefern meist nur kurzfristig gute Performance-Zahlen, aber keine nachhaltige Rendite für die Anleger. Eine bessere finanzielle Grundausbildung diene auch dazu, den Anleger besser zu schützen, ergänzte Marc Saluzzi, Präsident der Association of the Luxembourg Fund Industry (Alfi): “Keine noch so ausgefeilte Regulierung kann den Anleger schützen, aber die eigenen Kenntnisse können das.”Die drei Fondspräsidenten beklagten einhellig die zunehmende Regulierung. “Wir müssen sicherstellen, dass dadurch unsere Produkte nicht kaputtgemacht werden”, warnte Saluzzi. Dennoch werden einige der neuen Regeln auch unterschiedlich beurteilt, was die eigenen Fondsstandorte angeht. Insbesondere bei den neuen EU-Regeln für alternative Investmentfonds (AIFM) scheiden sich die Geister. Die Umsetzung der Brüsseler Vorgaben ist in Luxemburg und der Schweiz bereits sehr weit gediehen, in Deutschland ist dieser Prozess erst im Sommer angestoßen worden. Der Alfi-Präsident sieht in der AIFM-Richtlinie die Chance, die Stellung Luxemburgs bei alternativen Produkten wie Hedge-, Private-Equity- oder Immobilienfonds deutlich zu verbessern. Die Luxemburger Gesellschaften hätten eine Verdopplung der Assets under Management im alternativen Segment in den nächsten fünf Jahren vor Augen, führte er aus. Derzeit sind es 10 % der in Luxemburg verwalteten Gelder von insgesamt 2,3 Bill. Euro. In Deutschland droht durch die AIFM-Umsetzung ein Verbot neuer Immobilienfonds. Neiße zeigte sich allerdings zuversichtlich, dass das Bundesfinanzministerium dies noch einmal überdenkt. Ein “staatlich verordnetes Oligopol” der wenigen großen, noch bestehenden Anbieter könne wohl nicht gewollt sein.In der Schweiz komme es zu keinen Liquiditätsproblemen bei den Immobilienfonds, da es geschlossene Varianten seien, die lediglich kurzfristig über die Börse veräußerbar seien, berichtete Thommen. Er hofft wegen der aktuellen Schweizer Weißgeldstrategie auf eine neue Dynamik in der Vermögensverwaltung, da Private Banking und das Asset Management nun stärker voneinander getrennt seien.